George Town nach Clarence Town - Bahamas
Warten, warten, warten...
Wir versüssen uns das Warten mit Frappuccino oder Coupe Dänemark (Vanilleeis mit Schokoladensauce). Warten? Worauf denn?
Die Hurrikan Saison in der Karibik dauert offiziell vom 1. Juni bis 30. November. In dieser Zeit wollen wir mit unserer meerla nicht im definierten Hurrikan-Gürtel sein. Daher möchten wir zurück auf die ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) und zwar als erstes nach Bonaire. Da diese Strecke von den Bahamas nach Bonaire keine einfache ist, denn in der Regel geht es gegen Wind und Strömung, beobachten wir das Wetter seit einigen Tagen sehr genau.
Vor zwei Tagen, als wir noch in den Exumas weiter nördlich waren, sind einige uns bekannte Schiffe Richtung Osten aufgebrochen. Denn es gab ein Wetterfenster, das zuerst leichten Westwind und dann gar keinen Wind und dann wieder Ostwind vorhersagte. Haben wir einen Fehler gemacht, dass wir das Wetterfenster nicht genutzt haben? Wir hatten uns dagegen entschieden, weil es uns nach zu wenig Wind aussah und wir nicht Motoren wollen. Zudem wäre es eigentlich auch noch zu früh.
Wir erfahren dann von diesen Booten, dass wir zu Recht nicht gestartet sind, das Wetterfenster wäre für unseren Geschmack alles andere als optimal gewesen.
Am liebsten würden wir wie die Möve, unsere Flügel ausbreiten und nach Bonaire segeln, doch das Wetter ist schwierig.
Auch die nächsten Tage zeigt sich kein brauchbares Wetterfenster, der Wind kommt immer aus Süd-Ost mit ordentlicher Stärke. Und genau dahin wollen wir ja.
So bleiben wir in George Town und arbeiten, Baden, machen Strandspaziergängen und studieren immer wieder das Wetter und die Windprognosen. Nicht zu vergessen die Meeresströmungen. Wir überlegen in alle Richtungen, wie wir nach Bonaire kommen können. Sollen wir oben raus? Damit ist gemeint nördlich der Bahamas und Turks and Caicosinseln, dann durch die Mona-Passage. Oder runter nach Great Inagua, dann nördlich der Dominikanischen Republik entlang und durch die Mona-Passage. Oder sogar durch die Windward-Passage zwischen Kuba und Haiti durch?
Jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile. Und für keinen der drei Optionen ist in den nächsten zwei Wochen ein brauchbares Wetterfenster in Sicht. Was wollen wir? Ist George Town der Richtige Ort zum Warten? Oder sollen wir uns in den Süden der Bahamas vorhangeln? Fragen über Fragen, die wir nicht beantworten können.
Horrorszenario
Doch plötzlich erleben wir hautnah, wie ein Traum zerstört wird. Da sind unsere Gedanken ans Wetter gerade nur noch nebensächlich.
Wir sehen schwarzen Rauch, wenn wir Richtung Ankerfeld vor der Stadt schauen. Oh nein, da geht ein Traum in Flammen auf, ein Segelschiff brennt lichterloh! Wie reagieren? Mit dem Dinghi hin mit allen unseren Feuerlöschern? Nein, ein Dinghi hält diese Hitze nicht aus und das Schiff ist inzwischen so in Vollbrand, dass da mit kleinen Feuerlöschern nichts mehr auszurichten ist. Macht denn da niemand was? Nein, geht nicht, es gibt keine Löschboote hier. Es ist nur möglich den Schaden so klein wie möglich zu halten, in dem die Umgebung gesichert wird und das wird getan. Viele kleine Boote sind in der Nähe. Wow, es ist schrecklich zum zusehen und geht uns brutal unter die Haut. Live mitzuerleben, wie schnell so ein Schiff niederbrennt, gibt uns zu denken. Da ist man einfach machtlos. Natürlich hoffen wir, dass niemand verletzt wurde. Wir bekommen kurz darauf mit, dass es der Familie soweit gut geht, aber leider ihre Hunde dabei gestorben sind. Die Ursache ist auch bekannt - ein Ofenbrand.
Vom Segeltraum in den Bahamas in wenigen Minuten zum Nichts. Nach etwa 3 Stunden ist das, was übrig war noch auf den Meeresgrund abgesoffen.
Unsere Gedanken sind bei dieser Familie und bei unseren eigenen Sicherheitsvorkehrungen.
Am anderen Tag fahren wir mit dem Dinghi zum Einkaufen und überall im Wasser treiben schwarze, verkohlte Überreste vom einstigen schönen Katamaran. Es ist Zeit George Town zu verlassen, damit wir dieses Bild hinter uns lassen können.
Erste Schritte zurück
Wir finden heraus, dass wir auch auf Long Island ausklarieren können und entscheiden uns mal in diese Richtung weiter zu segeln, da die Windprognose für diesen Tagestripp gut aussehen.
Wir fahren aus dem Pass bei George Town heraus, setzen Segel und Segeln gemütlich Richtung Calabash Bay, wo wir vor einigen Wochen schon mal vor Anker lagen. Doch nach knapp 2 Stunden stellt der Wind ab, entgegen den Prognosen. Tja, so ist es nun mal und wir starten den Motor. Abends liegen wir ruhig in der Calabash Bay und planen anderntags gleich weiter nach Clarence Town zu Segeln.
So haben wir am anderen Tag einen flotten Amwindkurs entlang von Long Island bis nach Clarence Town.
Nach wie vor wissen wir nicht, wann sich ein geeignetes Wetterfenster für unsere Fahrt in den Süden auftut oder wo wir durchsegeln werden. Aber hier in Clarence Town haben wir eine gute Ausgangslage für alle Richtungen und wie wir in Erfahrung bringen, können wir hier auch ganz bequem ausklarieren. Wir liegen erneut in sehr flachem Wasser und haben dieses Mal einen Bewacher. Dieser Barrakuda weicht meerla über Tage nicht von ihrer Seite.
So verbringen wir das Warten auf den richtigen Wind mit Arbeiten, Landspaziergängen, Baden und da, plötzlich sehen wir ihn!
Alle haben uns von den vielen Haien in den Bahamas erzählt, einige sogar, dass sie deswegen nicht Baden gehen. Wir haben jetzt nach 2.5 Monaten an unserem zweitletzten Tag den ersten Hai gesehen!!! Also soviel zum Thema, dass es da viele Haie gibt...
Aber dazu müssen wir noch sagen, wir waren in der Südhälfte der Bahamas und da hat es weniger als im Norden.
Jetzt können wir die Bahamas also verlassen, wir haben einen Ammen Hai gesehen!
Und jetzt sind sie da, die halbwegs brauchbaren Windprognosen. Wir bereiten also unsere Abfahrt vor und gehen zum ausklarieren. Alles verläuft problemlos und wir sind gespannt, was uns die nächsten Tage auf See bringen werden...
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