Vava’u zu unseren Füssen - Tonga
'alu a
Nicht nur die Buckelwale ziehen um diese Zeit weiter, nein, auch wir machen es. Sie ziehen Richtung Süden, uns zieht es noch in den Norden von Tonga. Wir möchten die Region Vava'u kennen lernen und gehen so ein letztes Mal nach Pangai, um die Inland Formalitäten zu erledigen und auf dem kleinen Markt noch etwas Frischware aufzustocken. Heute ist die Auswahl gross, war doch eben die Fähre hier und hat einiges mitgebracht.
Bald ist alles erledigt und wir sind zurück auf meerla. Damit die Strecke nach Vava'u morgen möglichst kurz wird und wir sie so hoffentlich bei Tageslicht schaffen, segeln wir jetzt bis zum Ankerplatz Mushroom Rock.
Dabei fahren wir wehmütig an unserem Lieblingsplatz vorbei, doch die Wehmut dauert nur kurz, denn wir freuen uns auf Neues. Der Ankerplatz hier bei den Felsen, die wie Pilze aussehen, ist auch sehr schön und wir geniessen die Ruhe und bereiten uns auf die Fahrt von morgen vor.
Nach sieben wunderschönen Wochen in den Ha'apai-Inseln wissen wir, dass dies ein noch weitgehend unberührtes Juwel des Pazifiks ist. Es gibt wunderschöne Motus, herrliche Sandstrände, schöne Riffe mit Korallen und bunten Fischen und dann natürlich die faszinierenden Buckelwale, die hier in unglaublicher Anzahl zu beobachten sind.
Unsere Zeit hier in den Ha'apai-Inseln war für mich persönlich einer der schönsten überhaupt. Irgendwie hat einfach alles gepasst, ein Paradies, das ich nun für immer mit mir herumtrage. Nun sage ich Tschüss – 'alu a!
Tokufolau
Beim ersten Tageslicht geht es Anker auf, bald schon setzen wir die Segel und geniessen den Moment, wo der brummende Motor ausgeht und Stille ins Schiff einkehrt.
Nach der Insel Ha'ano hat es für etwa eine Meile ziemlich wilde Wellen, da hier Untiefen, Strömungen ums Kapp und Windwellen für Turbulenzen im Wasser sorgen.
Doch dies ist bald vorbei und wir haben eine zügige Überfahrt. Der Wind kommt mit etwa 20kn aus östlicher Richtung und die Wellen treffen von der Seite auf meerla. So werden wir ordentlich eingesalzen. Aber es ist herrlich wieder zu segeln und wir geniessen es, dass es eine angenehme und kurze Überfahrt ist.
Auch bei einer solchen Tagesüberfahrt von etwa 60sm ist es schön, wenn das Land in Sicht kommt. In diesem Falle sind es viele grüne Inseln. Es sieht schon anders aus, als in den Teilen von Tonga, wo wir bisher waren. Die Inseln sind hier deutlich höher, meist sehr felsig und oben grün bewaldet. Sandstrände sind kaum anzutreffen und wenn es welche hat, sind sie klein und niemals so pulvrig wie in den Ha'apai Inseln. Wir freuen uns über dieser Abwechslung und sind gespannt, was wir in diesem Insellabyrinth alles erleben dürfen.
Da der Tag schon sehr fortgeschritten ist, entscheiden wir uns eine Nacht am Ankerplatz bei Vaka Eitu zu bleiben und morgen weiter nach Neiafu zu fahren. Leider ist es keine erholsame Nacht, wir liegen im Bett und lauschen permanent dem Kratzgeräusch der Ankerkette. Hier ist leider kein guter Ankergrund zu finden.
So geht es am nächsten Morgen bald Anker auf und ab in die zweitgrösste Stadt von Tonga. Neiafu hat knapp 4000 Einwohner und liegt am Port of Refuge, einem sehr gut geschütztem Tiefwasserhafen. Hier hat es viele Moorings, was wunderbar ist, denn zum Ankern ist es hier sehr tief und es sind kaum Sandflächen zu finden. Wir haben glück und es hat noch zwei freie Moorings wovon wir uns an einer festmachen.
