Bahamas zurück nach Bonaire
Tschüss Bahamas
Nach dem Frühstück heisst es Motor an, Anker auf. Wir verlassen die Bahamas. Der Wind kommt, wie vorhergesagt in einer angenehmen Stärke aus Süd-Ost. Also ungefähr aus der Richtung wo wir hinwollen. Am Abend zuvor haben wir uns noch die verschiedenen möglichen Routen angeschaut. Oben Raus, heisst nördlich der Turks- und Caicosinseln nach Osten kreuzen. Die Variante mit der geringsten Strömung gegen uns. Oder doch lieber bis zur Dominikanischen Republik nach Süden segeln und dann der Küsten entlang nach Osten? In beiden Fällen müssten wir nach Osten kreuzen. Nur sagt uns die Strömungsprognose das wir dort mit noch mehr Strömung rechnen müssten. Mit dem Wind sieht es auch nicht so toll aus. Oder doch zwischen Kuba und Haiti durch? Das wäre die angenehmste Strecke bis wir an Hispaniola vorbei sind. Doch dann müssten wir gegen Wind und Strömung Richtung Süd-Osten segeln. So entschliessen wir uns letztendlich für die nördlichste Route mit dem geringsten Gegenstrom.
Wege die sich kreuzen
Wir machen einen ersten Schlag in Richtung Nord-Ost, bis unser Kurs so nördlich wird, dass wir wenden müssen nur um jetzt fast in Richtung Süden unterwegs zu sein. Das Wetter ist gut und die Windstärke ziemlich angenehm. So kreuzen wir mühselig Richtung Osten. Schnell wird uns klar dass wir die von Predictwind vorgeschlagenen Kurse und Winkel nicht segeln können. Ich versuche bei jedem neuen Wetter-Routing Download unsere Werte anzupassen um näher an die Realität zu kommen. Dieses Thema wird uns noch die ganze Reise lang begleiten.
Plötzlich entdecken wir am Horizont ein anderes Segelboot. Als wir näherkommen, und es auch endlich auf unserem AIS auftaucht, sehen wir das es ein Katamaran ist der unter Motor direkt nach Osten fährt. Der hat wohl keine Lust gegen den Wind zu kreuzen. Wir haben gerade unsere gefühlte 100 Wende gemacht und sind wieder flott nach Süden und in Richtung Crooked Island unterwegs als wir wieder ein Mast am Horizont sehen. Als wir näher kommen stellen wir fest das es wieder der gleiche Katamaran ist. Wir sind gesegelt, er war unter Motor unterwegs und beide haben wir gleichviel Weg in Richtung Osten gut gemacht. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein das wir ihn antreffen. Erst bei den Turks- und Caicosinseln verlieren wir ihn aus den Augen. Vielleicht musste er einen Halt einlegen um aufzutanken...
Alltag
Die Tage vergehen mit wenden, lesen, essen und Mails beantworten. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir unterwegs sind, wenn wir Mails von Freunden und Verwandten bekommen. So wird uns bewusst, dass immer jemand in Gedanken bei uns ist und die Zeit geht viel schneller vorbei mit Mails beantworten. Wir haben uns schnell an die Schaukelei gewöhnt und können so schnell wieder was Leckeres kochen.
So gibt es neben Flammkuchen und Pizza auch jeden Tag frische Brötchen. Wir haben herausgefunden, dass mir das alte Brot einfach nicht schmeckt beim Segeln und ich so unheimlich Mühe habe es zu essen. Wieso also nicht einfach jeden Tag frisches machen?
Die Tage vergehen und wir kommen langsam in Richtung Mona Passage zwischen der Dominikanischen Republik und Puerto Rico. Leider meint es der Wind nicht gut mit uns und kommt hartnäckig aus der Richtung wo wir hinwollen. Gegenüber aller Prognosen kommt er immer mindestens 30° aus einer anderen Richtung. Aber was solls, wir haben uns daran gewöhnt, die Stärke passt noch. Kommen wir halt ein paar Tage später an. Ein paar Tage mehr wo wir fantastische Sonnen Auf- und Untergänge bewundern können.
Aufregung in der Mona Passage
In der Zeit wo wir ursprünglich für die ganze Strecke bis nach Bonaire gerechnet haben kommen wir der gefürchteten Mona Passage immer näher. Der Wind wird immer schwächer, doch noch segeln wir. Wir kitzeln das letzte aus meerla's Segeln raus. Mitten in der Nacht und mitten in der Mona Passage schläft der Wind dann ein. Wir hatten befürchtet, dass dies passiert da wir ja ganz schön unserem Plan hinterherhinken. Also Motor an und Segel einrollen. So fahren wir unter Motor durch die Mona Passage. Ich lege mich hin und Nelly übernimmt die Wache.
