meerla wird gebauchpinselt
Endlich!
Mit viel Gepäck und viel bevorstehender Arbeit kommen wir gut auf unserer meerla an. Sie hat die Zeit, in der wir in der Schweiz waren, wunderbar überstanden. Oder etwa doch nicht?
Wir warten seit einigen Wochen, dass wir einen Termin in der Curaçao Marine erhalten um unser Unterwasser zu erneuern. Doch während dieser Jahreszeit sind wir nicht die einzigen und wir brauchen Geduld. Dank dem hartnäckigen, wöchentlichen Nachfragen von Allan erhalten wir einen freigewordenen Platz.
Es bleiben uns noch ein paar Tage in der Seru Boca Marina, die wir nebst unserer Arbeit nutzen um all die mitgebrachten Ersatzteile und Neuanschaffungen zu verstauen, ersetzen und einzubauen.
Das fängt bei unzähligen kleinen Dingen an wie eine neue Schweizer Flagge. Nach dem ein Hai aus der alten einen riesigen Bissen genommen hat, macht die Neue meerla direkt wieder hübsch 😉.
Aber auch grössere Arbeiten, wie der Ersatz der Salzwasserpumpe am Motor stehen an.
Wir zittern
Alles ist bereit, doch sind wir es mental auch? Wir verlassen die Marina und Spanish Water und segeln mit unserem Leichtwind-Segel nach Willemstad. Es ist ein interessanter Weg bis in die Werft.
Vor der Stadt warten wir, bis die Queen Emma Brücke öffnet, bevor es weiter unter der Queen Juliana Brücke durchgeht und in den Schottegat mit dem Industriehafen.
Wir biegen rechts zur Marina ab und erhalten die Information direkt an die Auswasserungsrampe zu fahren. Da ist es aber bereits sehr voll und ich bin sehr froh, dass mein äusserst knappes Manöver gelingt und wir an der Rampe stillstehen.
Neben uns wird noch ein Schiff eingewassert, danach kommen wir raus. Hier werden die Boote nicht mit einem Kranen aus dem Wasser gehoben, sondern mit einem Anhänger an einem ordentlichen Traktor. So schiebt sich kurze Zeit später ein Anhänger unter meerla und wir müssen alles den Auswasserungsprofis überlassen.
Trotzdem zittern wir, denn es sieht abenteuerlich aus, wie meerla da aus dem Wasser gehoben wird. Wahrscheinlich gewöhne ich mich nie daran und freu mich schon wieder, wenn meerla in einigen Tagen wieder im Wasser schwimmt.
Der Zustand unseres Unterwassers ist sehr schlecht. Daher haben wir uns entschieden die Profis von der Werft ran zu lassen und meerla wieder strahlen zu lassen. So wird gleich mit dem Hochdruckreiniger das ganze Unterwasser abgespritzt, doch es ist ersichtlich, dass da viel Schleifarbeit bevorsteht.
Meerla wird zwischen zwei anderen Schiffen aufgebockt und wir packen einige Dinge ein, denn schlafen werden wir in der Ferienwohnung von Roeland.
Wir werden niedergegart
Jetzt folgt eine tägliche Routine. Wir fahren morgens in die Werft und Arbeiten im Schiff. Denn wir wollen vor Ort sein um die Arbeiten überwachen zu können oder auftauchende Fragen zu beantworten.
Als erstes werden die Überreste des alten Antifoulings und der hartnäckige Bewuchs herunter geschliffen. Zwei Arbeiter schleifen den ganzen Tag. Wow, zum Glück lassen wir das machen, ich hätte spätestens nach einem halben Tag nur noch Pudding Arme, die ich nicht mehr über Kopf heben könnte.
Die nächsten zwei Tage gehören dem Schleifen. Derweil wir in der meerla niedergegart werden.
Es ist die heisseste Zeit auf Curaçao und die natürliche Abkühlung vom Wasser fehlt. Wir arbeiten bei 38°C, möglichst nicht bewegen ist angesagt!
Wir anspruchsvollen Schweizer
Hmm, wieviel schauen wir den Arbeitern einfach nur zu oder wo schreiten wir ein, wenn sie nicht nach unserem Gusto vorgehen oder viel mehr nach unserer Vorstellung von Genauigkeit. Oder dass sich alles hinzieht und wir keine Auskunft erhalten, wann es wie weiter geht. Wahrscheinlich nerven wir alle Angestellten damit. Wir selber brauchen viele Nerven und üben uns in Zurückhaltung, was uns mal guttut. Hier prallen die anspruchsvollen Schweizer auf die karibische Mentalität.
