Pflege des Unterwasserschiffes
Landung mit Hindernissen
Wie könnte ich noch sitzen, welche Position kann ich noch einnehmen? Ich weiss nicht mehr wie sitzen und meine Beine schmerzen schon lange. Die erste Flugstrecke nach Dubai war etwa 8 Stunden, dann konnten wir beim Umsteigen die Beine vertreten. Doch nun sitzen wir seit 14 Stunden in diesem Flieger und endlich ist die Landung in Auckland angekündigt.
Doch warum rollen wir so langsam und bleiben nach der Landung mitten auf der Rollbahn stehen? Nach etwa einer halben Stunde erhalten wir die Information, dass bei der Landung vermutlich ein Reifen geplatzt ist. Ach so, diese war nämlich etwas unsanft und leicht quer zur Landebahn, weil es ordentlich Seitenwind hatte.
Jetzt heisst es warten und weiterhin sitzen. Ach, ich habe mich so gefreut, aussteigen zu können. Es fahren zwei Airport Fahrzeuge und die Feuerwehr vor. Und es dauert... Wieder etwa eine halbe Stunde später erhalten wir die Meldung, dass tatsächlich ein Reifen geplatzt ist und wir nun sehr langsam weiterrollen können.
Wenigstens geht es weiter... Und es geht nicht etwa zu einem Fingerdock, sondern irgendwo ans Ende des Flugplatzes zu einer Servicestation. Wir sitzen nochmals etwa eine Stunde im Flugzeug, bis sie das Personal gefunden haben, um die Treppen zu bedienen und Transferbusse zu organisieren. Nun aber raus, Treppe runter, in den Bus und durch irgendwelche abgelegenen Gänge, bis wir in den belebten Flughafenbetrieb gelangen und zu unserer Gepäckausgabe. Jetzt wird es nochmals spannend. Wird die Einreise mit all unseren Ersatzteilen beim Zoll reibungslos verlaufen? Wir füllen wahrheitsgetreu unseren Importzettel aus und werden nach dem Holz befragt, das wir mit dabeihaben. Zum Glück wollen sie am Zoll nur das sehen und als wir es auspacken sind sie zufrieden und winken uns durch.
Jetzt geht es auf zu unserem Auto und ab in die Stadt, um unsere neuen Matratzen abzuholen. Diese verladen wir auch noch ins Auto, das nun bis zur Decke voll mit Ware ist. Die Fahrt zurück zu meerla dauert noch über drei Stunden und ich bin sehr froh, dass Allan im Flieger etwas Schlaf gefunden hat und diese Fahrt noch bewältigen kann. Ich habe seit über 48 Stunden nicht mehr geschlafen und bin einfach nur froh, dass ich nicht am Steuer sitzen muss.
Glücklich kommen wir abends zuhause auf der meerla an und fallen nach einer anstrengenden Reise müde ins Bett.
Auspacken, Aufräumen, Säubern
Am nächsten Tag sind wir natürlich auf die neuen Matratzen gespannt und richten uns damit ein.
Auch steht das Auspacken im Vordergrund und damit verbunden das Aufräumen. Vieles muss verbaut werden und kommt so einfach nur temporär in die Gästekoje, die als Stauraum dient.
Und die neuen Matratzen sind gut. Wir liegen endlich nicht mehr in einer Badewanne, wobei die neuen Matratzen eher etwas hart sind. Auf jeden Fall sind wir zufrieden damit!
In wenigen Tagen geht es für meerla in die Werft um dem Unterwasserschiff einen neuen Antifouling-Anstrich zu verpassen. Dafür starten wir den Motor, testen die Rudergängigkeit, das Bugstrahlruder und nicht zuletzt den Propeller. Doch halt, stopp, sofort Motor aus! Das tönt gar nicht gut. Wenn wir den Gang einlegen geht der Motor in die Knie. Was ist los? Haben wir wirklich so viel Bewuchs, dass die Schraube nicht mehr drehen kann?
Jetzt muss Allan mit einem Spachtel bewaffnet und gut angezogen ins Wasser um nachzuschauen, was los ist. Dass wir eine dicke Schicht Muscheln haben, wissen wir, denn wir stehen hier schon lange und jetzt waren wir ja noch einige Wochen weg und haben in dieser Zeit den Motor nicht benutzt.
