Bootsarbeiten in der Shelter Bay Marina
Vorbereitung
Meerla soll bald aus dem Wasser kommen, bis dahin gibt es noch viel Vorzubereiten. Da wir unbegrenzt und kostenlos Wasser von der Marina bekommen können, konservieren wir als eine erste Handlung den Wassermacher. So kann dieser die vielen Stunden auf dem trockenen problemlos überstehen. Beim Entfernen der Schläuche entfliehen mit ein paar unfreundliche Worte. Es wird Zeit das Susanne die Dreiwegventile mitbringt damit das in Zukunft etwas einfacher funktioniert. Ich habe blutige Hände, aber am Schluss ist der Wassermacher konserviert und wir können uns angenehmeren Dingen zuwenden.
Zu diesen angenehmeren Dingen gehört Essen. Wir wollen das Restaurant der Marina testen und uns einen faulen Abend machen. Für Nelly gibt es Burger, während ich mich an Fisch wage. Wie schön, mal nicht selber kochen zu müssen, und geschmeckt hat es auch. Satt und zufrieden gehen wir früh schlafen, sind doch noch so viele Punkte auf unserer To-Do-Liste.
Um die gebrochene Rolle im Masttopp zu reparieren muss der Mast gelegt werden. Etwas das wir noch nie gemacht haben und sehr viel an Vorbereitung erfordert. So klebe ich alle Wantenspanner so ab dass man sieht wie sie eingestellt waren. Zusätzlich werden alle nummeriert und mit einem Messschieber gemessen, wie viele Millimeter jeder einzelne Spanner gespannt war. Dann mache ich mich daran die Splinten zu entfernen - gar nicht so einfach wie sich herausstellt.
Vermessung für den Kanal
Am nächsten Morgen steht die Vermessung von meerla für den Panamakanal an. Ein Mitarbeiter der Kanalbehörde kommt und mit einem Massband wird die genaue Länge von meerla bestimmt. Naja, fast. Hinten hängt noch das Dinghi, so kommt es, dass meerla plötzlich einen halben Meter kürzer ist als auf den Papieren. Auf den Preis hat das keinen Einfluss mehr, so spielt es wie keine Rolle.
Schnell ist für den Inspektor klar, dass wir ein sehr neues Boot haben und alles in bestem Zustand ist. So will er gar nichts weiteres sehen, sondern fragt uns nur ab was wir alles haben. Als der ganze Papierkram erledigt ist, unterhalten wir uns mit ihm über die Formel 1, bevor er zum nächsten Schiff weiter muss.
Am Nachmittag machen wir uns daran die beiden Vorsegel zu entfernen. Da wir das auch noch nie gemacht haben und es zu zweit, mit leichtem Wind von hinten, nicht einfacher ist suchen wir uns Hilfe. Wir werden fündig bei Ralf und Gaby von der Katinka, einem deutschen Katamaran.
Sie helfen uns gekonnt, so dass die Segel schnell unten sind. Wir sind erleichtert einen weiteren Task von unserer Liste streichen zu können. Als wir die Segel in ihre Segeltaschen gepackt und in der Segellast verstaut haben, ist es Zeit für eine Belohnung.
Diese finden wir im Restaurant der Marina in Form von Brownies mit Vanille-Eis. Süss und lecker! Mit diesem Zuckerschub geht es zurück an die Arbeit, die ganzen Leinen wollen wir bei dieser Gelegenheit einmal gründlich auswaschen.
Ein Baum muss entfernt werden
Wir werden früh geweckt. Aber es ist nicht der Wecker, sondern ein hübscher kleiner Vogel, der auf dem Bugkorb sitzt, und mit lauter Stimme ruft: «Nelly, Allan, aufstehen und ab an die Arbeit». Also quälen wir uns aus dem Bett und machen uns an die Arbeit.
Alle Kabel müssen am Mastfuss getrennt werden. Damit nichts schief geht schreibe ich mit unserem P-Touch alles feinsäuberlich an. Ich möchte anschliessend keine Überraschungen. Nelly macht in der Zwischenzeit Fotos von allen unseren Klemmen und der Leinenführung. Besser gut dokumentiert als später ein Durcheinander.
