Buckelwale hautnah - Tonga

Buckelwale hautnah - Tonga

2024, Blauwasserleben, Liegeplätze, Landausflüge, Tonga
Wir sind den Buckelwalen hautnah, was uns unter die Haut geht. Wir freuen uns auch über die kulturelle Ver ...

Unterwegs

Das Wetter, und davon meist der Wind, bestimmt oftmals, wann wir unseren Standort wechseln. Und so verlassen wir schweren Herzens unser liebgewonnener Ankerplatz bei Foa. Wir segeln seit langem wiedermal mit Passatbesegelung Richtung Südwesten, nach Lofanga. Aber wenn wir ehrlich sind, kommt uns dieser Winddreher sehr gelegen. Denn nach Lofanga wollten wir ohnehin, da es hier direkt am Ankerplatz angeblich Wale gibt. Aber bei normalem Ostwind ist dieser Platz viel zu ungeschützt, um als Mono-Hull liegen zu können.

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Wie wir das inzwischen um diese Jahreszeit nicht anders kennen, begegnen wir, auf diesen wenigen Meilen, unzähligen Walen. In den letzten Wochen haben wir sicher schon gut über hundert Wale gesehen! Hier haben wir eine Mutter mit ihrem Kalb ganz nahe, es schwimmt brav neben seiner Mutter her, unterdessen ein Standardanblick für uns. Doch sie hat entschieden, dass es Zeit zum Abtauchen ist, und zeigt uns wunderbar ihre beeindruckende Fluke. Diese Schwanzflosse ist übrigens bei den Buckelwalen wie unser Fingerabdruck, ein unverwechselbares Erkennungszeichen. Die unterschiedliche Musterung und Umrisse ermöglichen eine Identifikation des einzelnen Tieres.

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Wir erreichen die Bucht von Lofanga und nach etwas Suchen, finden wir einen halbwegs bommiefreien Ankerplatz. Da der Schwell noch aus Osten kommt, der Wind aber schon auf Nord gedreht hat – also die Wellen von der Seite kommen –, werden wir ordentlich durchgeschaukelt. Es gibt eine ziemlich schlaflose Nacht.

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Hautnah

Beim Frühstück sehen wir sie! Buckelwale am Rande unserer Bucht. Wir beobachten sie eine Weile, um zu erkennen, was ihr Vorhaben oder wie ihre Zugbahn ist. Doch so wirklich erkennen können wir nichts, ausser dass sie ganz langsam näherkommen. Und hallo, wer hüpft denn da noch aus dem Wasser? Delfine! Zwischen uns und den Walen sind auch noch einige Delfine unterwegs. Ja, besser kann der Tag kaum noch werden...

Irgendwann hören wir auf, die Wale zu beobachten, denn sie sind einfach da. Wir erledigen einiges und machen uns bereit, um schnorcheln zu gehen, denn das Riff östlich von uns sieht von Weitem ganz interessant aus. Die Walmutter mit ihrem Kalb ist in der Zwischenzeit schon deutlich nähergekommen. Und es macht auch den Eindruck, dass sie einen männlichen Begleiter haben. Das kommt oft vor, dass ein Männchen eine Mutter mit ihrem Jungen begleitet, um es vor anderen, für sie gefährliche Walarten, zu schützen.

Wir gehen ins Wasser und hören sofort den unverwechselbaren Gesang von Walen, wenn wir den Kopf ins Wasser stecken. Das alleine ist schon ein unglaubliches Erlebnis. Wir schwimmen Richtung Riff, um dort zu schnorcheln. Und da sehen wir sie ganz schemenhaft, die Mutter und das Baby im Wasser – was für ein Moment! Doch sofort sind sie wieder weg. Es war nur ein Wimpernschlag lang. Kaum denke ich, wie schade, da schwimmt doch tatsächlich ein Wal direkt auf uns zu! Na, wer seid denn ihr? Kann ich mit euch spielen? Er kommt aus dem blauen Nichts, schaut uns an, dreht ab, holt an der Oberfläche Luft und taucht wieder ins grenzenlose Blau ab. Wow! Was für ein Erlebnis! Einem Wal, einfach so hinter unserer meerla in die Augen schauen zu dürfen ist gigantisch. Auge in Auge mit einem Riesen – was für eine Begegnung der anderen Art!