Wir sind gespannt auf diesen neuen Ort und machen uns auf in die Stadt, um unsere Formalitäten zu erledigen. Was uns sofort auffällt, ist, dass die Leute einem weniger oft begrüssen, als dass wir das von den anderen Orten her kennen und dass es einige Touristen hat. Ansonsten ist es irgendwie wie in Tonga...
Mt. Talau
Der nächste Tag verspricht schönes Wetter und da wollen wir wiedermal eine kleine Wanderung machen. Denn der höchste Berg von Vava'u, der Mount Talau, bietet sich dafür wunderbar an und wir brauchen etwas Bewegung.
Zuerst führt uns der Weg quer durchs Zentrum von Neiafu, bevor links der Abzweiger kommt und wir alles der Strasse entlang durch die Aussengebiete wandern.
Wir kommen an einem Schulhaus vorbei und wie dies hier so üblich ist, haben die Schulzimmer keine Fenster. Als uns einige Schüler entdecken, war es aus mit der Konzentration auf ihre Aufgaben. Sie haben uns zugewunken und wild durcheinander «Hallo» gerufen. Die Lehrerin hat offenbar schnell begriffen und dann gab es ein koordiniertes schön im Chor zugerufenes etwas, das wir nicht verstanden haben. Wir winken nochmals und ziehen weiter.
Am Ende der Strasse angekommen sind wir am Rande des Mt. Talau Nationalparks. Von hier geht es betonierte Stufen hoch bis wir auf dem 131m hohen Berg stehen. Hier haben sie schöne Aussichtsplattformen errichtet, von denen aus wir einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Vava'u Inselgruppe haben.
Wir geniessen die herrliche Aussicht und verweilen etwas. Wo ist welche Insel, wo gibt es schöne Ankerplätz? Wir nehmen uns Zeit und versuchen uns im Labyrinth zurechtzufinden.
Und wir sinnen über die Legende des Mt Talau nach. Der Berg ist oben ganz flach und dazu gibt es eine Legende. Ein tevolo (boshafter Geist) von Samoa schaut von seinen Bergen auf den Ozean und sieht alles, ausser wenn er nach Tonga schaut, da steht ihm etwas in der Sicht. Tevolo plant den Bergspitz des Mt Talau zu stehlen, so dass sie von Samoa die ganze Welt sehen können. Eines nachts (tevolo kann nur nachts herauskommen) geht er nach Vava'u, holt sein Buschmesser heraus und beginnt den Bergspitz abzuschneiden. Die Leute von Vava'u bemerken die Absicht und beginnen laut wie Hähne zu krähen, in der Hoffnung, dass tevolo aufhört, weil er denkt, dass die Sonne aufgeht. Doch tevolo bemerkt den Trick, schneidet weiter und versucht den Bergspitz nach Samoa zu transportieren. Die Leute von Vava'u benötigen nun selbst Hilfe von ihrer tevolo, genannt Tafakula. Tafakula war bekannt für ihre listigen Methoden und sie ging zur Ostseite, hob ihren Rock an und entblösste ihre Pobacken. Der tevolo von Samoa sah diese helle Reflektion von Tafakulas Pobacken und dachte, dass jetzt doch die Sonne aufgeht. Sofort flieht er nach Samoa zurück. Der Diebstahl wurde so verhindert aber der Berg ist seither flach und die Spitze des Berges ist heute die Insel Lotuma.
Wir begeben uns auf den Rückweg und gehen die 180 Stufen wieder nach unten... oder waren es 179?
Zurück in der Stadt kommen wir an der St. Josephs Kathedrale vorbei. Diese thront auf einer Anhöhe über der Stadt und ist ein schöne, im Polynesischen-Stil gebaute Kirche. Neugierig wollen uns das Gebäude mal näher anschauen, doch leider gelangen wir nicht ins Innere, sie ist geschlossen. Was uns aussen aber auffällt ist, dass der Wasserturm höher ist als der separierte Glockenturm, der neben der Kirche steht. Man muss eben Prioritäten setzen...
Wir kommen zurück zum Dinghi, fahren zu meerla und freuen uns mit neuen Eindrücken und müden Beinen wieder zu Hause zu sein.
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