Mit dünnen Hilfsleinen ziehen wir alle Leinen aus dem Cockpit nach vorne zum Mast, wo diese ordentlich «aufgeschossen» werden. Wir lösen gemeinsam das Grosssegel von seinen Mastrutschern. Als alles gelöst ist und der Baum noch mit zwei Leinen gehalten wird, kommen unsere Freunde Brigitte und Gérald von Jetlag zur Hilfe um den Baum, mit dem Segel drauf, abzunehmen und sicher auf Deck zu verstauen. Wir sind bereit den Masten zu legen…
Ein Mast fliegt davon
Am nächsten Morgen fahren wir hinüber zur Ein- und Auswasserungsbucht. Der Rigger kommt, mit Verspätung, und eine nach den anderen Wanten werden gelöst. Natürlich läuft nicht alles problemlos, auf Steuerbord ist alles so stark miteinander korrodiert, dass sich der Bolzen nur mit Hilfe von drei Männern lösen lässt.
Der Rigger verschwindet im Mast und hängt die Schlaufe des Kranes daran. Noch die letzten Sicherungen lösen und schon fliegt der Mast davon. Zurück bleibt eine ziemlich merkwürdig aussehende meerla, und wie wir später feststellen werden, zwei unschöne Kratzer in der Luke zur Segellast.
Es wäre eben nicht Panama wenn alles rund laufen würde. So eröffnet uns die Dame von der Werft, die für die Organisation zuständig ist, dass sie uns jetzt gleich gerne auswassern würden. Eigentlich war das erst für den nächsten Tag geplant. Wir stimmen aber zu, es macht ja auch Sinn, wenn wir schon da sind das Boot auch gleich aus dem Wasser zu nehmen. So kommen wir vielleicht einen Tag früher als geplant wieder zurück ins Wasser? Also werden die Gurten unter meerla geschoben, vom Chef höchstpersönlich unter Wasser die Positionierung kontrolliert, und meerla wird an Land gehoben. Es ist nicht das erste Mal, doch uns bleibt jedes Mal fast das Herz stehen. Als meerla einigermassen Sicher auf dem Anhänger steht beruhigt sich unser Puls wieder ein wenig.
Über holprige Wege wird meerla an ihren Standplatz für die nächsten Wochen geschoben. Als sie sicher gestützt an ihrem Platz steht, legt sich die Aufregung des Tages langsam. Wir räumen noch auf Deck und im Schiffsinneren auf, was in der Hektik des Tages vergessen ging.
Nun sind wir also wieder Landmenschen. Ein komisches Gefühl, fehlt das kühlende Nass von unten und die Wellen die sanft an den Rumpf schlagen. Erschlagen von den Ereignissen des Tages und den unerwarteten Wendungen gehen wir wieder im Restaurant essen.
Arbeiten am Mast
Am nächsten Tag starten wir mit den Arbeiten am Mast. Als erstes muss der Mastkopf weg. Ich schraube alles ab und löse die Schrauben, die den Kopf im Mast halten. Soweit kein Problem. Doch die gebrochene Rolle spreizt den Kopf auf und klemmt ihn fest. Mit einem Gummihammer und viel Geduld gelingt es mir den Kopf langsam aus dem Mast zu klopfen.
Die Achsen für die Rollen sind auf einer Seite eingepresst. Mit einem grossen Hammer und einem Durchschlag lösen wir die Achsen und bekommen sie nach dem gebrauch einiger Kraftausdrücke endlich raus. Jetzt muss nur noch der Bolzen, welcher die beiden Backstage hält raus. Aber hier nützt alles fluchen und hämmern nichts. Der Bolzen ist sauber mit dem Aluminium «verschweisst». Hier kommt uns der Chef des Kranteams zu Hilfe, mit seinem 2kg Hammer und ein paar gezielten Schlägen gelingt es ihm den Bolzen zu lösen, wir sind erleichtert. Ich nutze die Gelegenheit und runde alle Kanten mit einer Feile und anschliessend mit Schleifpapier ab. Nie wieder soll sich hier etwas durchscheuern. Auch die Löcher für die Bolzen und Achsen schleifen wir aus, bis alles wieder ohne Hammer und würgen rein und wieder raus geht.
