Erkundung des Insel-Labyrinths - Vava’u
Telie
Immer nur das uns bekannte essen? Das machen wir ja oft genug. Umso mehr freuen wir uns über den schönen Markt in Neiafu. Hier kaufen wir heute nebst Früchten und Gemüse einen Sack voll etwas Unbekanntem. Nüsse sollen es sein - wir sind gespannt. Es ist Samstag und da bietet der Markt besonders viel, wie lokalen Tanz und einen Stand mit Keki. Wir kaufen 6 Keki und geniessen die Tanzvorführung. Es wandert eine riesige Wassermelone in unseren Einkaufssack und Allan muss jetzt schleppen...
Die Taschen sind voll, damit können wir wieder lange am Anker liegen und so gehen wir auf meerla zurück und verlassen Neiafu. Es geht durch das Insel-Labyrinth hindurch und dabei hat Allan Zeit, unsere unbekannten Nüsse zu testen. Sie zu öffnen ist Schwerstarbeit und viele gehen dabei kaputt. Aber nichts desto trotz schmecken sie lecker. Etwas wie Haselnüsse, nur «luftiger». Die Marktfrau hat die Nuss «Ai» genannt. Wir finden dazu nichts im Netz und vermuten, dass es Telie ist, eine Art Indische Mandel.
Keki
Wir testen auch die Keki, die in Tonga traditionell sind. Diese frittierten Kugeln sind äusserst fettig, schmecken aber lecker. Sie sind weniger süss, als wir das vermutet hatten, so essen wir sie auch mit Aprikosen Marmelade.
Inzwischen sind wir beim Fanuatapu Pass angekommen und schlängeln uns unter Motor durch das flache Wasser über das Korallenriff. Es geht nochmals kurz in tieferes Wasser, bevor wir in das Korallenriff bei Kenutu einfahren und uns den Weg durch das Fahrwasser suchen, bis wir im türkisen Wasser unseren Anker im Sand einziehen. Wir sind hier an diesem Ankerplatz (#30) ganz alleine. Oh, nein, doch nicht. Kaum hat Allan die Ankerkralle fertig installiert, besuchen uns Vögel und die Weisskappennoddi belagern den Bugkorb von meerla. Sie sind hübsch anzusehen, doch leider hinterlassen sie ihre Spuren...
Wir liegen hier am östlichsten Ankerplatz in Vava'u und liegen trotzdem sehr gut geschützt. Auf der Ostseite der Insel kommen die Wellen des Pazifikschwells angerollt und donnern lautstark gegen die Felsen. Wir hören dies gut und wollen uns das Spektakel am nächsten Tag ansehen.
Kenutu
Kenutu ist eine Privat-Insel, die aktuell unbewohnt ist. Hier wurde der Film «Somewhere in Tonga» gedreht. Dieser Film basiert auf einer wahren Geschichte. Wir hätten uns den gerne angesehen, haben ihn aber im Internet nicht gefunden. Wenn also jemand weiss, wo man den ansehen kann, dann bitte melden!
Wir machen uns bereit für den Landgang und fahren mit dem Dinghi Richtung Strand. Wir haben extra die Zeit kurz vor Hochwasser gewählt, so dass wir kurz nach Hochwasser wieder zurück sind, um den vielen Seeigeln am Strand zu entgehen, wenn der Wasserstand höher ist.
Der Spaziergang führt uns durch dichtes Unterholz und Wald, bis wir oben auf knapp 40 Meter Höhe ankommen und auf die wilde Ostseite blicken können. Hier prallt der Schwell des Pazifiks auf ein Hindernis und die Wellen klatschen die Felswände hoch oder werden lautstark durch engste Löcher und Ritzen gepresst, wodurch oben ein feiner Sprühregen herauskommt. Wir schauen dem Spiel eine Weile zu, das heute recht zahm ist, denn es ist ruhiges Wetter, mit wenig Wind und Wellen.
Wir folgen dem Weg weiter und treffen auf faszinierend rote Erde. Gibt es hier viel Eisenoxid?
Und auch hier, auf dieser knapp einen halben Quadratkilometer grossen Insel finde ich einen Vermessungspunkt...
Wir finden ansonsten keine Spuren, dass hier Menschen gelebt haben. Nur der Pfad, einzelne Feuerstellen und an wenigen Stellen aufgeräumtes Unterholz, weisen darauf hin, dass hier Leute vorbeikommen.
