Hurrikan Saison in Curaçao
Arbeit macht Spass! – Spass beiseite...
Es ist Hurrikan Saison in der Karibik. Das heisst für viele Segler, dass sie sich ausserhalb des theoretischen Hurrikan-Gürtels aufhalten. Das ist auch bei uns der Grund, warum wir uns erneut auf den ABC-Inseln aufhalten. Und was macht der Segler während dieser Zeit? Er bastelt am Schiff... Putzen, Reparieren, Verbessern, Optimieren, Ersatzteile suchen – der ganz normale Segleralltag also.
Wir liegen ja immer noch auf Curaçao in der Marina, genau um all diese Arbeiten erledigen zu können. Denn einiges davon braucht viel Wasser und das ist vor Anker nicht so einfach wie in der Marina, wo wir einfach den Wasserhahn auf dem Steg aufdrehen können.
Wir reinigen gründlich das Deck von Meerla und entrosten gleichzeitig den rostfreien Edelstahl. Ja richtig, alles rostet mit Salzwasser. Und zwar so schnell, dass man kaum zusehen kann. Das ist also ein Dauerbrenner, der wiedermal nötig ist.
Wir hängen an der Nadel
Aber viel wichtiger ist die Sprayhood und das Bimini, denn diese beiden wichtigen Elemente im Cockpit kämpfen täglich den Kampf gegen die Tropensonne. Und die Nähte haben nach etwas mehr als drei Jahren den Kampf verloren. Sie haben sich in nichts aufgelöst und brauchen dringend Pflege. Diese besteht darin als erstes die Sprayhood abzubauen und auf dem Steg gründlich zu waschen.
Leider kommen wir nur noch mit härteren Methoden zu einem akzeptablen Resultat. Also nur Wasser und einen Lappen, wie das empfohlen wird, zaubern die Stockflecken nicht weg. Wir müssen mit einer weichen Bürste und etwas Chlor dahinter. Ja, diese Methode ist nichts für die Alten. Fäden meine ich natürlich, denn wir wissen, dass die damit einfach zerbröseln.
Jetzt heisst es alle Nähte der Sprayhood neu nach nähen! Was für eine Arbeit. Dank der Sailrite Nähmaschine vom befreundeten Boot Beata Maria, müssen wir das nicht von Hand machen. Viele Stunden fliessen dahin, bis am Ende die Sprayhood wieder fast wie neu aussieht. Naja, nicht ganz, aber wir sind zufrieden.
Jetzt folgt noch die Imprägnierung, welche wir sowohl aussen wie innen anbringen. Wir haben gelesen, dass dies die Schimmelbildung verlangsamen soll. Wir werden es sehen...
Auch das Bimini will aufpoliert werden. Dieses ist ebenso schmutzig und die Nähte sind sich am Verabschieden. Wir kennen nun den aufwändigen Prozess von der Sprayhood, also folgen wir dem Wegweiser der Politur...
Nein, Scherz beiseite, die Politur in Curaçao ist die Touristen Polizei. Aus Tourist Police wurde Politur gemacht und ist überall angeschrieben. Wir haben uns so manche Momente über das Wort lustig gemacht...
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als auch das Bimini zu entfernen, auf dem Steg zu waschen, trockenen lassen, Nähte nachnähen und beide Seiten neu zu imprägnieren.
Wenn wir schon so eine tolle Nähmaschine, die problemlos auch Finger auf den Stoff nähen kann, bei uns haben, nähen wir fleissig weiter.
Wir kaufen Yogamatten – aber nicht zum Yoga machen. Das wäre ja was ganz Neues für uns. Nein, daraus wird ein Schlafmantel für den Windpilot genäht. Denn dieser verbringt die meiste Zeit in unserer Segellast und jetzt kann er da sanft gebettet schlafen, bis wir ihn für lange Überfahrten aufwecken.
Auch die Lazybag obere Abdeckung fällt allmählich auseinander und wird repariert. Und damit der Lazybag im Wind nicht immer so flattert, werden 7 Gurten mit Schnellverschlüssen daran genäht, die das ganze Segelpacket fortan zusammenhalten.
Arbeitszeit
Nach so vielen Tagen an der Nähmaschine geht es weiter mit Rumpf von der Salzkruste befreien, Bugabdeckung reinigen und imprägnieren, alle Backskisten reinigen, Ankerkette neu markieren, Aussenbordmotor pflegen, Dinghi gründlich putzen und neue Platten für die Dinghi Räder montieren, Lichtschalter für den Heckträger ersetzen, eine neue Steckdose in der Gästekoje montieren und noch vieles anderes, wie Allans Lieblingsjob. Wisst ihr was das ist? Ja, richtig, den WC-Tank reinigen und die WC-Pumpe schmieren.
