Donnerstag – was? Schon? Kann nicht sein!
Was, schon Donnerstag!?
Noch vor 2 Jahren dachte ich jeweils: «Puh, erst Donnerstag, noch 2 Tage Arbeiten!» Und heute, hier auf dem Schiff in der Karibik? «Auch du meine Güte, schon wieder Donnerstag!!!»
Die Tage hier auf Bonaire rasen nur so unglaublich schnell vorbei und unsere To Do Liste ist inzwischen so angewachsen, dass das Ende schon im Masttop vom Nachbarboot hängt...
Also stehen wir frühzeitig auf und heizen unseren Gasofen ein um unseren Brotteig, den wir am Vorabend zubereitet hatten, zu backen.
Übrigens sind wir mit unserem GN Espace Gas-Kocher und -Ofen total happy. Von Brot, Zopf, diverse Kuchen über Wähen, Flammkuchen, Pizzas bis zu Lasagne und anderen Aufläufen können wir alles perfekt im Ofen backen. Und auch der 3-Flammen Gas-Kocher ist wunderbar und heizt auch bei Luftzug immer noch top.
Wenn der Ofen gut vorgewärmt ist, wird der Brotteig in einer Cake-Form hineingeschoben. Das Backen dauert nun etwas mehr als 30 Minuten, so haben wir Zeit um mit unserer Arbeit zu starten.
Schaukel-Office
Natürlich geht auch heute das Boot-Office in Betrieb. Wie dies schon in unseren Berichten zum «Montag», «Dienstag» und «Mittwoch» beschrieben ist. Für die, die das noch nicht wissen: Ich arbeite an einem grösseren GIS-Projekt von einem Schweizer Kunde und habe auch Termine einzuhalten. Allan ist an einer Webprogrammierung einem grösseren Redesign für die Webseite des SLRG Sektion Rüti. Wir arbeiten also beide mit einem Pensum von 50%-60% pro Woche. Leider bringt nur mein Auftrag Geld in unsere Bordkasse. Doch das schöne ist, dass wir dadurch voraussichtlich unser zusätzliches Karibik-Jahr, wegen dem Reisestopp durch die Grenzschliessungen, finanziell überbrücken können! Was heisst, dass unsere Reisepläne zwar aufgeschoben aber nicht aufgehoben sind!!!
Auch wenn das eben heisst, jeden Tag einige Stunden am PC zu sitzen und zu arbeiten, wenn die anderen Boote um uns herum tauchen gehen, Landausflüge machen oder sonst was Schönes.
Zum Glück haben wir hier brauchbares Internet, so dass die Remote-Arbeit funktioniert. Auch wenn es nicht jeden Tag gleich einfach ist mit der Maus den gewünschten Ort im Programm zu treffen, wenn es mal so richtig schaukelt. Aber inzwischen haben wir uns sehr daran gewöhnt. Was zu Beginn noch dazu geführt hat, dass wir nicht Arbeiten konnten bei einem Tag mit viel Schwell, so nehmen wir das inzwischen kaum noch wahr. Erst wenn mal eine PET-Flasche in der Küche umfällt, weil die meerla zu sehr durchgeschüttelt wird, stellen wir fest, dass wir ja auf einem Schiff leben.
Gepresste Milch oder doch Käse?
Inzwischen riecht es herrlich und das Brot ist fertig. Also schnell das frischgebackene Brot auf ein Gitter stellen, denn wir haben Hunger. Aber eben, es heisst nochmals weiter Arbeiten, denn das Brot ist viel zu heiss.
Da wird gleich noch eine Maschine voll mit Wäsche gestartet, denn es ist bereits genügend Strom und Wasser haben wir auch noch im Tank.
So ist es nach 9 Uhr, bis wir draussen im Cockpit gemütlich unser Brot-Käse Frühstück geniessen. Dazu gibt es für Allan eine der letzten OVO's und für mich wie immer eine Apfelschorle. Inzwischen haben wir hier auf der Insel so ca. jeden Käse, den es zu kaufen gibt, durchprobiert und haben nun unsere 4 Favoriten, die durchaus essbar sind für Käse-Gaumen verwöhnte Schweizer. Andere wiederum sind nicht mehr als gepresste Milch. Das Weichkäse Angebot für Allan kann sich sehen lassen.
Nach dem letzten Bissen heisst es ziemlich schnell: «So, weiter machen». Also alles abräumen und versorgen und Allan macht das Geschirr – er kann das einfach so gut 😉
Die Arbeit am PC geht weiter...
