Das Wiedersehen in Tahanea - Tuamotus
Nicht cool
Sind wir im Paradies angekommen? Na, da stellt sich ja wohl zuerst mal die Frage, was ist das Paradies? Oder vielmehr was ist es für uns? Wir werden ja sehen, was uns die nächsten Tage so bringen.
Zuerst sind wir mal am Boden der Realität angekommen, denn auf der Überfahrt hierher hatten wir plötzlich sehr viel Wasser unter unserem Kühlschrank. Das ist nicht ganz ungewöhnlich, wenn wir mit viel Krängung segeln, nur dieses Mal war es ungewöhnlich viel Wasser. Nach dem Abtauen will er aber nicht mehr kühlen. Er läuft zwar irgendwie aber ohne zu kühlen. So wird am Sonntag der Kühlschrank ausgebaut um zu schauen, ob wir die Ursache finden und etwas reparieren können. Leider bleibt dies erfolglos, denn wir müssen feststellen, dass aller Voraussicht nach kein Kühlmittel mehr vorhanden ist und dies können wir nicht selber auffüllen.
Tja, jetzt gibt es nur noch warme Getränke... Zum guten Glück haben wir noch unsere alte Campingkühlbox, wo wir nun alles, was unbedingt kühl sein muss, unterbringen. Anderes, wie Schokolade oder Eier verstauen wir in der Bilge, wo es am kühlsten ist.
Super cool
Tahanea ist ein unbewohntes Atoll, hier kommen nur manchmal einige Fischer vom Nachbaratoll vorbei und im Süden ist für etwa 3 Monate im Jahr Nico auf einem Motu und produziert Copra.
Wir wollen also dieses einsame Atoll erkunden und so gehen wir als erstes auf die vor uns liegenden Motus (ein Motu ist eine Insel bei einem Riff).
Das südlichere Motu ist kaum bewachsen und das Meer findet immer wieder einen Weg über die Korallen.
Das Motu, das direkt vor der meerla liegt ist dicht mit Palmen bewachsen und lädt uns ein, Kokosnüsse zu sammeln. Es ist erkennbar, dass hier ab und zu jemand vorbeikommt und das Unterholz anzündet, damit die Insel begehbar bleibt. Wir sehen dies gut an den angeschwärzten Palmenstämmen im unteren Bereich.
An den schönen Wasserfarben können wir uns nicht satt sehen und Allan macht es auch Spass mit dem Dinghi umher zu fahren.
Natürlich erkunden wir auch die Unterwasserwelt. Wir gehen im Pass Motupuapua (Nordwest-Pass) schnorcheln, dazu müssen wir gut die Gezeiten beachten, so dass wir immer mit dem Dinghi aus dem Pass fahren, wenn es nur leichte einlaufende Strömung hat. So können wir herausfahren und uns an der Wasseroberfläche hereintreiben lassen. Nach etwas Anlaufschwierigkeiten finden wir die Riffkannte, an der in der Tiefe dutzende von Haien patrouillieren. Leider sind sie von oben gesehen etwas weit weg. Doch zum Angewöhnen durchaus angenehm die Haie etwas auf Distanz zu haben.
Nach der Riffkannte treiben wir auf der nördlicheren Seite durch den Pass, wo wir eine sehr schöne Korallenlandschaft entdecken. Diese ist noch wunderbar intakt, was uns natürlich freut. Wir sehen sogar einen Manta an uns vorbeizeihen. Dieses «Schnorchel-Kino» machen wir einige Male, bis die Strömung zu stark wird, dann kehren wir zum Schiff zurück.
Bommies
Der Ankerplatz ist ziemlich windig, es pfeift im Rigg und es ist erstaunlich unruhig mit den Wellen. Wir wollen demnächst in die Südost-Ecke des Atolls, da werden wir viel geschützter liegen. Doch halt, da kommt ein Schiff, das wir von den Sozialen Medien her kennen. Wir treffen auf Beluga, ein deutsches, junges Seglerpaar und wir verbringen einige gemeinsame Stunden mit quatschen und Brändi Dog spielen.
