Von Giganten und Massen in Neuseeland

Von Giganten und Massen in Neuseeland

2024, Menschen, Landausflüge, Neuseeland
Wir besuchen die Kauri-Giganten im Wald und nehmen am Waitangi-Day ein Bad in der Masse.

Unerwartete Landschaft

Die Kauri-Wälder an der Westküste sollen schön sein, haben wir vernommen. Aha. Ja, dann nichts wie hin! Aber halt, wo hin denn, wo sind die? Wir finden schnell heraus, dass die in etwa anderthalb Stunden Autofahrt von uns entfernt sind.
Wunderschönes Wetter begrüsst uns heute und so fahren wir ziemlich ahnungslos mit unserem Auto quer über die Nordinsel in Richtung Omapere.

Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich, saftig grüne Landschaft zieht an uns vorbei und die sanften Hügel sind mit Kühen und Schafen übersät. Bald schon erhaschen wir erste Blicke auf das Wasser. Doch das ist noch lange nicht die Westküste, sondern ein Meeresarm, der kilometerweit ins Landesinnere ragt.

Wir erreichen Omapere und werden von einer ganz anderen Landschaftsform überrascht. Riesige Sanddünen säumen den Eingang dieses Meeresarmes und den Hokianga Naturhafen. Der Ort selber ist mit 246 Einwohner nicht sehr gross und wir machen nur einen kurzen Halt für Fotos.

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Denn kurz danach wollen wir im Arai te Uru Nature Reserve über die Sanddünen spazieren gehen und den Ausblick auf die Westküste und somit die Tasmansee geniessen und natürlich die riesige Sanddüne von Pouahi.

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Kauri-Giganten

Weiter geht unsere Fahrt auf der Route 12 in Richtung Dargaville. Heute zeigt sich die Tasmansee von der ruhigen Seite und bald schon sind wir mitten im Wald. Ob wir wohl die Kauri-Bäume finden?

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Das ist aber wie fast überall in Neuseeland kein Problem, es ist alles gut beschildert und hat meist reichlich Parkplätze. Wir haben einen ersten Einstiegspunkt in den Waipoua Kauri Forest erreicht und ziehen unsere Trekkingschuhe an.

Als erstes geht es einmal mehr durch eine Desinfektionsschleuse und unsere Schuhe werden gereinigt. Danach führt ein schön gemachter Weg in den Wald hinein. Stattliche Bäume überall um uns herum, doch da ist ja ein Gigant. Wow, was für ein Baum!

Tāne Mahuta

Vor uns steht der Tāne Mahuta, der grösste bekannte Kauri-Baum und der grösste Baum von Neuseeland. Die Kauri-Bäume (Agathis), auch Kaurifichten oder Kaurikiefern genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Araukariengewächse.
Sein Umfang in Bodennähe beträgt 13,77m, was einem Durchmesser von knapp 4,4m entspricht. Die Stammhöhe vom Erdboden bis zum Kronenansatz beträgt 17,68m, das Stammvolumen 244,5m³. Aber erst in 18m Höhe weist der Baum Äste auf.

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Wir begegnen natürlich einigen Touristen und da hier der Weg nicht weiter führt, gehen wir beindruckt von der Natur zum Auto zurück.
Der Waipoua Forest Trust ist ein Wald der Region Northland auf der Nordinsel und beherbergt einige der besten noch verbliebenen Kauri-Wälder Neuseelands. Er wurde 1952 zum Schutzgebiet erklärt. Er ist bekannt für seine beiden grössten lebenden Kauri-Bäume, Tāne Mahuta und Te Matua Ngahere.

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Te Matua Ngahere

Aha, dann muss es also noch ein solcher Gigant geben. Wir lassen es mal darauf ankommen und fahren weiter in Richtung Süden. Da, hier hat es wieder ein Schild für Sehenswürdigkeiten, da halten wir an. Auch hier geht es durch die Desinfektionsschleuse und ein Waldweg führt tief in den Wald hinein.

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Es ist ein wunderschöner Weg durch einen mächtigen Wald und bald stehen wir vor dem «Vater des Waldes», wie der Māori Name Te Matua Ngahere übersetzt wird.

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Dieser Baum, der auf ein Alter von etwa 2000 Jahre geschätzt wird, ist niedriger als der Tāne Mahuta, der nur 1km nördlich steht. Doch mit 16,41 Metern hat er den grössten Stammumfang aller Bäume in Neuseeland. Sein Stamm ist 10,21m hoch, seine Gesamthöhe beträgt 29,9 Meter. Mit 208m³ hat er nach dem Tane Mahuta das zweitgrößte Volumen. Der Te Matua Ngahere gehört zu den Überresten eines einst intakten Kauri-Waldes, der auf der Northland Peninsula existierte. Leider geht es diesen Bäumen heute nicht mehr so gut. Wir bewundern diesen Baum eine Weile und versuchen zu verstehen, was er uns alles über die letzten 2000 Jahre erzählen will.

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Sehr beeindruckt von diesen alten Holzgiganten machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Süden.
Bei Dargaville, welches am Wairoa River liegt, machen wir einen kurzen Halt und fahren nun wieder Richtung Osten, bis nach Whangarei und zurück nach Opua.