Die neuen Rollen, aus Aluminium, werden installiert, wie auch der Sockel für die neue Dreifarbenlaterne. Die alte war nach vier Jahren so dumpf, dass man uns nur noch aus etwa 100 Meter Entfernung gesehen hat. Frisch poliert und mit super leichtgängigen Rollen montieren wir den Mastkopf wieder an seinem Platz. Die Dreifarbenlaterne wird noch abschliessend angeschlossen, die Achterstage eingehängt, und alle Löcher wieder im Silikon verschlossen. Der Mastkopf ist somit fast wieder segelfertig.
Als nächstes wenden wir uns der Kombileuchte für das Deckslicht und die Beleuchtung unter Motor zu. Das Deckslicht ist vom Regen abgesoffen, verrostet und hat einen Kurzschluss verursacht. Wir haben eine neue Lampe gekauft, voll LED und Wasserdicht. Das alte Deckslicht war noch eine Halogenlampe, in einem Nebelscheinwerfer für ein Auto. Die neue sollte viel weniger Strom brauchen, heller sein und vor allem nicht mehr mit Wasser volllaufen können. Der Mast ist somit wieder bereit um gestellt werden zu können. Wir sind gespannt.
Die Sache mit den Kleinigkeiten
Die Wartung für die Rettungsinsel, Feuerlöscher und der Ersatz der Notsignale steht noch auf unserer To-Do-Liste. Kein Problem war die Antwort der Werft als wir diesbezüglich angefragt hatten. Und wirklich, die Wartung der Feuerlöscher klappt erstaunlich schnell und einfach. Auch die Prüfung der Rettungsinsel klappt nachdem wir etwa zehnmal erklärt haben, dass wir kein altes Prüfprotokoll der Rettungsinsel haben, weil wir diese neu gekauft hatten und sie vorher noch nie geprüft wurde. Alle nötigen Angaben stehen auf dem Aufkleber auf der Kiste der Insel selber. Ein paar Diskussionen und stark strapazierten Nerven unsererseits klappt es doch noch. Die Insel wird abgeholt und für fast den halben Preis einer neuen gewartet. Wir sind schockiert aber froh als wir die Rettungsinsel frisch gewartet zurückbekommen. Als Bootsbesitzer darf man sich nicht zu viele Gedanken über Geld machen, man sollte es einfach haben…
Die andere «Kleinigkeit» ist die Sache mit unserem Motor, welcher ja noch immer nicht richtig rund laufen will. Eine erste Analyse der Volvo Penta Mechaniker hat ergeben, dass wohl etwas mit der Kraftstoffeinspritzung nicht gut sein könnte. Diese Analyse haben sie gemacht als meerla noch in der Marina im Wasser lag. Heute, bereits Wochen später haben wir noch keinen neuen Termin wann sie wieder kommen. Das warten soll sich aber lohnen, wird uns versichert, sei es die «beste» Firma in Panama für diesen Job. Was nützt die beste Firma wenn sie nie kommen? Ich schreibe Mails an den Volvo Action Service und gehe täglich zu der Dame im Marina Shop, sie will ja seit Wochen die Mechaniker für uns organisieren…
Nach wochenlangem täglichen vorbeigehen und Druck machen bekommen wir endlich einen Termin. Dieser wird natürlich nochmals um einen Tag verschoben, doch dann sind sie tatsächlich da. Aber nicht die beiden Mechaniker, die das Problem bereits analysiert haben und Bescheid wissen, sondern zwei neue. «Was denn das Problem mit dem Motor ist?», fragen sie uns. Ich unterdrücke ein paar Flüche und den Wunsch den beiden den Hals umzudrehen und sie gleich wieder vor Bord zu werfen. Freundlich lächelnd erkläre ich geduldig ein weiteres Mal unser Problem. Dabei ist es nicht hilfreich, dass wir kein Spanisch können und von den beiden nur einer sehr wenig Englisch kann. Die Geduld zahlt sich aus und sie machen sich an die Arbeit. Am Schluss nehmen sie die Hochdruck-Kraftstoffpumpe und die Injektoren mit. Die Pumpe soll geprüft werden und falls nötig frisch kalibriert, bis Ende nächster Woche ist das erledigt, na wunderbar.
