Kroatien und die Windprognosen
Ist die Allures 45 ein gutes Schiff für eine Langfahrt?
Und vor allem, ist das unser Traumschiff? Diese Frage stellen wir uns, seit wir auf diesen Bootstyp aufmerksam wurden. Wir haben beinahe jeden Film und unzählige Fotos im Internet angeschaut und diese haben uns sehr vom Schiffstyp überzeugt. So beschlossen wir Ende letzten Jahres, dass wir eine Allures 45 testen möchten und uns auf die Suche gemacht eine solche für 2 Wochen zu chartern.
In Kroatien in Trogir gibt es eine der ganz wenigen Allures 45 zum Chartern. Diese haben wir für die letzte April und erste Mai Woche für uns gebucht. Nun mussten noch Skipper her, welche uns bei unserer Hochseeausbildung schulen, die Meilen und Manöver bestätigen und überhaupt ein Schiff führen dürfen, damit wir auch das Boot wirklich chartern können. So haben wir glücklicherweise Raymond und Rolf mit ins Boot holen können.
Mit enormer Spannung auf die Allures 45 fliegen wir also im April nach Split und können am Samstag in der Marina Trogir die Yacht mit dem Namen Alunette übernehmen.
Der allererste Eindruck ist gut und es ist ein sehr schönes Gefühl wieder an Bord eines Schiffes zu sein! Wir freuen uns auf die kommenden 14 Tage, trotz weniger erfreulichen Wetterprognosen mit Regen, Kälte und sehr viel Wind.
Wir machen die üblichen Charter-Startprozeduren durch, wie einpuffen, einkaufen, Lebensmittel verstauen... und gehen anschliessend ins wunderschöne Städtchen Trogir zum Nachtessen.
Der Erste Eindruck einer Allures
Am Sonntagmorgen heisst es bei regnerischem Wetter Leinen los. Wir führen in der Bucht vor Trogir erste Manöverübungen unter Motor durch um die Wendigkeit des Schiffes kennen zu lernen. Anschliessend setzen wir die Segel und fahren mit gemütlichem Ostwind Richtung Milna auf der Insel Brač.
Nach diesen ersten Seemeilen unter Segel und mit Motormanöver sind wir positiv überrascht, wie schön das Schiff im Ruder läuft und wie gut es ausgetrimmt ist. Wir hatten noch nie eine Charteryacht, die so schön zum Steuern war.
Anderntags stehen wir gemütlich auf und besuchen die Ortschaft mit einem Spaziergang, da für heute starke Winde angesagt sind. Am Nachmittag bleiben wir in der Bucht bei Milna und üben unter Motor rückwärts und seitliches Anlegen mit eindampfen in die Spring. Es macht Spass, das grosse Schiff zu steuern!
Ein wunderschöner Tag begrüsst uns und wir setzen bald die Segel bei leichtem Wind. Gemütlich geht es voran Richtung Süd und dann West und im Hintergrund sehen wir Schneeberge! Entsprechend sind wir dieser Tage froh, dass die Alunette eine Heizung hat.
Es ist noch Vorsaison-Zeit und das ermöglicht uns einen einsamen, ruhigen, wunderschönen Ankerplatz in der Bucht Lovisce auf Šćedro.
Die Windprognosen halten nicht, was sie versprechen...
Am nächsten Tag segeln wir bei kräftigem SO-Wind und Wellengang Richtung Korčula. Gegen Mittag sehen wir ein paar Delfine doch auch diese können Allans Magen nicht beruhigen, er muss sein Frühstück den Fischen übergeben...
Im Korčulanski Kanal haben wir gebündelten Wind und Strömung gegen uns, so dass wir beim Aufkreuzen kaum vorankommen und uns für die Weiterfahrt unter Motor entscheiden. Wir machen in der Marina längsseits fest und gönnen uns einen Stadtrundgang mit Pizzaessen im interessanten, hübschen Städtchen.
Eigentlich wollten wir weiter Richtung Süden aber die schlechten Windprognosen lassen uns umkehren und wir segeln anderntags gemütlich der Insel Korčula entlang bis Uvala Gradina, wo wir an einer Boje übernachten.
