Auf zu den Tuamotus
Auf zu neuen Ufern
Wir verlassen nach über zwei Monaten schweren Herzens die wunderbaren Marquesas in Richtung Tuamotus. Allans Geburtstag fällt den Vorbereitungstätigkeiten für die Abfahrt zum Opfer und kurz vor 17 Uhr ist es soweit, wir lichten den Anker in Hatiheu im Norden von Nuku Hiva.
Die ersten zwei Stunden müssen wir unter Motor zurücklegen, da wir uns im Windschatten der Insel befinden. Doch schon bald kommt der Wind mit voller Wucht von 28kn. Wir wussten, dass diese Überfahrt kein Zuckerschlecken wird, es ist viel Wind angesagt und dieser kommt von der Seite. Und viel Wind bedeutet auch meist viel Welle.
Die Nacht ist trotzdem wunderschön mit dem Vollmond. Doch die Wellen sind gewaltig und spritzen bis ins Cockpit. Meerla ist ganz salzig und alle Luken sind geschlossen.
Die Nacht verläuft mit schwankendem Wind und wir kommen gut voran. Der Geburtstagskuchen von Allan ist Gold wert, er hebt unsere Stimmung erheblich.
Der nächste Tag zieht ereignislos dahin, ein Segler kommt uns entgegen, ansonsten liegen wir herum und lesen. Etwas tun können wir ja nicht, denn die meerla ist ein ordentlicher Schüttelbecher. Das Wetter ist sehr schön und entsprechend ist es im Schiff ziemlich warm. Wir spüren, dass der Schatten vom Bimini fehlt, welches wir, des starken Windes wegen, zurückgeklappt haben.
Der Wind schwankt weiterhin zwischen 20kn und 30kn, was für unseren Geschmack zu viel ist auf diesem Kurs. Das zeigt sich auch bei unseren Etmalen, die weit über unserem Durchschnitt liegen und auf der Speed Anzeige immer wieder mal 9kn aufblitzen. So geht auch der zweite Tag dahin mit nichts tun, denn alleine das Sitzen oder Stehen ist schon sehr anstrengend.
Nach Mitternacht der dritten Nacht wird es ruhiger, der Wind geht unter 20kn und plötzlich ist es ganz angenehm im Schiff, alles ist viel entspannter. Doch wir sind immer noch zu schnell unterwegs.
Ein Sturmvogel landet auf unserer Solarzelle und möchte mit uns mitfahren – sorry, kein guter Platz... Wir verjagen ihn, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Diesen Tag schliessen wir mit einer leckeren Überfahrts-Pizza ab!
Slack tide
Danach erreicht uns wieder stärkerer Wind und wir steigen von der gerefften Genua auf die Fock um, wodurch wir trotz Reff in der Fock immer noch zu schnell sind.
Denn bei der Ankunft in den Tuamotus muss man nicht nur bei Tageslicht ankommen, sondern auch genau auf eine bestimmte Zeit, nämlich bei Slack tide. Slack tide ist sozusagen der Zeitraum bei Gezeitengewässern, wo keine Strömung in die eine oder andere Richtung geht. Denn bei den Tuamotus handelt es sich um Atolle, die schmale Pässe haben. Das können einen oder auch mehrere sein. Natürlich hat es auch Atolle, die gar keinen Pass haben, aber da können wir demnach auch nicht hinein.
In solchen Pässen können ganz heftige Strömungen auftreten, die auch zu stehenden Wellen führen können, wodurch für ein kleines Boot kein Durchkommen ist.
Tahanea, wo wir hinwollen, hat auf der Ostseite drei Pässe nahe beieinander. Das macht die Pässe einfacher, da das Wasser mehr Platz zum ein- oder auslaufen hat. Da es für uns aber der erste Pass ist und wir keinerlei Erfahrung haben, halten wir uns an die Vorgabe, dass gegen 11:30 Uhr Slack tide ist und wir dann durch den Mittelpass fahren möchten.
So erreichen wir nach einer ruhigen Nacht den Atoll-Eingang viel zu früh. Wir machen also eine Wende und fahren etwa anderthalb Stunden wieder den Weg zurück. Da fahren wir erneut eine Wende und stehen kurz nach Niedrigwasser vor dem Pass. Dieser präsentiert sich wunderbar friedlich und wir Motoren ganz entspannt hindurch.
Wir Fahren zum Motu Taotaona, wo wir einen Ankerplatz suchen. Diese Suche gestaltet sich durchaus schwierig, da der Platz mit Korallenblöcken übersät ist. Wir finden einen kleinen Sandfleck, da fällt der Anker. Da sich die Ankerkette um diese Korallenblöcke wickeln könnte oder wir durch das Schwojen des Schiffes die Korallen mit der Kette zerstören könnten, hängen wir unsere Ankerkette auf. Wir binden zwei unserer Fender an die Kette, so dass diese über den Korallenblöcken schwebt und nur die vorderen Meter mit dem Anker im Sand liegen.
Juhu, wir sind nach knapp vier Tagen, etwas über 600sm im Türkisen, klaren Wasser vom unbewohnten Atoll Tahanea angekommen!
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