Zum Glück stellt Allan rasch fest, dass es wirklich nur der Bewuchs ist und kratzt alle relevanten Stellen frei, so dass wir die paar hundert Meter bis zum Kranen schaffen sollten.
Unterwasserschiff
Heute steht der Auskrantermin an und zur Sicherheit fragen wir die Marina, ob sie uns mit ihrem gut motorisierten Dinghi begleiten, falls wir doch ein Problem haben sollten.
Aber alles klappt einwandfrei und wir hängen kurz darauf im Kran.
Jetzt kommt dieser Moment, den wir gar nicht mögen - wie wohl so einige Schiffseigner auch nicht. Meerla kommt aus dem Wasser, die Gurten sind korrekt positioniert und es geht in die Waschanlage. Denn eine Wäsche hat meerla dringend nötig, nach so einer langen Standzeit. Riesige Muschelpakete hängen am Rumpf und werden mit dem Hochdruckreiniger heruntergespült. Die Möwen freut es, sie haben anschliessend ein kleines Festmahl. Und wir stehen mit der meerla an Land.
Meerla soll untenrum wieder chic werden. Dafür muss der Rumpf geschliffen, neues Antifouling aufgetragen und alle anderen Teile wie Propeller, Bugstrahlruder, Schwert und Ruderblätter behandelt werden.
Über Kopf schleifen ist nicht so unser Ding und da hier Absaugvorrichtungen dafür vorgeschrieben sind, lassen wir diesen Arbeitsschritt lieber von der Werft machen. Wir haben genug zu erledigen mit dem Schwert und allen Feinheiten, die wir aus Erfahrung wissen, dass sie nicht von den Werftarbeitern erledigt werden.
Wir bauen also das Schwert aus, damit der Schwertkasten auch gereinigt und neu gemalt werden kann. Allan kümmert sich danach um die Anoden, diese zu reinigen oder wo nötig zu ersetzen und um den Propeller, der eine gründliche Reinigung braucht. Ich reinige derweil die Propeller des Bugstrahlruders, so dass diese wieder frei von Bewuchs sind.
Wir lassen noch den Service am Sail Drive machen, bei dem die Wellendichtung ersetzt und neues Öl aufgefüllt wird. Jetzt wo der Propeller wieder montiert ist, bekommt dieser von Allan noch eine ordentliche Ladung Fett, so dass er wieder gut geschmiert läuft.
Und natürlich läuft es auch hier wie bisher nirgendwo anders. Ohne Druck und zehnmal nachfragen geht nichts. Wir hatten so gehofft, dass es hier in Neuseeland anders wäre aber leider NEIN.
So stürmen wir immer wieder und warten geduldig. Schliesslich ist das Leben an Bord an Land eher umständlich, da keine Toilette benutzt werden darf und kein Wasser durch einen Abfluss raus soll...
Wir kümmern uns nebst dem Unterwasserschiff noch um unsere Schäden im Gelcoat, die wir an Deck leider an einige Stellen haben. Woher diese Beschädigungen kommen, wissen wir nicht genau. Ob etwas heruntergefallen ist oder wie die sonst entstanden sind, ist unklar. Eine Stelle jedoch stammt vom Bau her, wo nicht sauber gearbeitet wurde, denn das Gelcoat wirft Blasen und blättert einfach ab.
Da es den Antirutschteil des Decks betrifft, und wir dies noch nie selbst gemacht haben, lassen wir jemanden kommen, der dies für uns repariert. Wir können ihm zusehen, so dass wir dies in Zukunft hoffentlich auch selbst machen können. Oder noch besser ist, wenn dies in Zukunft gar nicht mehr nötig wäre, weil nichts mehr kaputt geht...
So rast die Zeit in der Werft dahin. Inzwischen ist der Rumpf gespritzt (nicht gerollt) und wir warten noch, dass die weisse Wasserlinie und das Schwert gemacht werden.