Er hat wohl festgestellt, dass wir für ihn keine guten Spielkameraden abgeben. Wale sind neugierige Tiere, was uns hier wohl zugutegekommen ist. Aber leider zeigt er sich uns kein weiteres Mal.

So ziehen wir weiter und schnorcheln dem Riff entlang. Wir entdecken ein paar vereinzelte schöne Korallen, wie eine ganz blaue. Leider ist sie etwas weit unten. Es ist spannend, wie wir immer wieder neue Arten von Korallen entdecken, je weiter wir im Pazifik Richtung Westen kommen.

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Wir schwimmen zum Schiff zurück und haben beide ein Strahlen im Gesicht. Ein unglaublicher Schnorchelausflug, den wir wohl nie vergessen werden!

Lofanga

Am Nachmittag wollen wir uns die Insel Lofanga ansehen und fahren mit dem Dinghi an Land. Vom Strand weg führt ein Weg in den Ort und wir kommen an üppigem Grün vorbei und einigen schönen Bananenstauden.

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Doch jetzt stehen wir vor einem Zaun mit einem grossen Tor. Wie weiter? Ganz die Privatsphäre respektierend gehen wir dem Zaun entlang, doch der Weg endet im Unterholz. Da kommt ein Einwohner auf uns zu und sagt, wir können bei ihm über den Zaun steigen. Er führt uns durch seinen Garten bis zur Strasse. Das Tor am Ende des Ortes können wir einfach öffnen um durchzugehen, das ist nur wegen den Schweinen geschlossen, sagt er. Aha. Und das ist auch keine Strasse, wie das auf dem Luftbild ausgesehen hat, sondern einfach Erde und an einigen Orten schaut noch eine alte Leitung aus dem Boden.

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Wir schlendern durch den Ort und sind beeindruckt. Die Häuser sind sehr klein und sehr bescheiden. Viele sehen verlassen aus und nur wenige sind gepflegt. Was uns auffällt ist, dass bei beinahe jedem Haus zwei Solarzellen mit einer Batterie zu finden ist. Und diese Installation sieht sehr neu aus. Rasch sind wir durch das ganze Dorf hindurch und haben kaum jemanden angetroffen.

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Auf der anderen, der wettergeschützten, Seite steht ein alter Traktor mit einem Anhänger. Die im Wasser liegenden Boote und dieser Traktor sind die einzigen Beförderungsmittel für diese Insel. Alles was alltäglich hierherkommt oder geht, geht über diese kleinen Boote und den Traktor.

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Wir kehren zurück und treffen auf einen gesprächigen Einheimischen. Wobei er nicht von dieser Insel ist, er kommt ursprünglich aus Tongatapu. Aber er ist hier für einige Monate stationiert. Er erzählt uns viele interessante Dinge. Es leben hier etwa 100 Menschen, wobei unter der Woche die meisten in Pangai sind um zu arbeiten. Sie kommen, wenn überhaupt, nur am Wochenende hierher. In der Schule gibt es eine Lehrerin und aktuell zwei Schüler. Dass es seit kurzem etwas Strom für jeden Haushalt gibt, ist eine Sensation. Handy-Empfang gibt es allerdings nach wie vor nicht, nur wenn man einen Baum ganz im Nordosten hochklettert, hat man manchmal Empfang...

Wir ziehen weiter und kommen an verlassenen oder gar zerfallenen Häusern vorbei. Eine kleine Blechhütte war mal eine Klinik oder wie man das nennen soll. Die Abwanderung nach Neuseeland oder Australien ist in vielen Südseestaaten ersichtlich und teilweise auch nachvollziehbar. Wenn die jungen Leute in Tonga studieren wollen, müssen sie meist dafür ins Ausland gehen. Da lernen sie ein anderes Leben kennen und kehren nicht immer zurück. Viele Familien leben getrennt, der Mann ist für beinahe das ganze Jahr im Ausland am Arbeiten und finanziert so die gesamte Familie. Er kommt nur sehr selten in die Heimat zurück. Auch die Kinder leben früh schon nicht mehr bei den Eltern, weil sie auf einer der Hauptinseln zur Schule gehen und oft das Geld fehlt, dass sie während des Wochenendes oder der Ferien nach Hause kommen können.