Jetzt geht es innerhalb vom Riff zum Southeast-Corner. Wir fahren diese Strecke unter Motor, da der Wind direkt von vorne kommt und wir mit den vielen Bommies, denen wir ausweichen müssen, nicht unter Segel aufkreuzen wollen. Ein Bommie wird ein einzelner, grösserer, freistehende Korallenblock genannt. Innerhalb des Atolls gibt es von diesen unzählige. Im Atoll ist es oft um die 20-40m tief und plötzlich ragt steil ein Bommie empor, der bis unter die Wasseroberfläche kommt. Die ragen soweit nach oben, dass wir da mit unserem Schiff nicht darüberfahren können.
Da dieses unbewohnte Atoll auf unseren Seekarten nicht vollständig kartographiert ist, können wir nicht nach Karte navigieren, sondern müssen sogenannte «Augapfel-Navigation» betreiben. Wir müssen also selber gut vorausschauen, ob der Weg für uns frei ist. Dafür habe ich im Vorfeld die Satellitenbilder von Bing und Google heruntergeladen und kann diese mit der Qfield App offline auf meinem Handy anzeigen. Auf den hochaufgelösten Satellitenbildern sind diese Bommies gut zu erkennen und so sind wir sicher unterwegs.
Absturz
Wir kommen beim Southeast-Corner an und keiner ist da, wir sind ganz alleine! Und es ist herrlich hier – einfach ein Traum. Türkisblaues Wasser, Sandstrände, Palmeninseln, Vögel und eine intakte Unterwasserwelt.
Bald gehen wir auf die Insel und schauen, ob wir Nico finden. Doch seine Hütte ist aufgeräumt und alles sieht verlassen aus. Schade, wir hätten gerne mit ihm Kontakt gehabt. So spazieren wir durchs Gebüsch über seine Insel bis zu seinem Kokospalmenwald, wo er die Kokosnüsse fürs Copra holt.
Zum Aussenriff gelangen wir nicht, so kehren wir wieder um und spazieren dem Strand entlang zurück.
Am nächsten Tag ist schönstes Wetter und es juckt uns die Drohne fliegen zu lassen. So gehen wir an Land, denn wir haben zu wenig Übung um die Drohne vom Schiff aus fliegen zu lassen. Es ist herrlich, das Wasser glasklar, die Sonne scheint und die Drohne liefert uns wunderbare Bilder von oben.
Nach zwei Flügen starten wir noch einen dritten, doch der endet leider mit der Drohne im Meer. Die Batterie hat einfach von einer auf die andere Sekunde versagt und die Drohne ins Meer stürzen lassen. Obwohl wir uns merken, wo die Absturzstelle ist, finden wir sie nicht sofort. Wir müssen aufs Schiff zurück und unsere Schnorchel Ausrüstung holen. Auch sehen wir uns das Absturz-Video an, um nochmals genau zu sehen, bei welchem Korallenblock sie verschwand. Knapp zwei Stunden nach dem Absturz finden wir sie auf etwa 1.5m Wassertiefe. Wir baden sie in Süsswasser und lassen sie nun in der Sonne trocknen. Mal schauen, ob sie noch funktioniert. Unsere Hoffnung ist sehr gering. Aber wenigstens ist kein Müll im Meer gelandet.
Inzwischen sind die Beluga und zwei weitere Schiffe in unserer Nähe eingetroffen und wir freuen uns über ein gemeinsames Lagerfeuer am Strand mit dem Austausch unter den Seglern.
Am anderen Tag stellt Allan fest, dass wir Salzwasser in der Segellast haben. So räumen wir alles aus, reinigen den Inhalt und legen die Segellast trocken.
Auch dem Problem mit der Rettungsinsel, die immer im Nassen steht, wollen wir entgegenwirken und bauen ein «Podest» aus einer Poolnudel. Mal schauen, ob dies langfristig etwas bringt...
Wiedersehensfreude
Wir wissen, dass unsere Seglerfreunde der Anixi etwas weiter nördlich in einem Atoll sind, wo wir auch noch hinwollen. Doch die aktuellen Wetterprognosen lassen es nicht zu, dass wir bequem dahin segeln können. So freuen wir uns umso mehr, dass Anixi uns mitteilt, dass sie zu uns kommen werden, denn sie haben den Wind von hinten.
Es ist ein sich drehendes Wetterfenster angekündigt, das uns für etwa 24 Stunden Wind und Wellen aus einer Richtung bringt, wo wir nicht geschützt sind. Es wird äusserst ungemütlich, wir können nachts nicht schlafen und es kommen Bonaire Reversal Erinnerungen auf. Just in diesem Wetter kommt Anixi an und ankert neben uns.