Lolo
Am nächsten Tag gehen wir südlich von der Lolo Insel in den Pass zum Schnorcheln. Wir haben gehört, da soll es besonders schön sein. Bewaffnet mit Schnorchel Ausrüstung und Handy, um den genauen Einstiegspunkt zu finden, fahren wir kurz vor Hochwasser mit dem Dinghi in den Pass und ankern es an einer geschützten Stelle. Die Strömung ist wie erwartet noch einlaufend und schwach genug, um dagegen anzuschwimmen. Es ist ein netter Schnorchel Gang, aber nichts Besonderes. Wir hatten gehofft, dass es wegen der Strömung grosse Fische hat, dem ist aber nicht so – leider.
Tapana
Die Wetterprognosen künden schlechtes Wetter mit viel Wind und einem Winddreher an, bei dem der Wind insgesamt 360° dreht. So müssen wir einen Ankerplatz suchen, bei dem wir möglichst aus allen Richtungen geschützt sind. Im Hauptort Neiafu wäre das der Fall, aber da ist es schon sehr voll mit anderen Schiffen und wir erhalten die Nachricht, dass aktuell keine Mooring frei ist. Ankern wollen wir im Hauptort nicht, da dies wegen tiefem Wasser und schlechtem Ankergrund nur schwierig möglich ist. Und eine Schlacht um eine freie Mooring wollen wir vermeiden. Zudem kommen einige «Flüchtlinge» aus dem südlichen Teil von Tonga hier hoch gesegelt, um den noch stärkeren Winden weiter südlich zu entgehen und Schutz aus allen Richtungen zu haben. Diese freuen sich auch über eine Mooring, wenn sie so lange unterwegs waren.
So entscheiden wir uns für den Ankerplatz Tapana (#11) und finden da noch eine freie Mooring vor, an der wir uns festmachen. Allan überprüft sie und denkt, dass die gut verankert ist und halten sollte. Denn diese Moorings werden leider nicht mehr gewartet und sind schon älter.
Im Moment sind wir noch alleine, doch dann füllt sich die Bucht nach und nach, viele suchen hier Schutz. Noch ist das Wetter ganz angenehm und wir machen uns auf die Suche nach einem schönen Schnorchel Platz. Leider finden wir keine wirklich schöne Stelle, nur ganz punktuell hat es einige bunte Fische.
Nun hat der starke östliche Wind eingesetzt und es regnet. Um uns diese Zeit zu versüssen, backen wir unseren ersten Papaya-Kuchen, danke Doris für das Rezept! Er schmeckt mit Sahne besonders lecker.
Viereinhalb Jahre! Solange ist es her, seit wir Barbarella in Martinique in der Karibik getroffen hatten. Und jetzt steht sie neben uns. Wir freuen uns sehr, Ralf und Nora nach dieser langen Zeit wieder zu sehen und wir haben uns viel zu erzählen. Sind unsere Wege Pandemiebedingt doch sehr unterschiedlich verlaufen.
So kommen wir gerade von einem Mittagessen bei Barbarella zurück, da läuft unser Ankeralarm! Was ist los? Schnell erkennen wir, dass meerla langsam Richtung Land rutscht. Noch ist genügend Abstand, do wir wollen wissen, wie es um die Mooring steht. Der Wind hat inzwischen um 180 Grad gedreht und somit haben wir auf der Mooring Zug in die andere Richtung.
Allan geht ins Wasser um die Mooring zu checken und stellt fest, dass einer der Verankerungen gerissen ist und wir so den schweren Block – übrigens ein alter LKW-Motor – langsam Richtung Land ziehen. Die für Ostwind ausgerichtete Mooring hat gut gehalten, aber jetzt bei Westwind, sind wir zu «schwer».
Wir entscheiden, uns von der Mooring zu lösen und suchen einen Ankerplatz. Der Ankergrund ist nicht ideal, entsprechend macht die Kette ordentliche kratz Geräusche, doch es ist nur für eine Nacht. Denn ab dem nächsten Tag ist das schlechte Wetter vorbei und wir nutzen den sehr schwachen Westwind um beim Coral Garden einen sandigen Ankerplatz zu finden.
Coral Gardens
Es geht also Anker auf und Richtung Westen, bis wir nach kurzer Zeit vor den verlassenen Coral Gardens Villas ankommen und da wunderbar im Sand den Anker fallen lassen können.