Freizeit
Zwischen all dieser Arbeit sind die wenigen Ausflüge, die wir machen jeweils ein Highlight.
So geniessen wir etwas Kultur bei einem wunderbaren Geigenkonzert im Boca 19, dass eine Seglerin zum Besten gibt. Sie spielt professionell und verdient sich damit etwas Geld. Es ist wunderschön ihr zuzuhören.
An unserem 10. Hochzeitstag gönnen wir uns eine Pause und unternehmen einen Ausflug zum Daaibooi Beach. Herrlich im Türkis-Wasser zu Baden und zu Schnorcheln. Natürlich darf heute, zur Feier des Tages, auch ein Frappuccino nicht fehlen...
Chris und Claudia, von einem Nachbarschiff, nehmen uns mit zu einem Tauchgang bei der Playa Lagun mit. Das freut uns besonders und wir geniessen wieder Mal einen netten Tauchgang.
Shopping Time
Wir hätten nie gedacht, dass es so schwierig ist, an Ersatzteile heran zu kommen. Natürlich, wir gehören sicherlich zu denen, die Ansprüche haben. Und so ist es für uns immer noch am einfachsten, wir bestellen die Teile in der Schweiz und Deutschland und lassen uns ein Sammelpacket davon senden. Das klappt diesmal über Dominique und Maja wunderbar und wir sind ihnen sehr dankbar für ihre Bemühungen!
So freuen wir uns, als das Paket bei uns eintrifft und wir haben wieder Arbeit...
Doch jetzt wollen wir endlich die Marina verlassen und an Anker gehen, denn die grossen Arbeiten mit Wasserverbrauch sind abgeschlossen. Aber zuerst noch ein oder zwei oder drei? Grosseinkäufe, wo wir bequem über den Steg alles trocken auf meerla hieven können.
Wir blicken voraus auf einige Monate Aruba, dann die San Blas Inseln in Panama und danach soll der grosse Pazifik kommen mit der Südsee. Wir haben schon einiges gehört und gelesen, was man wo zu welchem Preis erhält oder eben nicht. Dies veranlasst uns gründlich zu Bunkern, vorab dies, was wir weiter gegen Westen nicht mehr kaufen können.
Und auch wir werden nicht jünger. So kommt Allan nicht drum herum, er braucht eine neue Brille. Jetzt ist es eine Gleitsichtbrille und woher kommt sie? Aus der Schweiz...
Anker Time
Endlich, wie immer viel später als gedacht, verlassen wir die Seru Boca Marina, nachdem Allan noch das Unterwasser gereinigt und geprüft hat.
Wir gehen in Spanish Water im Ankerfeld C vor Anker. Da lagen wir letztes Jahr schon einige Monate und es hat uns gut gefallen. Doch heuer ist es sehr voll und wir spielen unseren Tiefgang aus und verkrümeln uns ganz in die Mangroven. Doch was tönt da nachts an der Ankerkette?
Allan taucht am nächsten Morgen ab und stellt fest, dass vor unserem Bug ein alter Mooringblock im Wasser liegt, über den unsere Kette schrappt. Nicht das was wir wollen. Also Anker auf und einen anderen Platz suchen gehen. Wir verlegen uns mehr mittig vom Ankerfeld. Das ist suboptimal, da auf der Karte in dieser Region ein Wrack eingezeichnet ist. Sollte aber im Normalfall – damit meine ich das «normale» Curaçao-Wetter – kein Problem sein.
Wir verstauen noch unsere ganzen Vorräte, was mit Abetikettieren, Beschriften und Einbuchen viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Schweiss fliesst dabei...
Doch nehmen wir uns nun auch mehr Zeit um mit den befreundeten Schiffen Pangaea und Beata Maria uns zu treffen. Das freut uns natürlich sehr, dass sie jeweils nun auch hier sind. Unsere Wege trennen sich ja demnächst schon wieder da unsere Zeit in Curaçao bald um ist und wir das Land verlassen müssen.