Arbeiten am Rumpf
Das Reinigen und Schleifen des Rumpfs überlassen wir den Arbeitern der Werft. Nachdem wir selber das Schwert ausgebaut hatten. Während wir am Mast gearbeitet haben wurde diese Arbeit erledigt. Panama Qualität! Das bedeutet, dass etwa 80% der Arbeit gemacht wurde, den Rest müssen wir wohl selber erledigen. Damit meerla frisch gebauchpinselt werden kann, und sauber und frei von Bewuchs ist für Galapagos, braucht es die letzten 20% auch noch.
Die erledigen wir lieber selber, ansonsten kommen wir aus dem Meckern nicht wieder heraus. Also entferne ich die Anoden, die Propeller vom Bugstrahlruder und alles was sonst noch so im Weg ist. Gemeinsam kleben wir die Wasserline mit Malerabdeckband ab um diese als erstes malen zu können. Bald merken wir, dass wir die Arbeit über Kopf nicht gewohnt sind. Die Arme werden immer schwerer und es fällt uns nicht leicht sie weiterhin oben zu halten. Dann ist es Geschafft, wir sind erleichtert, als das letzte Stück abgeklebt ist.
Wir stürzen uns in die Schutzanzüge, ziehen Schutzbrillen und Masken an und legen los. Während ich den Schwertkasten von unten und oben von Muscheln und anderem hartnäckigem Bewuchs befreie, beginnt Nelly mit dem Streichen der Wasserlinie. Drei Anstriche soll es geben bevor wir zu schwarz übergehen. Nelly ist schnell fertig, so dass sie gleich mit dem Bugstrahlruder-Tunnel, den Rudern und dem Beachingskeg Streichen weitermacht.
Das Schleifen und Streichen des Schwertkastens ist eine besonders schöne Aufgabe die mir viel Freude und schwarze Haare und Finger bereitet. Als die drei Schichten weiss der Wasserlinie trocken sind, kleben wir diese ab und machen den Rest des Rumpfes bereit für seinen Anstrich. Wir streichen Tag und Nacht bis wir zwei bis drei Schichten gestrichen haben.
Dass wir in der Zwischenzeit noch krank geworden sind macht die Sache nicht leichter. Als Nellys Geschmackssinn komplett weg ist wissen wir, dass wir wohl beide COVID-19 haben. So bleiben wir fern von den anderen Menschen und streichen weiter an meerla.
Susannes Besuch steht kurz bevor und wir wollen einfach nur fertig werden. Mit Fieber und Gliederschmerzen über Kopf dicke Farbe auf den Rumpf schmieren, etwas das wir nach dieser Erfahrung nie wieder machen wollen. Glücklicherweise geht es mir schnell wieder besser, irgendwas scheinen die drei Impfungen wohl doch genützt zu haben. Leider geht es bei Nelly deutlich länger, bis sie wieder einigermassen fit ist.
Es kommt ein Mast geflogen
Alles ist wieder montiert, meerla glänzt wie neu, richtig schick sieht sie aus mit ihrem polierten Propeller, den neuen Anoden und dem frisch gestrichenen Rumpf. Eine «Kleinigkeit» ist aber noch offen, unser Motor liegt noch mit offenem Herzen da. Keine Einspritzpumpe weit und breit. Der versprochene Termin ist seit Wochen vergangen und auch mein tägliches nachfragen bei der Dame im Marina Shop fruchtet nicht. Wir fürchten schon, dass wir die Pumpe nie wieder sehen. Egal, wir wollen und müssen zurück ins Wasser. Am 10. Februar ist unser Termin für die Fahrt durch den Panamakanal.
Der Tag, auf welchen wir wie verrückt hingearbeitet haben, ist endlich da. Meerla kommt zurück ins Wasser, und auch der Mast wird gestellt. Wir haben uns bereit erklärt die vollen Kosten für den Kran zu übernehmen, da zurzeit einfach kein anderes Schiff da ist, mit welchem wir die Kosten des Kranes teilen könnten. Der Anhänger kommt und meerla wird aufgeladen und zur Einwasserungsbucht gefahren.
Jetzt geht alles ganz schnell, der Kran kommt und meerla schwebt zurück ins Wasser. Erleichterung erfasst uns, als sie endlich wieder in ihrem Element, dem Wasser, schwimmt. Wir sind kaum an Bord da wollen sie auch schon den Mast anliefern. Der Rigger ist noch nicht hier und wir bitten sie zu warten, bis alle hier sind und alles vorbereitet ist. Dann geht alles schnell, der Mast kommt angeflogen, wird positioniert und alle Wanten und Vorstage werden wieder angehängt.