Die Weiterfahrt geht unter Motor und Leitwindsegeln weiter und wir zielen Komiža auf Vis an. Doch wir entscheiden uns dann für die Bucht Vis, da die Wind- und Wetterprognosen für Komiža nicht geeignet sind. So haben wir den Nachmittag Zeit um intensiv Manövertraining unter Motor zu absolvieren. Und darf danach in Kut bei Vis gleich das geübte umsetzen und uns rückwärts an die Mole parkieren, und festmachen mit einem Mooring. Juhu, es hat funktioniert. Zum Nachtessen gibt es einen Red Snapper und ich essen den sogar!!!
Die bezaubernde Blaue Grotte
Wir möchten die Blaue Grotte bei Biševo besuchen und stehen früh auf, damit wir kurz vor Mittag dort sind und hoffentlich schönes Licht antreffen. Zu Beginn kommen wir mit NW-Wind unter Segel flott voran und gelangen vor die Blaue Grotte. Wir sind als einzige da und weil wir dort nirgends festmachen können, freuen wir uns, dass bald ein kleines Touristenführer-Boot aufkreuzt und uns jeweils zu zweit mitnimmt, so dass immer jemand auf der Alunette ist, die einfach in der kleinen Bucht treibt.
Die Einfahrt in die Grotte ist kaum zu erkennen und so klein, dass das Boot direkt hineinpasst, wenn wir unsere Köpfe einziehen. In der Grotte wird das Boot nur noch mit Holzstangen von den Wänden abstossend fortbewegt. Rolf und ich haben das grosse Glück, dass wir alleine in diesen magischen Ort einfahren. Es ist bezaubernd, einfach nur schön! Die Natur hat einen sehr beeindruckenden Ort erschaffen. Das Zusammenspiel von Wasser, Sand, Felsen und Licht zaubern eine wunderbare blaue Atmosphäre.
Anschliessend fahren Allan und Raymond in das spektakuläre Naturschauspiel und auch ihnen gefällt es obwohl sie die Grotte noch mit einem anderen Boot teilen müssen.
Die Grotte ist etwa 24 Meter lang, bis zu 20 Meter breit, bis 15 Meter hoch und ca. 16 Meter tief. Der heutige Eingang zur Grotte wurde künstlich geschaffen. Sie darf bis 15 Uhr nicht mehr mit dem eigenen Dinghi befahren werden! Zur Saison ist es hier sehr überfüllt und es kann vorkommen, dass man lange warten und als Segler ev. sogar an Land fahren muss, um ein Touristenboot zu ergattern.
Wir segeln weiter um die Insel Vis und werden an der Ostseite von einem Polizeiboot angehalten. Sie möchten die Skipper Lizenz kontrollieren und die Schiffspapiere sehen. Fotografieren dürfen wir sie nicht und danach ziehen sie weiter...
Ungünstige Wind- und Wetterprognosen lassen vor Ort kein Ankern zu und so segeln wir wieder zum selben übernachtungsplatz wo wir am Morgen gestartet sind. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende.
Wir müssen noch so einiges lernen
Starkwind lassen uns einen Tag im Hafen verbringen und so stehen wir gemütlich auf, erledigen unsere Logbucharbeit für das erlangen des Hochseescheines und schauen Hafenkino. Den ganzen Tag regnet es wiederholt und so gibt es nur einen kleinen Spaziergang Richtung Vis.
Am nächsten Tag freuen wir uns, dass wir weiter segeln können, mit zu Beginn leichtem Wind der ordentlich auffrischt und natürlich meist von vorne kommt. Kurz vor der Insel Sveti Klement erreichen wir unseren maximalen Speed dieser 2 Wochen von immerhin über 8 Knoten Fahrt.
Zwischen Sveti Klement und Hvar kreuzen wir gegen den Wind und machen vor Otok Marinkovac eine Mittagspause. Allan kann das Bojen Manöver bei ordentlicher Strömung üben. Eine sehr interessante Lektion für uns beide.
Nach einer kleinen Siesta gehen wir die Durchfahrt weiter auf die Südseite und üben hier das Beidrehen. In der wunderschönen Bucht Tarce gehen wir vor Anker und erkunden mit dem Beiboot noch die Gegend. Die ganze Nacht hindurch schwojen wir stark und ich kann daher nicht schlafen. Hält der Anker wirklich? Denn das Ufer ist gar nicht fern. Ich muss mich wohl noch daran gewöhnen, dass die Anker meist besser halten als ich denke und lernen zu schlafen...
