Süsses und bitteres auf Ua Pou
Nachtgeflüster
Es ist nachts um 01:30 Uhr und viel Aktivität herrscht auf der meerla. Was ist los? Es ist Zeit die wunderschöne Bucht Hanaiapa auf Hiva Oa zu verlassen und zur nächsten Insel, Ua Pou zu Segeln. Da diese Strecke 74sm lang ist, reicht uns die Zeit, in der hier die Sonne scheint nicht, um das Ziel zu erreichen. Im Dunkeln an einem neuen Ort ankommen vermeiden wir, wenn immer möglich, also geht es nach wenigen Stunden Schlaf mitten in der Nacht los. Alles ist bereit und das erste Stück müssen wir unter Motor zurücklegen, da wir zuerst aus dem Inselschatten heraus in den Wind kommen müssen. Bald treffen wir auf herrlichste Windbedingungen und können eine entspannte Fahrt mit unserem reparierten Leichtwindsegel geniessen.
Immer wieder ein wunderbarer Moment, wenn die Sonne ihre ersten Lichtstrahlen über den Horizont schickt und wir sanft dahingleiten. Im Laufe des Morgens beobachten wir besorgt die Zunahme der Bewölkung, bis am Nachmittag in der Ferne Squalls sichtbar werden. Wir nehmen unser Leichtwindsegel herunter, da es mit dem Flick nicht mehr starkem Wind standhalten wird.
Wir haben Glück und werden nur zwei Mal am Rande von einer Regenfront getroffen. Wir nähern uns der Insel und müssen um den nördlichen Teil von Ua Pou herum Motoren, da der Wind nicht über die steilen Berge kommt.
Doch wie wir feststellen laufen leider die Wellen trotzdem um die Insel herum, so dass unser Ankerplatz in Hakahetau ziemlich rollig ist. Doch die Bergkulisse ist hier sehr eindrücklich, ragen doch gleich mehrere Pitons (Basaltsäulen) in den Himmel.
Schokolade-Mann
Zwei Tage nach unserer Ankunft hat sich der Regen etwas verzogen und wir wollen an Land, denn das ewige gerolle auf dem Schiff zerrt an unserer Energie. So machen wir uns auf, Manfred zu suchen. Manfred ist ein Deutscher, der vor etwa 30 Jahren nach Französisch-Polynesien gekommen ist und sich nach einigen Arbeitsabenteuer auf Ua Pou mit einer polynesischen Frau niedergelassen hat. Er ist ein absoluter Selfmade-Mann, der seine eigene, spezielle Schokolade produziert. Da können wir ja nicht widerstehen und wollen davon kosten.
So machen wir uns auf und suchen den Weg zu seinem kleinen Paradies. Der Weg durch den Wald zieht sich ganz schön hin, wohnt er doch weit im Tal hinten.
Aber es ist eine schöne, kleine Wanderung und plötzlich stehen wir vor seinem Anwesen. Wir klingeln an der Glocke und schon kommen einige Hunde bellend angerannt. Bald sehen wir auch Manfred und er bittet uns sein Grundstück zu betreten. Es ist ein grosses, interessantes Anwesen mit vielen verschiedenen Bäumen, Büschen, Pflanzen aber auch vielen Hühnern und Katzen.
Manfred erzählt viel. Es ist interessant seine Lebensgeschichte zu hören, die er wohl mehrfach am Tag seinen Besuchern präsentiert. Über seine vielen anzüglichen Witze schauen wir grosszügig hinweg.
Nach viel Geplauder bringt er uns Kostproben von seiner vollständig selbst hergestellten Schokolade. Die Kakaobohnen stammen alle aus seinem Garten.
Er macht den kompletten Prozess selbst. Er produziert auch Schokolade mit unterschiedlichen schmackhaften Zusätzen wie Orange, Kaffee, Macadamia, Pfeffer und weitere, wobei alles aus seinem Garten stammt! Die Schokolade ist lecker und sehr speziell. Ziemlich anders als herkömmliche Schokolade, wie wir sie kennen. Sie ist körniger, weniger Cremig, aber uns schmeckt sie.
Und dann kommt der Killer! Manfred lässt mich in den Killer beissen. Mmmhh ist der lecker. Der hat eine feine Passionsfruchtfüllung.