Das Wiedersehen müssen wir noch etwas verschieben, da der Besuch mit dem Dinghi zurzeit unmöglich ist.
Doch dann ist es soweit, wir treffen Nora und Hacko nach drei Jahren wieder, wie schön! Wir haben uns sehr viel zu erzählen und spielen natürlich Brändi Dog.
Und auch ganz wichtig, Hacko kann unseren Kühlschrank mit Gas befüllen! Wir bauen ihn dafür also erneut aus und der Profi macht sich ans Werk. Das Loch können wir nicht ausfindig machen, so ist es nur eine temporäre Lösung und interessant wird es sein, wie lange er jetzt durchhält. Juhu, wir haben wieder einen kühlen Kühlschrank und können Hacko ein gekühltes Bier servieren...
Natürlich sind wir unglaublich neugierig, wie es unserer Drohne geht. Auf dem Schiff, ohne Propeller (damit sie sicher nicht abhebt) funktioniert sie erstaunlicherweise. So gehen wir an Land und starten sie dort ganz vorsichtig. Siehe da, sie fliegt! Was für eine Magic-Drohne...
Die Sieben
Nora möchte unbedingt noch zum Ankerplatz sieben. Das hört sich spannend an. Der Platz heisst so, weil es da eine Sandbank gibt, die aus der Luft wie eine 7 aussieht. Also geht es Anker auf. Schweren Herzens verlassen wir diesen traumhaften Ankerplatz. Heute ist der Wind ideal, so dass wir unser repariertes Leichtwindsegel hervornehmen können und damit zwischen den Bommies hindurch segeln können. Segeln vom Feinsten, keine Wellen, schönes Wetter, leichter Wind.
Wir finden südlich der Sieben einen herrlichen Ankerplatz und sind zusammen mit Anixi alleine.
Am Abend gehen wir auf das vor uns liegende Motu und machen ein gemütliches Lagerfeuer und Schlangenbrot. Einfach nur herrlich!
Am anderen Tag besuchen wir das kleine Motu neben uns und treffen viele Vögel an, darunter auch junge Tölpel.
Es ist so richtig abgeschieden hier, Natur pur auf einem winzigen Stück Erde. Ein paar Palmen und Büsche, mehr nicht. Wir umrunden die kleine Insel und fahren noch etwas mit dem Dinghi durch die Lagune, dann müssen wir auch schon wieder weiterziehen. Denn der Wind wird erneut drehen und wir würden dann hier nicht mehr geschützt liegen. So nehmen wir Anker auf und fahren zum Ankerplatz zurück bei den Pässen.
Auf Wiedersehen?
Natürlich quatschen wir weiterhin viel mit Nora und Hacko, spielen Brändi Dog und an einem Abend gibt es gemeinsam ein Käsefondue auf der meerla.
Bisher waren wir im Motupuapua-Pass nur schnorcheln. Gemeinsam mit Anixi gehen wir nun im Pass tauchen. Das Abtauchen, mit dem Dinghi an einer Leine haltend, gestaltet sich bei dem Wind etwas schwierig. Doch dank dem, dass Hacko ihr Dinghi bereits unten angebunden hat, können wir auch abtauchen. Wir sehen an der Riffkannte einige Haie, kurz einen Manta und schon bald müssen wir diesen Schauplatz verlassen und uns in den Pass hineintreiben lassen.
Wir waren schon länger nicht mehr tauchen und sind etwas aus der Übung. So sind wir anschliessend ziemlich müde und freuen uns umso mehr, dass Hacko für uns Crêpes macht!
Für uns zeigt sich eine gute Wetterlage um zum nächsten Atoll zu fahren und Anixi entscheidet sich nochmals an den Südankerplatz zu fahren um dort zu Kiten. So gibt es ein sehr schwerer Abschied von Nora und Hacko. Wir hatten hier traumhafte Tage mit ihnen verbracht. Wann sehen wir sie wieder? Sie gehen ostwärts und wir westwärts...
Nach über drei Wochen Abgeschiedenheit im unbewohnten Atoll blicken wir auf eine wunderschöne Zeit zurück. Für uns war es für diese Zeit ein kleines Paradies. Hier lassen wir noch ein paar Bilder für sich sprechen.
Nun freuen wir uns auf Fakarava, wo wir hoffentlich auf Einheimische treffen werden...
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