Rück(en)schläge und viel Geduld

Rück(en)schläge und viel Geduld

2024, Blauwasserleben, Gesundheit, Landausflüge, Neuseeland
Wir brauchen viel Geduld, nicht nur für ein Wetterfenster, auch für die Gesundheit.

Bereit!

Wir sind endlich bereit! Bereit für was? Für die Abfahrt von Neuseeland nach Tonga. Nur ein entscheidender Faktor ist nicht bereit, das Wetter. meerla ist jetzt wieder in einem sehr guten Zustand und wir sind endlich auch mental bereit und erholt, um wieder zu segeln und neues zu entdecken. Wir wollen wieder auf die Barfussroute und die Wollsocken und die dicken Pullover abstreifen. Doch wir brauchen Geduld, denn es ist Winter auf der Südhalbkugel und da ziehen viele Tiefdruckgebiete über Neuseeland. Wir versüssen uns das wochenlange Warten mit einem leckeren, selbstgebackenen Zitronenkuchen.

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Knall auf Fall

Als wäre mein aktuelles gesundheitliches Problem nicht schon genug, kommt das Nächste wie ein Hammer oben drauf. Zack, nach einen Spaziergang an Land, knallt es mir eine in den Rücken.

Es bessert nicht wirklich, aber in fünf Tagen ist doch ein Wetterfenster, das wir endlich nehmen wollen!! Wir wollen doch in die Südsee zurück! Bis dahin muss ich schauen, dass ich wieder fit bin...

Doch es kommt noch schlimmer. Drei Tage später breche ich mit so heftigen Rückenschmerzen an Land zusammen, wie ich mir das gar nicht vorstellen konnte. Ein befreundeter Segler, der Arzt ist, gibt mir nach einer Untersuchung Morphium. Doch auch dieses starke Mittel hilft mir nicht wirklich.

Aber immerhin hilft es so viel, dass ich mit Hilfe von Allan und Carl es schaffe, zu meerla zurückgebracht zu werden und ich in mein Bett liegen kann. Wenigstens bin ich jetzt in meiner Umgebung. An dieser Stelle vielen Dank für deine Hilfe, Carl!
Nun muss ich mich sorgfältig aber möglichst viel bewegen. Liegen oder stehen ist nicht gut, Sitzen geht gar nicht. Und was schon gar nicht gehen wird, dass wir am Mittwoch das Wetterfenster nutzen, um los zu segeln! Neuseeland will uns einfach nicht gehen lassen und so müssen wir zusehen wie die Nachbarn und weitere Boote davon ziehen...

An oberster Stelle steht nun meine Genesung und dafür gehen wir jeden Tag ein- bis zweimal Spazieren. Nicht zu lange und zu Beginn auch noch im Schneckentempo. Ach, wie gerne wären wir jetzt auch unterwegs Richtung Norden. Denn auf dieses Wetterfenster haben wir über drei Wochen lang gewartet.

Happy Birthday

Heute feiern wir Allans Geburtstag. Wir starten gemütlich in den Tag mit einem sehr leckeren Frühstück und machen uns anschliessend mit dem Auto auf den Weg Richtung Süden.

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Wir wollen uns die Kawiti-Glowworm Cave anschauen. Diese Glühwürmchen sind in Neuseeland eine endemische Art und heissen auf Maori Sprache Titiwai, der Lateinische Name ist Arachnocampa Luminosa.

Dieses 200 Meter lange Höhlensystem aus Kalksteinen, mit vielen Stalagmiten und Stalaktiten, wird seit vielen Jahren von der Familie Kawiti betreut und es werden Führungen angeboten. Die Höhle wurde im frühen 17. Jahrhundert entdeckt und ist Heimat von tausenden von Glühwürmchen.