Wir kaufen grosszügig Schokolade ein und freuen uns, diese die nächsten Wochen auf dem Schiff zu geniessen. Der Nachmittag ist einfach so dahingeplätschert und für uns ist es Zeit für den Aufbruch. Nicht dass wir im Dunkeln nach Hause finden müssen. Manfred präsentiert uns noch seinen Garten mit den Früchten und gibt uns noch viele Früchte mit auf den Weg. Er hat sich hier mit sehr viel Arbeit ein kleines Paradies geschaffen und hütet sein Schokoladengeheimnis gut. Ein wunderbarer, süsser Tag geht zu ende.
Hin und her
Am anderen Tag müssen wir unseren Ankerplatz verlassen, der Schwell wird zu unangenehm. So holen wir den Anker auf und suchen um die Ecke der Insel in der Baie de Vaiehu Schutz. Auf dem Weg dahin sehen wir am Cap Punahu einen grossen Manta aus dem Wasser springen – wie schön. Am neuen Ankerplatz liegen wir ganz ruhig und alleine. Wir holen Schlaf nach, geniessen die frischen Pampelmusen und Arbeiten. Denn an Land zu gehen ist hier ohne lokale Kenntnisse nicht ganz einfach mit den Felsen und der Brandung. Daher lassen wir das.
Am nächsten Tag hält sich der Wind einfach nicht an die Prognosen. Er hat 180° gedreht, so dass wir nahe an den Felsen stehen und sehr ungemütlich in den Wellen liegen. Nicht das, warum wir hierhergekommen sind. Also Anker auf und zurück nach Hakahetau. Auf dem Weg dahin ziehen Regenschauer mit 30kn Böen an uns vorbei, es ist ordentlich ungemütlich. Anfangs liegen wir hier wieder recht ruhig und gönnen uns einen Spaziergang an Land und eine kleine Zwischenverpflegung.
Doch dann wird es immer rolliger und wir haben wieder eine schlaflose Nacht. So beginnt das Spiel von vorne und wir fahren erneut ums Eck in die Baie de Vaiehu. Wieder liegen wir hier eine Nacht wunderbar ruhig. Das nicht so schöne Wetter hält an und dazu kommt die abschliessende Information, dass wir wirklich nur drei Monate in Französisch-Polynesien bleiben dürfen. Wir sind gerade ordentlich deprimiert. Mal schauen, was sich da noch machen lässt, doch eines wissen wir, wir müssen hier schon wieder weg, es ist zu ungemütlich. Spielen wir das «Leiterlispiel» und kommen nie über die eine Leiter raus? Immer geht es wieder zurück? Wir gehen also zum dritten Mal nach Hakahetau, wieder ums Eck, und wie die letzten Male sind da die Verhältnisse angenehmer. Für wie lange?
Bittere Überfahrt
Es ist Zeit unser Aufenthaltsproblem zu regeln und dafür müssen wir nach Nuku Hiva. Also geht es am nächsten Morgen, nach einer schlafreichen Nacht bei wunderschönem Wetter los. Wir setzen bei schönsten Bedingungen die Segel. Doch am Himmel zeichnet sich bald Regen ab. Wir beobachten das Wetter und reffen gerade noch rechtzeitig die Genua. Im Gross haben wir von Beginn weg das 1. Reff drin. Bald ist der erste Squall vorbei, die halten ja zum Glück jeweils nicht sehr lange an. Es ist ungemütlich, wir haben zu viel Segel draussen und lassen den Druck etwas ab. Ist ja bestimmt bald vorbei.
Doch wir müssen leider feststellen, dass zwar der Regen vorbei ist, nicht aber der Wind! Der nimmt sogar noch zu und pendelt sich bei 30kn ein. Auch hier hat offenbar der Wind die aktuelle Windprognose nicht erhalten. Der Wind hat wohl noch kein Starlink um im Internet nachzuschauen, was er heute zu tun hat...
Also Reffen wir das Grossegel ins 2. Reff und verkleinern die Genua noch weiter. Die Wellen sind inzwischen auch sehr ungemütlich. Wir haben uns die Überfahrt ziemlich anders vorgestellt.
Erst kurz vor Nuku Hiva, im Inselschatten nimmt der Wind etwas ab und bald sind wir auch schon in der grossen Bucht von Taiohae drin. Da sind wir relativ geschützt und sind froh, hier zu sein. Die Bucht ist gross genug und ein Ankerplatz ist einfach zu finden. Es schaukelt zwar und es regnet wie verrückt, aber wir sind angekommen...
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