Segelprüfung bei 30kn Nordwind?

Segelprüfung bei 30kn Nordwind?

2016, Vorbereitung, Ausbildung, Schweiz
1000 Manöver und dann läuft am Prüfungstag alles verkehrt herum.

Das Ziel: Ferien geniessen und eine erfolgreiche Segelprüfung

Wir sind so richtig ferienreif und freuen uns auf die 2 Wochen in der Sonnenstube der Schweiz. Ich kann vollkommen ausspannen und mich erholen und Allan muss «büffeln». Bei ihm steht intensive Segelschule an, mit hoffentlich einem krönenden Abschluss, nämlich dem Schweizer Binnenschein für Segelschiffe. Der fehlt noch in seiner Sammlung um den Hochseeschein zu erlangen. Also los....

Am Freitag, gleich nach der Arbeit fahren wir ins La Palma, meinem zweiten Zuhause im Tessin.

tessin-la-palma-2016

Am Samstag geht es für Allan früh aus den Federn, denn er nimmt aktiv an der Schweizermeisterschaft im Rettungsschwimmen der SLRG (Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft) im Sportzentrum Tenero teil. Bis zum Sonntagnachmittag bestreitet er spannende Wettkämpfe, ich schaue zu und knipse dutzende Fotos. Leider gibt es keine Medaille aber es hat Spass gemacht.

Zum ersten Mal bin ich im Sportzentrum Tenero und schaue mir die Anlage an. Seit über 30 Jahren habe ich bisher nur von der Terrasse von oben herab zugeschaut, wie verschiedenste Sportarten ausgeübt wurden. Nun kenne ich einen Teil der Anlage, die toll ausgerüstet ist und vielfältige Sportmöglichkeiten anbietet.

Gefühlte 1000 Manöver

Allan hat keine Zeit um sich zu erholen, denn gleich am Montagvormittag geht es in Ascona bei asconautica los mit den Segelstunden. Als erstes gibt es eine trockene Theoriestunde, bevor es am Nachmittag bei zögerlicher Süd-Thermik auf den See geht für die Praxis. Auf dem Schiff - einer Surprise - werden Knoten und erste Manöver geübt. Ich darf bei allen seinen Stunden mit dabei sein und kann es einfach nur geniessen auf dem Wasser zu sein.

Allan lernt jeden Tag einiges dazu, nach den Manövern und dem Kursfahren kommt das Bojen Anlegemanöver und das «Person über Bord» Manöver dazu. Wir haben jeden Tag aufs Neue wunderschönstes Wetter mit toller Süd-Thermik. Tony, der Segellehrer, gönnt Allan während dem Segeln keine Pausen, alle paar Sekunden erfolgt ein Manöver und so kommt er rasch mit dem lernen voran und wir können uns zwischendurch auch "Ferientage" gönnen mit Spaziergängen, Baden im See und Gelati essen.

An einem Tag wandern wir vom La Palma aus via Staumauer nach Mergoscia und wieder zurück. Die eindrückliche Diga di Verzasca ist 220 Meter hoch und gehört zu den höchsten Staumauern der Welt. Der Blick von der Mauer nach unten ist immer wieder eindrücklich. Nach der Überquerung der Staumauer geht es zur Strasse hoch und dieser entlang bis nach Mergoscia, wo wir einen schönen Blick auf den Lago di Vogorno und im Hintergrund den Lago Maggiore haben.

tessin-lago-di-vogorno-2016

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Wir nehmen den gleichen Weg zurück und zu Hause angekommen legen wir die Füsse hoch und lesen in unseren spannenden Büchern.

Das Wetter ist weiterhin unendlich schön und wir geniessen den Sommer in vollen Zügen. Allan ist auch in der zweiten Woche am Segeln und schon bald prüfungsreif. Der Letzte Schliff folgt noch beim Hafen in Crodolo für das Üben des Anlegemanövers an der Hafenmole. Die Manöver sitzen, jetzt muss einfach noch das Wetter am Prüfungs-Montag stimmen.