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Die Höhle darf nur mit einer geführten Tour betreten werden, woran wir heute teilnehmen. Es ist schön, ausserhalb der Touristensaison hier zu sein, denn wir sind nur 5 Personen, was die Führung noch angenehmer macht. Leider dürfen wir im Innern keine Fotos oder Videos machen. Eine junge Maori Frau führt uns durch die Höhle und erzählt uns die spannende Geschichte dazu.

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Wir sehen bald schon viele zart leuchtende Punkte überall an der Decke – die Glühwürmchen. Wie schön. Wir machen an mehreren Stellen in der Höhle Halt und sehen nach oben. Und es leuchtet ähnlich wie die Milchstrasse bei dunkler Nacht. So wird auch dieser eine Höhlenraum als Milky Way bezeichnet. Wir sind fasziniert von diesem magischen Funkeln, es ist wunderschön.

Wir erfahren einiges über diese Glühwürmchen, bei denen die wurmartigen Larven und die jugendlichen Insekten dieser Mückenart, bekannt als Fliege, Biolumineszenz sind. Damit locken sie ihre Beute in die Falle. Diese Art kommt in feuchten Höhlen vor, wo es keinen Wind gibt. Sie leuchten zart in blau, grün oder weiss, wobei die Larven das hellste Licht erzeugen.

Die Eier schlüpfen nach drei Wochen, danach wächst die Larve sechs bis neun Monate, bevor sie sich verpuppt. Nach etwa zwei Wochen schlüpft die Fliege, die nur wenige Tage lebt, da sie sich nicht ernähren kann. Aber es ist genug Zeit, um sich zu paaren und für das Weibchen um etwa 100 Eier legen zu können. Ein wunderbares Erlebnis das bei uns noch lange nachhallt.

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Nach diesem strahlenden Schauspiel der Natur fahren wir weiter Richtung Whangarei. Da besuchen wir die Whangarei Falls. Ein kurzer Spaziergang, aber für meinen Rücken gerade lange genug, führt uns einmal rund um den Wasserfall, wo sich der Hātea River 26 Meter über einen basaltischen Lavastrom in die Tiefe stürzt. Unser Weg führt uns über eine Grünanlage hinunter durch einen schönen Wald, wo wir den Wasserfall von unten bestaunen können. Hier fällt das Wasser in ein schönes Becken, das im Sommer wohl zum Baden einlädt.

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Wir gehen durch den Wald wieder hoch und haben von da aus noch schöne Blicke auf den Wasserfall.

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Weiter geht es ins Zentrum von Whangarei, wo wir im Hafenbereich herumschlendern. Hier steht ein Hundertwasserhaus, das ein Museum beherbergt. Doch das schliesst heute demnächst, so lassen wir den Besuch, obwohl das regnerische Wetter dafür gut wäre. Da im Marina Gelände heute nichts los und alles geschlossen ist, machen wir uns auf den Rückweg. Ein interessanter Gegensatz, wie ausgestorben um diese Jahreszeit hier alles ist, wo doch im Sommer reger Betrieb herrschte.

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Wir fahren Richtung Opua zurück und gehen in Paihia im Jimmy Jack's Rib Shack zum Nachtessen. Allan freut sich über die Spareribs und wir kehren gesättigt und mit vielen wunderbaren Eindrücken auf meerla zurück. Ich bin happy, dass ich trotz Rückenschmerzen einen schönen Geburtstags-Tag mit Allan verbringen konnte.

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Geduld

Die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen der Erholung und dem vielen Regen. Das Wasser in der Marina ist nur noch eine braune Brühe vom vielen Regen. Tja, alles sagt, es ist Zeit hier zu gehen, die Temperaturen werden auch immer niedriger, aber ich bin ganz klar nicht fit genug für eine 10-tägige Überfahrt. Ganz abgesehen davon ist aktuell auch wieder kein Wetterfenster zu sehen.