Doch der Mast will nicht nach hinten um die Wanten anzuhängen. Alle wuseln herum, fluchen aber gefühlt schaltet keiner den Kopf ein. Mit einer klugen Skipperin und einer Winsch als Hilfe wird der Mast mit dem fliegenden Backstag nach hinten gezogen und schon geht alles ganz einfach. Der Rigger und ich spannen alles soweit, dass der Mast nicht mehr wackelt und meerla zurück in die Marina kann. Denn ein weiteres Boot soll in Wasser kommen, welches heute Abend noch durch den Panamakanal fahren soll. Gemäss Planung wären die vor uns an der Reihe gewesen, so viel zur Planung dieser Werft…
Ohne Motor werden wir mit zwei Dinghis an unseren Platz in der Marina geschleppt. Das klappt erstaunlich gut und das wenden von meerla und Rückwärts in die Box reinfahren klappt ohne Probleme. Genau in dem Moment als ich die erste Leine zum Steg werfe geht dem Dinghi, welches uns geschleppt hat, der Motor aus - nochmal Glück gehabt. Wir liegen kurze Zeit später sicher vertäut wieder in der Marina. Der Rigger ist in der Zwischenzeit auch wieder eingetroffen und wir machen uns daran alles noch korrekt fertig zu spannen. Meine Vorsorge erweist sich einmal mehr als goldrichtig. Er hat kein Messgerät um die Spannung der dicken Hauptwanten zu messen, also wird alles nach Gefühl, den Markierungen und meinen Messungen gespannt. Die dünneren Wanten kann er Messen, passt soweit alles. Auf der Pazifiküberquerung werden wir spätestens herausfinden ob es auch wirklich hält.
Endmontage
Bei der Montage des Baums helfen uns Uwe und Marianne von der Pangaea. Es ist schön wieder auf dem Deck rumlaufen zu können ohne über den Baum klettern zu müssen. Da wir alles gut angeschrieben hatten sind alle Rollen und Leinen schnell montiert und eingezogen. Auch das Segel findet Mastrutscher für Mastrutscher wieder in seine Position zurück. Meerla sieht endlich wieder wie ein Segelschiff aus. Ich schliesse alle Kabel an und muss feststellen, dass ich etwas beim anschliessen des neuen Decklichtes verkehrt gemacht haben muss. Denn es will nicht leuchten. Mir bleibt nichts anderes übrig, als in den Mast zu klettern und mir das mal anzuschauen. Für einen Menschen mit Höhenangst keine entspannte Arbeit. Ich finde den Fehler und alles funktioniert nun einwandfrei. Sogar unser Radar und der AIS/Funk scheinen problemlos zu funktionieren. Freude herrscht!
Noch schnell für unseren Besuch die Heckkoje aufräumen, Susanne kommt bald. Wir freuen uns schon riesig auf ihre Ankunft. Bevor wir durch den Panamakanal können steht aber noch ein wichtiger Punkt auf unserer To-Do-Liste. Das Anschlagen von Genua und Kutter-Fock. Hier können wir auf die Hilfe von Susanne und Gerry von der Illimite zählen, einer Allures 45. Es hat wenig Wind, was die Sache erheblich erleichtert. Es ist geschafft, meerla ist wieder ein vollständiges Segelschiff. Naja, fast, da ist ja noch die Sache mit dem Motor. Ich bin nun täglich zweimal bei der Dame im Marina Shop und mache sie mehrfach auf unseren Kanaltransit Termin vom 10. Februar aufmerksam. Das und die Mails an den Volvo Action Service scheinen irgendwann Früchte zu tragen. Wenige Tag vor Abfahrt kommt einer der beiden Herren vorbei um die Kraftstoffpumpe wieder einzubauen. Nach einigen telefonischen Rückfragen und viel Rätselraten mit dem englischen Werkstatthandbuch, welches mit dem Translator ins Spanische übersetzt wird, bringt er es fertig alles wieder korrekt einzubauen. Naja, fast. Die vielen Startversuche sind zu viel für die Motorenbatterie und sie macht kurzerhand Schluss. Ich überbrücke die Motorenbatterie mit unseren Servicebatterien. Nicht optimal, doch es funktioniert und der Motor kommt zum Laufen. Der Mechaniker macht sich vom Acker, mit dem Hinweis, dass seine Firma uns eine neue Batterie offerieren kann, doch es sei billiger, wenn wir selber eine neue kaufen gehen und die alte gleich mitnehmen.