Jeden Tag mindestens einen Boots-Task erledigen...
Wenn ihr unsere Berichte bisher verfolgt habt, wisst ihr ja, dass wir mit unserem Motor nicht so glücklich sind, da er Öl verliert. Leider macht er das immer noch, obwohl er ja komplett ausgebaut wurde! So steht heute wieder mal die Reinigung des Raumes unter dem Motor an.
Das Öl können wir mit einem Papier aufsaugen und das wenige Wasser ebenfalls. Nach dieser Reinigung steht das monatliche laufen lassen des Motors an. Dazu öffnen wir das Seeventil, welches wir zurzeit jeweils schliessen, jetzt wo wir so lange hier liegen, damit sich da nichts Ungewolltes einnistet. Danach wird die Maschine gestartet. Zuerst einige Zeit im Leerlauf warm werden lassen, danach, ohne dass der Gang drin ist, mit verschiedenen Tourenzahlen.
Kurz vor dem Schluss hole ich noch Allan an Deck, er muss auf den Bug stehen um mir Zeichen geben zu können. Denn wir fahren an der Mooring hängend jeweils etwas vor und zurück, so dass sich die Schraube drehen muss. Und dazu wollen wir ja die Mooringleinen nicht strapazieren, also bewegen wir uns nur wenige Meter.
Ebenfalls wird auch das Bugstrahlruder in Bewegung gesetzt. Das alles ist ein kurzer Spuck, denn wir wollen nicht lange vor- und zurückfahren, wenn wir angebunden sind, aber es reicht. Also stellen wir den Motor wieder aus und legen das Ventil wieder um.
Die Arbeit am PC geht weiter...
Der Süsse Duft aus dem Ofen
Es ist schon nach 11 Uhr und Zeit um den Apfelkuchen (Wähe) zu machen. Da wir hier keine fertigen Kuchenteige finden, wie wir das in Europa kennen, wird jeweils der Teig (Mürbteig) selbst gemacht. Der schmeckt auch viel leckerer, denn der hat ja soooo viel Butter drin. Also heize ich den Ofen erneut ein und erstelle den Mürbteig. Dieser wird in die Springform gepresst und den Rand ganz nach oben gezogen, dann kommt dieser für 15 Min ab in den Ofen.
Die Arbeit am PC geht weiter...
Nach 10 Min. machen wir mit dem Raffeln der Äpfel weiter. Dies geht ja dank unsere Zyliss super schnell. Ich zerteile die Äpfel, Allan raffelt – das ist fast wie an der Winsch kurbeln.... Aber eben nicht ganz. Die geraffelten Äpfel kommen nun in den vorgebackenen Teig und es kommt noch Rahm mit etwas Vanillezucker darüber. Fertig. Und sofort den Kuchen wieder für weitere 30 Minuten in den Ofen geben.
Die Arbeit am PC geht weiter...
Ach nein, noch nicht, da ist ja noch die Wäsche, welche aufgehängt werden muss. Also Maschine ausräumen, trocknen und die Wäsche im Cockpit an die Leinen hängen.
Die Arbeit am PC geht weiter...
Da ist auch schon bald der Kuchen fertig, der nun zum Abkühlen auf ein Gitter kommt. Mmmmhhh, dieser Duft, da ist es schwer sich auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn der Magen so knurrt.
Entspannt-Süsser-Nachmittag
Gegen 13:30 Uhr unterbrechen wir unsere Arbeit erneut und gönnen uns dann den Schmaus mit dem Apfelkuchen und gerade als wir fertig sind, hören wir etwas, das wir inzwischen gut kennen. Der Dinghi Motor von «Little Easy» kommt angebrummt, darin sitzt Ulli. Und er schaut kurz zum Schnacken vorbei. Schliesslich muss wie in jeder guten Kleinstadt der Dorf Klatsch und Tratsch ausgetauscht werden. Hier ist das dann halt eher so: «Gehen wir morgen Tauchen?» oder «Hattest du einen schönen Tauchgang?». Wir freuen uns immer sehr, wenn jemand vorbeikommt! Und was haben wir doch für einen unglaublichen Luxus, dass wir unsere Arbeitszeit frei einteilen können. So liegt es eben drin, dass wir an einem Donnerstagnachmittag Zeit haben um uns mit Freunden auszutauschen.