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Schiffs-Wehwehchen

Leider haben wir viel zu wenig Zeit für solche schöne Erkundungstouren, denn unsere meerla erfordert im Moment viel Aufmerksamkeit von uns.
Dazu gehört, dass die Heizung nicht mehr richtig funktionieren will und sich leicht merkwürdig anhört. Beim Ausbau des Brenners stellen wir fest, dass der gar nicht mehr gut aussieht und ersetzt werden muss. Die Ersatzteile müssen wir aus Europa organisieren, hier in NZ finden wir keinen Ersatz.

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Die Batterie, die das Bugstrahlruder versorgt, ist inzwischen die Älteste an Bord und nicht mehr sehr fit. Sowohl die Starterbatterie wie auch die Hausbank haben wir ersetzt. Jetzt machen wir dies auch mit dieser Batterie im Bug, damit wir keine unliebsamen Überraschungen an abgelegenen Orten haben. Wir ersetzen die Alte mit einer identischen neuen Batterie. Jetzt schnurrt das Bugstrahlruder wieder tipptopp.

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Das Fliegengitter über unserem Niedergang muss erneuert werden. Übrigens ein sehr wichtiger Gegenstand für uns, denn irgendwelche Stechviecher hat es überall und sie lieben mich ja bekanntlich besonders. Das jetzige Netz ist komplett zerlöchert und nützt so nichts mehr. Allan entfernt vom alten Netz die Umrandungsverstärkung mit dem Bleiband und ich schneide derweil das neue Netz zu. Dann heisst es alles abstecken und neu zusammennähen. Nach einem Tag Arbeit haben wir wieder einen wunderbaren Mückenschutz beim Niedergang.

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Unsere zwei grösseren Winschen im Cockpit haben wir letzten Sommer an einem wunderschönen Ort in Französisch-Polynesien gewartet. Jetzt müssen noch die beiden Kleineren gewartet werden, welche unter der Sprayhood gut geschützt sind. Allan nimmt sich diesem Unterfangen an. Es heisst alles auseinandernehmen, entfetten, reinigen und wieder frisch gefettet zusammensetzen. Ein Schiffs-Puzzle also, aber eines das sich lohnt. Jetzt laufen auch diese Winschen wieder ganz leise und wie frisch geschmiert.

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Waitangi-Day

Was für die Schweizer der erste August ist, ist für die Kiwis der Waitangi-Day am 6. Februar. Es ist ein nationaler Feiertag, der seit 1934 zelebriert wird. An diesem Tag wird die Unterzeichnung des Vertrages von Waitangi im Jahre 1840 gefeiert. Siehe dazu mehr in unserem Logbuch «Geschichtsträchtiges Waitangi und Russell».
Da wir das Glück haben, um diese Zeit in Neuseeland zu sein und wir sogar ganz in der Nähe von Waitangi sind, wollen wir uns diesen Anlass nicht entgehen lassen.

Schon Wochen davor sehen wir überall am Strassenrand Schilder, dass es am Waitangi-Day zu Verkehrsbehinderungen kommen könnte. Trotzdem entscheiden wir uns, dass es viel einfacher ist, mit unserem Auto Richtung Paihia zu fahren. Doch sehr schnell stehen wir im Stau und zwar so richtig. Es geht kaum voran und wir sind noch weit weg vom Geschehen. Falsch gedacht! Also machen wir kehrt, fahren zu meerla zurück und wassern unser Dinghi ein. Dem tut das auch wieder mal gut, etwas zu fahren, steht es ja doch seit Monaten still. Gemütlich tuckern wir aus der Marina heraus und können schon bald in Gleitfahrt Richtung Paihia brausen.

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Da angekommen, begegnen wir den grossen Wakas, voll mit Māoris. Leider dürfen wir nicht zu nahe heran, ein Boot kontrolliert die Zuschauer. Wir beobachten die Māoris in ihren Wakas mit den Gesängen also aus Distanz und ziehen nach einer Weile weiter Richtung Waitangi.
Da finden wir eine Steganlage, wo schon viele Dinghis liegen und wir meerli dazugesellen.

Jetzt geht es auf ins Gewühl, denn wir sehen eigentlich nur Menschen. Und das in unglaublichen Massen. Wir folgen also der Masse und finden uns auf einer grossen Wiese wieder, die als eines der Festgelände dient. Hier gibt es Darbietungen der Māoris, Essensstände, verschiedene Verkaufsstände und vor allem viele Menschen.

Wir sehen uns etwas um, beobachten das Geschehen und quälen uns noch über die Brücke zum anderen Festgelände. Doch ausser, dass wir für die 100 Meter eine halbe Stunde benötigen, treffen wir nichts Neues an. Am Strand bei den Pferden finden wir etwas Luft.

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Wir nehmen seit langem wiedermal ein Bad in der Menge, was nicht so unsere Art ist. Aber interessant ist es trotzdem und wir freuen uns, dass wir erleben dürfen, wie hier dieser Tag gefeiert wird. Es hat für uns einige interessante Māoris unterwegs und leider ist auch an diesem Tag der Konflikt spürbar. Doch die Mehrheit geniesst einfach die Festivitäten.

So erfreuen wir uns ob der Ruhe, als wir wieder auf der meerla zurück sind und widmen uns den weiteren Boots-Projekten.

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