Ein wunderbarer Tag begrüsst uns und wir machen uns unter Segel auf Richtung Stari Grad auf Hvar. Es ist ein angenehmer Segel Tag, auch wenn wir aufkreuzen müssen.
Nordwestlich von Stari Grad schauen wir uns eine sehr hübsche Bucht an, doch wir entscheiden nicht dort zu Ankern, weil uns die Verhältnisse nicht optimal erscheinen. In der nächsten Bucht, Luka Thia, sind Bojen ausgelegt und da verbringen wir eine sehr ruhige, erholsame Nacht.
Was für ein herrlicher Morgen! Wir haben so richtig schönes Wetter, auch wenn der Wind erneut von vorne kommt. Wir kreuzen den ganzen Tag gegen den Wind und sind unterwegs zur Insel Brač. In der Bucht Lucice, südwestlich der Insel, gehen wir für ein ruhiges Mittagessen vor Anker. Es ist zum ersten Mal richtig warm im Windschatten. Raymond steuert uns souverän durch die Durchfahrt zwischen Šolta und Brač und wir machen abends in Milna fest. Es ist viel los Im Städtchen, denn eine Regatta mit vielen Hanse und Beneteau Booten ist hier. Den schönen Tag lassen wir beim Pizzaessen ausklingen.
Wir sind verliebt in ein Boot
Jedes Mal, wenn wir zum Schiff zurückkommen, sei dies in den Häfen, wo es neben anderen Yachten liegt oder vor Anker, macht es uns eine riesige Freude, das Schiff zu sehen. Es gefällt uns so gut - warum? Können wir das sagen? Ich weiss nicht, es hat schöne Formlinien, macht einen majestätischen Eindruck, stabil, sicher... Vielleicht ist man einfach Blind für negatives, wenn man verliebt ist...
Nach einem frühen Einkauf und dem Volltanken setzen wir bald Segel und mit rasanter Fahrt geht es der Insel Šolta entlang. Es wird richtig sonnig und der Wind schläft nach dem Mittag ein. Bei der Insel Krknjaš Veli setzen wir unseren Anker in den Sand bei türkisblauem Wasser. Wir uns eine Mittagspause und das erste Bad im Meer! Bisher war es einfach kein Badewetter und viel zu kühl. Doch an diesem wunderbaren Platz ist es herrlich im Wasser zu sein. Wir können zum ersten Mal den Unterwasserteil der Allures mit dem Integralschwert mit eigenen Augen anschauen.
Wir steuern Sesula auf Šolta an, finden da jedoch keinen vernünftigen Platz und gehen weiter unter Motor auf die Nordseite der Insel, Richtung Nečujam. Da erwartet uns eine hübsche grosse Bucht, wo wir ankern und uns mit einer Landleine noch festmachen. Allan und ich erkunden mit dem Beiboot die Umgebung und geniessen den Anblick der Allures vom Wasser aus.
Es ist unser letzter Abend unterwegs, morgen geht es zurück in den Heimathafen der Alunette, nach Trogir.
Am letzten Segel Tag begleiten uns die Sonne und ein leichter Wind und wir kurven bis vor Drevenic Veli, wo wir umkehren und unter Schmetterling Richtung Trogir segeln.
Wir machen am Pier C fest, wo unsere Reise mit der Alunette leider bereits endet.
Wir sind insgesamt etwa 200 Seemeilen gesegelt und ca. 100 Seemeilen haben wir den Motor angeworfen. Das ist keine sehr schöne Bilanz aber die Windverhältnisse waren nicht optimal. Aber wir haben diese zwei Wochen unglaublich genossen, haben sehr viel gelernt – danke Raymond und Rolf – und durften vor allem endlich eine Allures segeln!
Auf jeden Fall gefällt uns die Allures 45 sehr gut und wir würden gerne ein solches Schiff unser Eigen nennen können. Falls also jemand seine Allures 45 verkaufen möchte... wir sind Abnehmer!
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