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So ziehen die Tage bis Wochen mit Arbeiten und Spazieren dahin. Das schöne am Winter hier ist, dass immer irgendwo etwas blüht, wie dieser Hibiskus. Wir spazieren sehr oft auf dem ehemaligen Bahndamm, wo noch Schienenresten und ein alter Eisenbahnwagen Zeugen von vergangenen Zeiten sind.

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Auch sind entlang von diesem Weg immer wieder Possum-Fallen zu sehen, die hier eine Plage darstellen und die Kiwis stark gefährden.

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Allan frönt in dieser Zeit seiner neuen Sucht, dem Milchkaffee... Er findet ihn so lecker, da muss ich ihn immer etwas bremsen.

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Mein Rücken bessert nur sehr langsam aber immerhin bessert er sich. Wollen wir doch positiv bleiben. Die Wettersituation beobachten wir natürlich weiterhin und fragen uns, wie wir da je wegkommen sollen, wenn ein Tief nach dem anderen vorbeizieht?

Wetterfenster

Ideal ist, wenn man auf dem Rücken eines Tiefs lossegeln kann und dann mit dem folgenden Hoch Richtung Norden kommt. Und genau so eine Situation scheint sich nun zu bilden. Bin ich bereit dafür? Das kommt wohl in den nächsten Tagen aus, wenn wir meerla abschliessend für die Überfahrt vorbereiten. Wir melden uns also beim Zoll an, um für nächste Woche einen Termin für das Ausklarieren festzulegen.

Wir gehen zu einem letzten grösseren Einkauf nach Kerikeri, wobei wir noch die Rainbow-Falls besuchen. Die mangelnde Sonne macht seinem Namen heute aber nicht die Ehre eines Regenbogens und so schauen wir uns einfach den netten Wasserfall an. Mir tut es gut, bei diesem sehr kurzen Spaziergang die Beine zu vertreten.

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Jetzt bereiten wir meerla endgültig auf die Abfahrt vor, denn nach bald 8-monatiger Liegezeit gibt es so einiges aufzuräumen. Auch gilt es die Abschliessenden Dinge vorzubereiten, wie Rettungswesten, Grabbag, Dinghi auf Deck, Solarzellen wegräumen und sehr viel mehr. Natürlich hoffen wir dabei immer, dass das Wetterfenster bleibt und mein Rücken das aushält.

Wir sind sowas von bereit, wie man nur sein kann, das ist ein gutes Gefühl. Jetzt muss noch das Wetter stimmen, denn wir brauchen wegen meinem Rücken eine angenehme Fahrt und können nicht in ein Wetterfenster mit viel Wind und hohen Wellen hineinfahren.

So kommt es dann, dass wir unsere Abfahrt um einen Tag verschieben. Wir melden das beim Zoll und erhalten mit müh und not noch ein Ausklarierungstermin, doch erst am späten Nachmittag. Denn einige andere Schiffe wollen auch an dem Tag losfahren.

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Und auch am nächsten Tag passt uns das Wetterfenster noch nicht genau, denn wir kämen zu schnell in eine Starkwindzone, in die wir nicht hineinfahren wollen. So verschieben wir erneut um einen Tag und da hat der Zoll nur noch einen Termin morgens um 8:30 Uhr. Naja, nicht gerade unsere Wunschzeit aber besser als nichts und wer weiss schon, ob das Wetter abschliessend passt?

Wir hadern sehr lange, sollen wir gehen, sollen wir nicht? Was spricht dafür, was dagegen? Es ist nicht das ideale Wetterfenster, aber es ist ein machbares. Das Hauptproblem wird sein, dass wir mindestens ab der Hälfte den Wind gegen uns haben werden. Das heisst Am Wind Segeln, was nicht sehr erquickend ist. Wäre es noch etwa Ende April, Anfang Mai, würden wir nicht in ein solches Wetterfenster starten.

Ein letzter Blick auf die Wetterprognose und wir entscheiden uns nach vielem hin und her zu starten!
Yes, es geht los...

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