Da einige Arbeiten nicht unserer Qualität entsprechen und offenbar von Seite Werft kein Wert auf Details gelegt wird, nutzen wir das Wochenende um selbst Hand anzulegen. Auch wollen wir einiges machen, was nicht Aufgabe der Werft ist und ausserhalb der Arbeitszeiten, damit wir den Arbeitern nicht im Weg herumstehen.
So verbringen wir unser Wochenende mit Propeller reinigen und fetten. Anoden schrubben oder ersetzen - je nach Zustand. Bugstrahlruder abmontieren, reinigen und den Tunnel schleifen. Ruderschaft wieder zum Glänzen bringen, die Ein- und Auslässe sauber machen und den Schwertkasten innen soweit als möglich von Muscheln und anderem unerwünschtem zu befreien.
Wir geben Vollgas, damit am Montag mit dem ersten Anstrich Antifouling begonnen werden kann.
Ruhe bewahren!
Zeitig stehen wir auf der Matte um zu erfahren wie es weiter geht. Wir wollen ja schliesslich so rasch wie möglich ins Wasser zurück und wieder in unserem eigenen Bett schlafen...
Wie gehabt gehen wir unserer Arbeit nach. Der Tag plätschert vor sich hin – also wir jedenfalls in unserem Brutofen sitzen regelrecht in der Schweisspfütze. Und es passiert nichts. Kein Arbeiter bei der meerla, kein Chef ist zu erreichen.
Endlich, am nächsten Tag auf unser Drängen hin, bekommt meerla den ersten neuen Antifouling Anstrich. Ihr Bauch wird schwarz bepinselt. Und am Tag darauf folgt die Zweite Schicht.
Leider können wir unsere weisse Wasserlinie nicht neu streichen, da wir in der Karibik nirgends weisses Trilux 33, was unser Antifouling ist, kaufen konnten.
Jupiii, jetzt kann es wieder in Wasser gehen.
meerla strahlt
Meerla sieht wieder wunderbar aus, jedenfalls unten rum. Von oben und innen sprechen wir lieber nicht, da liegt eine unansehnliche Schicht Schleifstaub.
Doch was ist am anderen Tag? Wir erfahren, dass wir erst tags darauf ins Wasser kommen! Also 11 Tage an Land «nur» um das Unterwasser zu machen. Das hatten wir uns doch etwas anders vorgestellt.
Wir nutzen die Zeit und putzen im Schiff innen den schlimmsten Staub weg, so dass wir wenigstens wieder alles anfassen können. Wollen wir doch morgen, wenn es ins Wasser geht wieder in unserem Zuhause leben.
Abends räumen wir die Ferienwohnung abgabebereit auf und freuen uns auf den nächsten Tag.
zurück im Element
Es sollen zwei Boote vor uns ins Wasser kommen und ein grosser Katamaran muss an Land, dann sind wir an der Reihe. Gut, das passt. Eine Gelegenheit das Cockpit wenigstens so zu reinigen, dass wir uns irgendwo hinsetzen können und für die Fahrt zurück nach Spanish Water die Segel setzen können.
Doch auch heute ist nicht alles so, wie angesagt. Der Traktor zum Ein- und Auswassern hat einen Defekt und sie geben sich alle Mühe diesen schnell wieder Einsatzfähig zu haben.
Endlich sehen wir das erste Schiff auf dem Anhänger! Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass das aber spät wird, bis wir an die Reihe kommen.
Wir teilen dem Chef nochmals mit, dass wir unbedingt heute noch in die Seru Boca Marina fahren möchten und keinesfalls die Einfahrt von Spanish Water bei Dunkelheit nehmen wollen.
Und ganz plötzlich steht der Anhänger vor der meerla und lädt sie auf. Wir werden einem Schiff bevorzugt, welches noch in der Marina im Wasser bleibt und somit keine Eile hat.
Ein paar zittrige Momente später schwimmt meerla mit «Baby-Füdli» glattem Unterwasser wieder im Meer. Juhuii. Schnell alles prüfen, Motor an und los geht es.
Wir Motoren aus dem Schottegat heraus wieder durch Willemstad hindurch und flitzen durch die einen Spalt geöffnete Queen Emma Brücke hindurch aufs offene Meer hinaus.
Leider legen wir den Weg in die Seru Boca Marina unter Motor zurück, da wir zeitlich spät dran sind und alles aufkreuzen müssten.
Aber hey, wir sind schnell, meerla gleitet nur so durchs Wasser und das Manövrieren fühlt sich auch wieder ganz anders an als mit dem Korallenriff am Bauch.
Wir kommen gut und gerade noch bei Tageslicht an unserem Hafenplatz an und können uns jetzt der Befreiung vom Schleifstaub und der Beseitigung unseres Souvenirs von unserer Schweizreise-Abwesenheit widmen. Wir haben nämlich ein Ameisennest im Schiff und versuchen dies seit über zwei Wochen erfolglos zu bekämpfen...
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