Plötzlich werde ich unsanft von Nelly geweckt. Der Rauchmelder im Motorraum schlägt Alarm! Sogleich kommen die Erinnerungen an den brennenden Katamaran in George Town wieder hoch. Ich bitte Nelly den Motor aus zu machen und öffne die seitliche Türe zum Motorraum. Mir kommt Qualm entgegen. Feuer kann ich keines entdecken. Der Turbolader qualmt und knistert wie ein schönes herbstliches Kaminfeuer. Aber ansonsten sieht alles in Ordnung aus. Die Hitze die mir entgegenschlägt ist allerdings beachtlich. Wir haben schon mehrfach beobachtet, dass es im Motorraum sehr heiss wird. Vermutlich auch ein Grund warum der Motor irgendwann anfängt zu Russen. Ein Zeichen für zu wenig Sauerstoff, bei der Hitze kein Wunder. So treiben wir ohne Motor durch die Mona Passage und warten, dass sich der Motor wieder etwas abgekühlt hat.
Nach dieser Aufregung bekommen wir beide plötzlich kalt und fangen an zu zittern. Und das bei über 30° im Schiff. Ist doch verrückt! Offensichtlich sinkt der Adrenalinpegel wieder. Doch wir haben keine Zeit uns auszuruhen. Wir wollen vorwärtskommen, jetzt erst recht. Also Segel ausrollen und das Maximum aus den 8 Konten Wind herausholen. Zwei Stunden später starten wir den Motor wieder und er läuft, wie wenn nichts gewesen wäre. So beschleunigen wir unsere Fahrt durch die Mona Passage wieder ein wenig. Mit den ersten Sonnenstrahlen nimmt auch der Wind wieder zu und wir sind wieder flott unter Segel unterwegs. Zu unserer grossen Freude begleiten uns Delphine eine Weile. Wie schön nach all der Aufregung der letzten Nacht.
Endspurt
Wir segeln, Am Wind, über das Karibische Meer und freuen uns, dass wir endlich nicht immer Segel wechseln müssen. Jetzt geht es so zu sagen nur noch gerade aus bis nach Bonaire. Die Strömung drückt uns ganz schön nach Westen und wir versuchen so weit wie möglich östlich zu bleiben. Leider verspricht der Wind uns einen richtigen Endspurt. Durch die Verzögerung kommen wir in einer Phase von starkem Ostwind in die Nähe von Bonaire. So steigert sich der Wind immer mehr und erreicht in der Nacht 34 Knoten. Wir haben das Grosssegel maximal verkleinert und die Genua schon lange durch eine stark gereffte Kutterfock ersetzt. Doch wir fliegen noch immer viel zu schnell Bonaire entgegen. Aber mehr Reffen können wir nicht, also lassen wir es laufen und sind froh als wir am Süd-Ostende von Bonaire endlich vor den Wind gehen können und somit für einen kurzen Moment unsere wilde Fahrt etwas gebremst wird.
Geschlagene 10 Tage sind wir nun am Wind gesegelt! Unsere bisher zweitlängste Strecke. Was eigentlich eine Strecke von etwa 920sm wären, sind zu 1300sm geworden. Also fast die Hälfte der eigentlichen Strecke kam mit Kreuzen dazu. 22 Wenden und eine Halse. Dafür haben wir jetzt ein Krokodil auf der Weltkarte 😉 - seht ihr es? Weiss die entspannte Strecke von Bonaire via Dominikanische Republik in die Bahamas und Orange unsere hart erarbeitete Strecke zurück.
Als wir in den Windschatten von Bonaire einfahren, lassen Wind und Wellen allmählich nach und wir steuern zielstrebig auf das Mooring Feld zu – es ist ein bisschen wie nach Hause kommen... Doch wie befürchtet finden wir keine freie Mooring Ball. Gut habe ich in der Harbour Village Marina einen Platz für uns reserviert. So fahren wir in die Marina und legen nach einer Runde im Hafen in der Einfahrt am Steg für die grossen Luxusyachten an. Glücklich angekommen zu sein räumen wir schnell meerla auf und machen uns später, als das Marina Office geöffnet hat, auf den Weg ins Office. Welches ist wohl unser Platz für die Tage bis wir einen freie Mooring Ball ergattern?
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