Wir beenden unseren Rundgang über die Insel. Einen so ärmlichen Ort wie diesen haben wir bisher noch nirgends gesehen. Das stimmt uns sehr nachdenklich. Und trotz alldem – oder vielleicht genau deshalb? – sind die Leute hier sehr freundlich und hilfsbereit und vermitteln einen zufriedenen Eindruck.

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Ein sehr eindrücklicher Tag neigt sich dem Ende zu und wir gehen jetzt schlafen. Doch die Natur hat noch eine Überraschung für uns auf Lager. Wir liegen im Bett und hören lautstark einen Wal singen. Und der singt und singt und singt.... Irgendwann schlafen wir ein. Und als sei dies nicht genug, singt er immer noch, als wir am nächsten Morgen aufwachen!

Völlig überwältigt von diesen Erlebnissen und dass wir mit unserem Leichtwindsegel am nächsten Tag weitersegeln können, beginnt Allan sogar auf dem Vordeck zu tanzen!

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Lieblingsplatz

Jetzt hat der Wind definitiv auf Westen gedreht, so dass es in den Ha'apais kaum Schutz gibt. Wir versuchen unser Glück bei Uiha, doch auch hier liegen wir noch unangenehm in den Wellen. Es gibt eine unruhige Nacht, wo wir beide im Salon versuchen Schlaf zu finden.

Am nächsten Tag dreht der Wind auf Süd und später Südost und so segeln wir zurück zu unserem inzwischen liebgewonnenen Ankerplatz.

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Dieser Platz ist einfach alles, was wir wollen! Er zieht uns permanent magisch an. Warum? Wir wissen es nicht so genau, aber er erfüllt wohl sehr viele Kriterien, die für uns einen perfekten Ankerplatz ausmachen. Türkise Wasserfarben in verschiedenen Nuancen, sandiger Boden, klares Wasser, pulvriger Sandstrand, Schutz vor dem Passat-Wind und den Wellen hinter einer mit Palmen bewachsenen Insel, grosse und kleine Tiere im Wasser, gesunde Korallen, ruhige, einsame Lage, dunkle Umgebung für wundervolle Sternenhimmel...

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Feierlichkeiten

Wir freuen uns, dass auch heute niemand unseren Lieblingsplatz belegt und wir unseren Anker zum dritten Mal da fallen lassen können. Es ist Donnerstag und wie wir von letzter Woche wissen, ist hier jeden Freitag ein Fest im Sandy Beach Resort. Wir gehen zum Resort um zu fragen, ob wir an diesem Fest teilnehmen können. Ja, selbstverständlich ist die Antwort, wir sind herzlich eingeladen, morgen gegen 19:30 Uhr ins Resort zu kommen. Oh, da freuen wir uns aber darauf!

Am Freitagabend sind wir pünktlich im Resort und wir treffen auf die fröhliche Schülerbande, welche heute Abend uns ihre Tänze präsentieren werden. Das Tonga Feast wird jeden Freitag von den Schülern des Saint Joseph Community College im Sandy Beach Resort musikalisch begleitet. Der Tanz der Frauen ist sehr dezent, die Männer sind da schon etwas unterhaltsamer. Und wie es in diesen Breiten Tradition ist, wird den Tänzern Geld zugesteckt. Wie wir erfahren, ist das eine wichtige Einnahmequelle für die Schule, die nicht vom Staat finanziert wird. Auch wird betont, dass die Schüler diesen Abend sehr geniessen, da es für viele die einzige Möglichkeit ist, mit Fremden in Kontakt zu kommen. Denn die meisten von ihnen haben ihre Insel noch nie verlassen. So gibt es auch eine Einlage, bei der jeder Schüler einen Gast auf die Tanzfläche holt und dann wird gemeinsam getanzt. Allan wird von einem Jungen ausgewählt. Er heisst Poe (was so viel wie Perle bedeutet) und er strahlt eine unglaubliche Freude aus! Allan tanzt in Tonga zwar nicht mit dem Baströckchen, aber er tanzt! Es ist ein herrlicher, zwischendurch chaotischer Abend. Und wir geniessen diese fröhliche Darbietung sehr.