Schock Moment
Gerade als uns Shirin und Patrick mit ihren Kindern verlassen, sehen wir im Süden eine sehr schwarze Wolke. Oh-oh, das sieht nicht entspannt aus. Komm wir nehmen mal sicherheitshalber unsere Frontabdeckungen weg. Kaum haben wir diese in der Hand, kommen erste heftigste Böen aus der «verkehrten» Richtung. Damit meine ich, nicht die «normale» Passatwind Richtung, da wo auch der Anker eingezogen ist, sondern eben die andere Richtung. Es wird sehr ungemütlich, der Regen setzt ein und in diesem Moment stellen wir fest, dass etwas nicht stimmt. Entweder rutscht das Schiff vor uns oder wir! Ich sprinte zum Motor, starte ihn und rufe Allan zu, Anker auf. Die Böen sind heftig und wir scheinen zu rutschen. Da sich leider hinter uns sehr knapp dahinter ein Boot nach uns hingelegt hat, kommen wir dem immer näher. Doch rutschen wir wirklich oder rauscht nur die Ankerkette aus, jetzt wo Allan alles lösen musste, um diesen hoch zu nehmen? Wir wissen nicht, was wirklich läuft, die Kommunikation untereinander ist nicht möglich, nur per Handzeichen, wir hören uns nicht, so peitscht der Wind und Regen. Ich weiss nur, dass wenn ich jetzt nicht Vollgas vorwärts fahre, hängen wir im verrotteten Motorboot drin, das an der Mooring hängt, denn unser Dinghi am Heckträger ist schon über dessen Leine drüber. In letztem Bruchteil von Sekunde kommen wir in Vorwärtsfahrt und kommen langsam von der gefährlichen Situation weg. Doch ist sie wirklich gebannt? Die Ankerkette rauscht nur aus, Allan bekommt sie fast nicht rein. Hängt der Anker jetzt im Wrack fest? Es dauert gefühlt eine Ewigkeit, bis der Anker oben ist, doch wir haben es geschafft. Ich beginne zu zittern, es ist so kalt, da ich komplett durchnässt bin und es so stark windet. Wir fahren aus dem C heraus und drehen in Spanisch Water kleine Runden um uns zu beruhigen und die Regenjacken anzuziehen. Das gibt wenigstens etwas Schutz.
Jetzt heisst es einen neuen Ankerplatz suchen, aber nicht im C, da hat es keinen Platz mehr für uns. Also suchen wir einen geeigneten Platz und lassen den Anker runter. Erst mal die etwas mehr als 30 Meter Kette, dann einziehen um zu sehen, ob er hält, dann mehr runterlassen. Doch beim Test, ob der Anker hält (in diesem Moment ist eine Leine an der Ankerkette, die die Ankerwinsch entlastet) kommen weitere Böen bis zu 40kn. Kein guter Moment, um weitere Kette herunter zu lassen und das ist Test genug, ob der Anker hält. Ja, das macht er. Zum Glück. Da wir aber noch nicht die geeignete Kettenlänge draussen haben, lasse ich den Motor laufen und gebe immer leicht Gas, so dass es am Anker nicht allzu sehr reisst.
Irgendwann ist das hässliche Gewitter vorbei und wir beenden unser Ankermanöver und können den Motor ausschalten.
Wow, dass ist das erste Mal, dass ich wirklich Angst um unser Schiff hatte. Hätten wir nicht so schnell reagiert, möchten wir nicht wissen, wo und in welchem Zustand meerla jetzt wäre. Wir sind einfach nur froh, dass wir an Bord waren und gerade noch rechtzeitig gesehen haben, was da auf uns zukommt. Es ist nichts passiert, ausser dass wir noch lange unter diesem kleinen Schock standen.
Wir wissen ja von der Zeit auf Bonaire her, dass es sogenannte Reversals geben kann. Da ist vor allem die Welle ein Problem doch hier war der Wind schon aussergewöhnlich heftig.
Überhaupt wirbelt die Wirbelsturm Saison dieses Jahr das Wetter auf den ABC-Inseln immer mal wieder durcheinander. Auch der spätere Hurrikan Ian bringt viel Regen mit sich und lässt uns noch auf ein besseres Wetterfenster warten um nach Aruba zu Segeln.
Bye Bye Curaçao
Der Schreck sitzt tief, so verlassen wir zurzeit meerla nur ungerne. Doch es wird Zeit Curaçao Tschüss zu sagen, unsere drei Monate sind um und das Wetter hat sich beruhigt.
Ein letzter Einkauf, allen noch auf Wiedersehen sagen und dann zu Immigration und Zoll um uns abzumelden.
Beim Zoll treffen wir auf einen Vorgeschmack des kommenden Kulturfestivals, wo wir leider nicht mehr da sein werden.
Ein letzter Frappuccino und einen Spaziergang durch den Den Dunki Park bilden den Abschluss von unserem Curaçao Aufenthalt. Wir sind Segelfertig!
Gefällt dir dieser Logbucheintrag? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende. Wir freuen uns sehr darüber!