So mache ich mich mit Susanne am nächsten Tag mit dem Shuttlebus der Marina auf den Weg nach Colon um eine neue Motorenbatterie zu kaufen. Zurück auf dem Schiff wird diese eingebaut und wir sind endlich Startklar. Naja, fast. Beim Reinigen der Bilge entdecke ich ein Teil, welches vom Gaszug des Motors kommen muss. Ich zeige es der Dame im Marina Shop und auch eine Explosionszeichnung wo es hinkommt und dass es dort jetzt fehlt. Ungläubig und etwas zerknirscht sorgt sie dafür, dass gleich nochmal ein Techniker von Volvo Penta vorbeikommt. Er stellt fest, dass ich recht habe und korrigiert den Fehler seines Kollegen. Sind damit nun alle wichtigen Arbeiten an meerla abgeschlossen?
Fazit zu den Arbeiten in der Shelter Bay Marina
Das Team, welches für das Ein- und Auswassern der Boote zuständig ist hat einen guten Job gemacht. Manchmal waren sie etwas hektisch und haben nicht zugehört wenn wir ihnen gesagt haben wo sie die Gurte hinmachen dürfen und wo nicht. Am Ende war es aber immer gut und wir mussten nie um meerla zittern.
Die Dame, welche die ganzen Abläufe in der Werft koordiniert hat war immer freundlich aber auch unorganisiert und chaotisch. Und uns wurde viel versprochen und wenig davon eingehalten. Und meistens kam es sowieso anders als geplant oder abgemacht. Um die zerkratzte Luke hat sie sich nie gekümmert, obwohl wir sie mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatten und sie es uns versprochen hat. Die Konsequenzen daraus muss sie wohl selber verantworten, doch mehr dazu im nächsten Bericht.
Die Arbeiter auf der Werft waren speditiv. Die Qualität der Arbeiten entsprach unseren Erwartungen, also nicht besonders hoch. Der Umgang mit dem Material war verschwenderisch, der Kunde bezahlt ja alles. Aufräumen gehört auch nicht zu ihren liebsten Tätigkeiten, Wind und Wetter schwemmen den Müll ja schon fort. Englisch konnte leider keiner, aber sie gaben sich mühe uns zu verstehen, immerhin. Wir sprechen ja leider ihre Sprache nicht. Am Ende waren wir froh, haben sie den harten Schleifjob erledigt.
Die ältere Dame, die den Marina Shop managen sollte und sich um alle unsere kleinen Dinge hätte kümmern sollen, war schlicht unfähig oder überfordert. Ohne zweimal täglich ein wörtlicher Tritt in den Hintern ist nichts passiert. Immer wieder mussten wir unsere Anliegen vorbringen, nachfragen und Druck machen. Uns war klar, dass sie sich auch um die Anliegen vieler anderer Schiffe kümmern muss, gerade dann wäre eine gute Organisation wichtig. Diese haben wir leider komplett vermisst. Die Person ist aus unserer Sicht am falschen Ort. Sie hat uns sehr viele Nerven und Zeit gekostet.
Die Damen im Office waren immer freundlich und hilfsbereit. Leider war keine unserer Abrechnungen korrekt. Falsche Tarife für den Hafenplatz und einmal haben sie uns den Strom vom Nachbarn in Rechnung gestellt, obwohl wir nur mal 5min angeschlossen waren. Das sind nur zwei Beispiele von einigen Punkten mehr, die nicht korrekt waren. Aber nach allen Diskussionen waren die Rechnungen am Ende korrekt. Wir empfehlen anderen Besuchern der Shelter Bay Marina aber dringend ihre Rechnungen jedes Mal gut zu kontrollieren. Auch hier besteht noch organisatorischer Nachholbedarf.
Die Marina als solches können wir empfehlen. Es liegt sich ruhig dort und das Personal ist grundsätzlich freundlich und hilfsbereit. Die Werft würden wir allerdings nicht mehr nutzen. Das würden wir nach all diesen Erlebnissen in einer anderen Werft erledigen.
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