Wir sind immer interessiert, welche Schiffe neben uns liegen. Was für ein Bootstyp, welche Nation, was wohl ihre Geschichte ist? Und heute steht einiges entfernt eine Ovni, auch ein Aluminiumboot. Und da hängt eine Österreichische Fahne daran. Diese Kombination kann doch nur Nomad sein. Wir haben sie zwar bisher noch nie getroffen, kennen sie aber aus den Medien schon seit Jahrzehnten. Wir fahren bei ihnen vorbei und freuen uns sehr, Doris und Wolf persönlich kennen zu lernen. Es gibt vermutlich nicht viele Segler, die schon mehr Blauwassersegeln Erfahrung mit sich bringen als diese Beiden. 1989 sind sie zu ihrer ersten Weltumsegelung aufgebrochen, haben inzwischen zweimal die Welt umrundet, waren in der Arktis, gingen durch die Nordwestpassage und vieles mehr. Da sind wir im Vergleich ja blutige Anfänger nach fünfeinhalb Jahren! Wir verbringen wunderbare Stunden miteinander und können lange den spannenden Berichten der Seenomaden lauschen.

Heute wird Allans Mutter 80 Jahre alt. Wir sind etwas traurig, dass wir nicht mit ihr feiern können, backen aber zu Feier des Tages einen Schokoladenkuchen. Und diesen geniessen wir zusammen mit Doris und Wolf.

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An den nächsten Tage verbringen wir einige Stunden mit Doris und Wolf und freuen uns besonders, dass sie auch wieder mal Lust auf ein Lagerfeuer am Strand haben. Die Insel Nukunamo bietet sich dazu wunderbar an und so fahren wir gegen Abend zum Strand, sammeln Holz und machen ein Feuer. Es gibt Schlangenbrot mit Tsatsiki und Würstchen im Speckmantel. Das Leben ist einfach herrlich und wir geniessen die wunderbare Gesellschaft mit den Beiden in vollen Zügen!

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Uns geht langsam die Frischware aus, da wir seit langem nicht mehr einkaufen waren. So gehen wir an Land und laufen mal Richtung Faleloa, um die Umgebung zu erkunden und zu schauen, ob es zufällig etwas zum Einkaufen gibt. Vielleicht will uns ja einer Bananen verkaufen.

Als wir im Ort ankommen, treffen wir auf viele Kirchen und einige wenige sehr neugierige Kinder. Sie schauen uns ganz genau an und folgen uns in einiger Entfernung. Meistens sind es die Mädchen, die nicht so scheu sind und zu uns hinkommen. Sie wollen immer unsere Namen wissen.

In den meisten Ländern werden wir gefragt, woher wir kommen. Hier in Tonga ist die erste Frage immer nach dem Namen, der scheint hier wichtig zu sein.

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Wir finden zwei winzige Einkaufskioske hinter Gittern, doch Frischware ist hier leider kaum zu finden. Wir haben Glück, der eine hat nebst Kartoffeln und Zwiebeln ein paar Tomaten, da greifen wir zu. So machen wir uns wieder auf den Rückweg zu meerla und bereiten uns einen Tomatensalat zu.

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Es wird stärkerer Nordost- bis Nordwind vorausgesagt, was uns schweren Herzens erneut veranlasst, diesen traumhaften Platz am nächsten Morgen zu verlassen, um an einem anderen netten Ort Schutz zu suchen. Wir sind ein kleinwenig traurig, denn eine erneute Rückkehr ist sehr unwahrscheinlich...

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