So ist es auch schon Zeit für unser übliches Schwimmtraining als uns Ulli wieder verlässt.
Also ziehen wir unsere Badesachen an und springen ins wunderbare, 28° warme Wasser, und legen los mit Crawl Richtung Hafenmauer. Inzwischen habe ich das Gefühl ich kenne jeden einzelnen Fisch persönlich. Ach, da sind wieder die beiden Engelsfische, die immer an derselben Stelle sind und immer gemeinsam.
Ebenso der schlafende Seifenbarsch, die verschiedenen Makrelen, die Pfauenflunder, der Igelfisch zwischen unseren 3 Mooring-Blöcken, die Doktorfische, die Grunzer, die Falterfische, und all die kleinen Riffbarsche... Auch beim Schwimmen vergeht die Zeit so schnell mit dem Beobachten all der Meeresbewohner, so dass ich gar nicht merke, wie Allan mich heute wieder über die volle Distanz von ca. 1 Km gescheucht hat.
Reisende nehmen Rezepte mit – hier aus der Bretagne
Heute gab es viele Unterbrüche bei der Arbeit, was zum einen angenehm ist, da das lange Sitzen nicht so toll ist, zum anderen werden wir aber auch aus unseren Gedanken gerissen. Unser Zähler zeigt für heute noch zu wenig Arbeitsstunden an, also heisst es: Die Arbeit am PC geht weiter...
Ach ja, haben wir schon mal erwähnt, dass es heiss ist im Schiff zum Arbeiten? Alles klebt, der Schweiss läuft in Strömen, wir haben beide überall Frottiertücher, damit wir nicht in unserer eigenen Pfütze sitzen. Daher arbeiten wir meistens nur bis um die Mittagszeit herum, da beginnen wir bei ca. 28° und hören bei ca. 30° auf. Am Nachmittag sind es dann locker 32°, was das Denken nicht gerade beschleunigt. Wenn dann noch hohe Luftfeuchtigkeit dazu kommt, wird es beinahe unerträglich und wir müssen aufpassen, dass die Tastatur nicht vom Schweiss überschwemmt wird.
Um 18:00 denke ich, oh, es ist Zeit um mit dem Kochen des Nachtessens zu beginnen.
Eine halbe Stunde später sitze ich immer noch bei der Arbeit, so, jetzt aber wirklich ans Nachtessen denken. Ich versuche auch Allan zu motivieren sich von seiner Arbeit los zu reissen und gehe in die Küche. Heute gibt es Galettes! Juhuu, da freue ich mich immer besonders darauf.
Also zuerst mal den Teig für die Galettes (herzhafte Crêpes) anrühren. Wir machen diesen mit normalem Weizenmehl und Eier. Im Original ist er ja etwas anders.
Danach werden die Kartoffeln, der Speck und die Zwiebeln gebraten. Wenn diese Mischung fertig ist, wird die erste Galette erstellt, die Füllung kommt drauf und ebenso etwas Sauerrahm (Schmand).
Danach mache ich die Zweite und diese Runde wird dann im Cockpit gemeinsam verspeisen. Es folgen heute nur 2 Runden, offenbar sind wir nicht so hungrig. Dafür folgt noch eine Portion mit Nutella gefüllt – was für eine Sünde, aber soooo gut. Das war heute ein etwas süsser Tag, was das Essen betrifft. Tja, da wir nur 1x die Woche einkaufen gehen und wir eher spontan Kochen, weil Menus nicht so planbar sind bei diesen Einkaufsmöglichkeiten, stellen wir abends manchmal fest, dass es nicht immer so optimal herauskommt. Aber was solls, wir lieben ja Süsses!
Herunterfahren
Jetzt hängen wir etwas erschlagen im Cockpit herum und mögen beide nicht mehr viel tun.
So reicht es noch für das gemeinsame Küche-Aufräumen und danach ist «Kino» Abend.
Wir haben noch etwas Internetguthaben auf unserer SIM-Karte, welches in 2 Tagen abläuft, so gönnen wir uns einen Romantischen Film aus der ZDF Mediathek. Das heisst, Allan stellt seinen Laptop auf den Tisch und wir liegen beide jeweils einer links und rechts vom Tisch auf unserem «Salon-Sofa».
Allan schafft es heute ausnahmsweise mal den Film fertig zu schauen, ohne dass er einschläft.
So, jetzt aber ab ins Bett, morgen heisst es schliesslich wieder: Die Arbeit am PC geht weiter...
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