Manchmal ist es für uns schon schwierig zu verstehen, warum die Arbeiter nicht verstehen, dass der Schwertkasten auch gemacht werden muss. Ja, wir wissen es selbst, dass das eine sehr mühselige Arbeit über Kopf ist und einem alles ins Gesicht rieselt. Aber genau deshalb wollten wir es machen lassen und bezahlen ja dafür. Doch es geht wie immer, nicht nach unserem Geschmack und wir legen selbst Hand an. Wenigstens erhalten wir von unserem Antifouling, so dass wir alle Details selbst noch so erledigen können, dass es unseren Ansprüchen genügt.
Schmale Schlitze
Nebenbei wollen wir die neue Starlinkhalterung montieren, was zur Folge hat, dass wir vom Geräteträger noch zwei Kabel ins Schiff ziehen müssen. Einmal von Backbord her das Antennenkabel und einmal von Steuerbord aus das Netzwerkkabel, das zum Glomex führt. Alles nicht ganz einfach und Allan kriecht dafür in so manche Kiste und andere unmögliche enge Orte. Mein Job dabei ist einfach den Handlanger zu spielen, damit Allan nicht aus seinen engen Winkeln herauskriechen muss.
Doch auch das ist bald geschafft und wir freuen uns, dass wir nach 1.5 Jahren die Starlink-Antenne fest auf unserem Geräteträger installiert haben und sie mit 12V betreiben können.
Es wären ja keine Schiffstasks, wenn nicht beim Erledigen von einem Task, neue entstehen würden.
So sehen wir beim Einziehen des Starlink-Kabels, dass die Schlauchschelle des Abgasschlauches der Heizung komplett verrostet ist. Und es wäre ja auch nicht Bootstypisch, wenn alles einfach nur so angepasst werden könnte. So dauert es sehr lange, bis wir diese Schelle ersetzt haben, denn der Abgasschlauch zerbricht immer wieder, so dass wir Stück um Stück abschneiden müssen. Jetzt wird der aber immer kürzer und bald ist er nicht mehr montierbar. Nachdem Allan viele unschöne Worte rausgelassen hat, schafft er es am Ende gerade noch so, dass er nicht mehr kaputt geht und er noch auf den Auslass passt. Für ein paar Monate ist das so in Ordnung, aber nächstes Jahr muss wohl ein neuer Abgasschlauch her.
Wir sind froh, als wir doch noch einen Einwasserungs-Termin erhalten, denn wegen eines Feiertages wollten sie uns nochmals 5 Tage länger an Land stehen lassen. Wir haben aber darauf bestanden, dass wir am Mittwoch spätestens ins Wasser zurückkommen, also nach 8 Tagen in der Werft.
Doch zum Ende sind wir es, die um diesen Termin zittern, ob wir bis dahin überhaupt bereit sind? Das Einbauen des Schwertes gestaltet sich höchst schwierig, da wir die Schwert-Distanzhalter und Führungen nach 5 Jahren prophylaktisch ersetzen und dessen Anpassung auf die korrekte Grösse mit viel Aufwand verbunden ist. Sie sollten möglichst eng sitzen aber doch minimal Spiel haben. Also Schwert hochziehen, soweit es halt geht, schauen wo was angepasst werden muss, dann ab zum Mechaniker, der diese Dinger in der Drehbank herunterdrehen kann. Dann startet der nächste Versuch und alles beginnt wieder von vorne, bis es passt. Am Ende zieht sich dies über zwei Tage hin und wir sind froh, als am Mittwoch kurz vor dem Mittag das Schwert in den Schwertkasten flutscht.
Puh, zum Glück hat es doch noch funktioniert. Und meerla steht nun bereit um wieder in ihr Element zu kommen.
Finale
Am späteren Nachmittag kommt der Kran, hebt meerla an und es werden noch die Auflagepunkte mit Antifouling bestrichen. Nach etwas Trocknungszeit geht es endgültig wieder ins Wasser.
Ein kurzer Check, ob nirgends Wasser ins Schiff eindringt und dann dem Kranführer das OK geben, dass alles in Ordnung ist. Wir starten den Motor und fahren zurück in unsere Box in der Marina.
Juhu, es ist geschafft und wir sind geschafft von einer intensiven Arbeitswoche und dem nervenaufreibenden Stürmen bei den Arbeitern und der Werft.
Zum Glück haben wir jetzt so ein bequemes Bett...
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