Leider stellen wir schon zwei Tage vor der Prüfung fest, dass ausgerechnet für Montag Nordwind angesagt ist - gar nicht gut! Dann findet in der Regel keine Prüfung statt, da der Nordwind im Prüfungsrevier sehr stark und sehr böig sein kann. Es heisst abwarten und hoffen, dass nach zwei Wochen tagtäglichen traumhaften Süd-Thermik-Bedingungen die Prognose nicht zutrifft. Denn sonst müssen wir abreisen, ohne den Binnenschein Segeln. Am Sonntag gibt es noch eine letzte kleine Hauptprobe bei bereits sehr nachlassender Thermik - was für das Wetter ein schlechtes Zeichen ist.

Der Nordwind bringt uns zum zittern

Am Montag sehen wir schon beim Aufstehen, dass wirklich der Nordwind eingetroffen ist. Noch ist er sehr schwach. Bald ruft Tony an und macht den Vorschlag, dass wir mit einer Surprise lossegeln und Allan die Nordwind-Situation üben kann. Wir wollen alles daran setzen, dass er die Prüfung ablegen kann, also gehen wir nach Ascona, nehmen eine Surprise und segeln mit gerefftem Grossegel los Richtung Hafen Crodolo. Unterwegs kann Allan den Nordwind üben, inklusive den Manövern, denn jetzt ist sozusagen alles 180 Grad anders. Allan macht das souverän und bald rauscht Tony mit dem Schlauchboot an und steigt auf die Surprise über um noch weiter die veränderten Bedingungen zu üben. Ich fahre derweil mit dem Schlauchboot nach Ascona zurück um unser Auto nach Crodolo zu bringen. Das Motorboot fahren, über die Wellen, macht mir riesig Spass!

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In Crodolo angekommen, ist der Nordwind eingeschlafen. Ob eine Prüfung stattfindet ist nach wie vor völlig unklar - das braucht Nerven. Um 13:55 schläft der Wind immer noch, aber um 14:00 hat es wieder etwas Nordwind und der Experte ist eingetroffen. Offenbar wird versucht die Prüfung abzulegen und es kommt zuerst ein Schüler einer anderen Segelschule an die Reihe. Leider kommt dieser mit dem inzwischen starken Wind und schwierigen Bedingungen nicht klar.

Nun ist es an Allan zu entscheiden, ob er die Prüfung bei diesen Windbedingungen ablegen will - ja, er will! Und los geht's. Er legt souverän von der Mole ab, Tony ist der Vorschoter (und Dolmetscher) und der Experte sitzt hinten auf der Reling im Heck, ich an Land und schaue zu. Wegen den sehr schwierigen Bedingungen muss Allan einige Manöver mehrfach ansetzen, aber am Schluss gelingen alle. Er segelt die Prüfung bei starken Nordwind-Bedingungen, sogar auch einen Schmetterlings-Kurs!

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Zum Ende der Prüfung hat es über 30 Knoten Wind und Allan kann nicht an der Mole anlegen, das wäre mit den Wellen in dieser Situation zu gefährlich. Also segelt er einfach weiter, bis die heftigsten Böen etwas nachlassen, der Experte klammert sich währenddessen hinten fest. Bei einem Moment mit weniger Wind nutzt Allan die Gelegenheit und macht ein gutes Anlegemanöver an die Mole und vertäut das Schiff. Tony kommt zu mir und ist unsicher über das Ergebnis, aber der Experte gratuliert Allan! Juhu, er hat bei sehr schwierigen Nordwindbedingungen die Prüfung bestanden, herzliche Gratulation!!! Uff, es ist geschafft!

Danke an Tony, der Segelunterricht bei dir war sehr gut. Wir können asconautica nur wärmstens weiter empfehlen.
Leider können wir nicht feiern, sondern müssen zurück, alles packen und nach Hause fahren, denn morgen geht der Büroalltag wieder los.
Es waren zwei wunderschöne Sommer-Ferienwochen und wir sind unserem Projekt wieder einen weiteren Schritt nähergekommen.

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