Coral Gardens ist ein Riff zwischen zwei Inseln, das angeblich der schönste Schnorchel Platz von Tonga sein soll. Leider kommt man, wenn überhaupt, nur bei Hochwasser über das Riff. Am nächsten Tag geht es also um Hochwasser herum, mit Schnorchel Ausrüstung ausgestattet und dem Dinghi an Land, um über das Riff zu schwimmen. Wir haben wohl den Einfluss des aktuellen Westwindes unterschätzt, denn ich komme nicht gegen die Strömung und die brechenden Wellen an. Ich schaffe es einfach nicht auf die andere Seite, obwohl der Kopf sagt, streng dich an! Schweren Herzens müssen wir abbrechen, heute gibt es für uns kein Schnorcheln am Coral Gardens...
Neiafu
Am Nachmittag dreht der Wind, wie prognostiziert, weiter auf Südwest, was unseren Ankerplatz sehr unruhig macht. So nehmen wir den Anker hoch und wollen es bei Port Maurelle (#7) versuchen. Doch hier kommt hoher Schwell aus Westen angerollt und wir wollen nicht durchgeschaukelt werden. Also fahren wir weiter und versuchen es bei Mala Island (#6). Doch auch hier hat es viele Wellen von der «falschen» Seite. Das Meer ist vom schlechten Wetter der letzten Tage noch zu unruhig, so entscheiden wir uns weiter bis nach Neiafu zu gehen. Da wissen wir, dass wir ruhig liegen werden. Inzwischen sind auch einige Moorings frei geworden, denn viele der «Wetter-Flüchtlinge» sind wieder in Richtung Süden unterwegs.
Bei der Einfahrt nach Neiafu begegnet uns Nomad, die das schlechte Wetter in Neiafu abgesessen haben und wieder zurück in die Ha'apai unterwegs sind. Wir winken zum Abschied und ich bin ein bisschen traurig. Schade haben wir uns nicht nochmals getroffen – hoffentlich in Neuseeland dann!
In Neiafu gibt es wieder mehr zum Einkaufen und so brauchen wir vermehrt von diesen wertvollen Scheinen. Obwohl, hier in Tonga ist das Geld (kleine Noten) extrem lumpig. Ein Geldbeutel besitzt hier kaum jemand. Das Geld steckt entweder zerknittert in irgendeiner Tasche oder am Markt häufig einfach in einer Plastiktüte. Dafür läuft alles mit Bargeld, mit Karten zu zahlen ist in Tonga beinahe unmöglich. Dafür gibt es hier zwei Automaten, an denen Geld abgehoben werden kann.
Da wir nun im Hauptort sind, nutzen wir die Gelegenheit und verlängern unsere Aufenthaltsgenehmigung um einen Monat. Denn die drei Monate, die wir hier sein dürfen, sind bald um. Zum Glück ist hier das Verlängern für uns eine ganz einfach Sache. Ein Formular später, etwa 140 TOP ärmer und nach 10 Minuten ist alles erledigt.
Der Markt ist nicht weit und so decken wir uns mit neuer Frischware ein. Auch finden wir einen Shop, der sogar Mandeln verkauft. Jetzt steht dem backen eines leckeren Karottenkuchen (Rüeblichueche) nichts mehr im Weg.
Als wir die frisch erstandene Wassermelone aufschneiden, staunen wir nicht schlecht über die Farbe, die diese uns präsentiert. Ein sehr intensives rot strahlt uns an. Sie sieht nicht nur hübsch aus, sie ist auch sehr lecker und zuckersüss.
Sangato Sosefo
Die Tongaer sind weitgehend sehr religiös und am Sonntag gehen die meisten mit ihren schicken, traditionellen Kleidern in die Kirche. Da wir nun zufällig an einem Sonntag im Hauptort von Vava'u sind, besuchen wir eine katholische Messe und lauschen den Gesängen. Wir hatten uns erhofft, dass diese etwas lebhafter sind. Es sind Kirchenlieder, von der Melodie wohl etwa wie in der Schweiz, doch sie werden in ihrer weichen Sprache und auch mehrstimmig gesungen. Dazu kommt, dass die Kirche sehr voll ist und beinahe jeder mitsingt. Dies ergibt insgesamt einen sehr schönen Gesang, dem wir eine Weile lauschen, bevor wir noch einen kleinen Spaziergang unternehmen.
Vom Hügel oben haben wir einen schönen Blick auf meerla und den Hafen, in dem ein grosser Frachter zum entladen bereitsteht. Uns tut die Bewegung gut, bevor wir am Nachmittag Neiafu wieder verlassen, um einen schönen Ankerplatz zu suchen, der ziemlich süss ausfällt.
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