Unsere letzten Tage in Tonga
Port Maurelle
Port Maurelle – das hört sich ja interessant an, ein Hafen in Tonga? Wir verlassen Neiafu, haben gut eingekauft, so dass wir erneut längere Zeit im Insellabyrinth von Vava'u unterwegs sein können. Wir fahren nicht so weit und finden wenige Meilen südlich eine hübsche Bucht, wo wir uns an einer freien Mooring festmachen. Wir sind alleine. Das ist also Port Maurelle. Nichts von einem grossen Hafen, wie sich das anhört, sondern eine kleine, hübsche, friedliche Bucht mit klarem Wasser, einem kleinen Strand und gut geschützt ausser in westlicher Richtung. Port Maurelle wurde nach dem ersten Europäer benannt, der 1781 in Vava'u landete. Maurelle und seine Mannschaft ankerten hier und fanden eine wertvolle Süsswasserquelle an Land.
Von hier aus ist auch die Touristenattraktion – the Swallows Cave – gut erreichbar. So fahren wir heute nach dem Mittag mit dem Dinghi entlang der Landzunge, die nördlich von uns verläuft, bis wir an deren Westspitze die Höhle erreichen. Diese Höhle ist besonders, weil man mit kleinen Booten hineinfahren kann und genau das machen wir. Doch kaum haben sich unsere Augen an die dunklere Umgebung angepasst, sehen wir deutlich, dass es eine Touristenattraktion ist. Die ganze Höhle ist leider voll mit Graffiti und Schmierereien. Wie kann der Mensch nur so was Schönes zerstören... wir haben keine Worte dafür. Wir beobachten eine Weile die vielen Schwalben und Fledermäuse und fahren wieder zurück.
Nach dieser Enttäuschung hoffen wir keine weitere erfahren zu müssen und gehen in der Bucht schnorcheln. Es soll hier schöne Korallen und Fische geben. Wenn wir uns die Bucht so anschauen, können wir uns das kaum vorstellen aber wir lassen uns gerne überraschen. Wir schwimmen los und finden vereinzelt Korallenblöcke, die aber nichts Besonderes sind. Doch dann, dann finden wir ihn! Nemo. Also den Fisch und seine Freunde.
Es ist schön zu sehen, wie sich die Unterwasserwelt von Ost nach West immer etwas mehr verändert und die Artenvielfalt in diesem Gebiet stetig zunimmt.
Wir erfreuen uns an der Anemone und ihren Bewohnern, schauen ihnen etwas zu und schwimmen weiter.
Süsse Früchte im Wald
Die Insel Kapa lädt uns ein, sie zu entdecken und so fahren wir mit meerli an den Strand und suchen uns einen Weg. Gleich hinter dem Strand finden wir einen breiten, aber überwachsenen Weg. Dem folgen wir Richtung Norden und ich suche mir ein Stück Holz um all die Spinnennetze zu entfernen, die den Weg säumen. Der Weg wird offensichtlich nicht häufig benutzt.
Der Weg führt durch dichten Wald und wir treffen auf unzählige Mangobäume. Und was ist das Beste daran? Ja, genau, die sind jetzt reif! Doch wie kommen wir an diese Früchte heran, die weit oben in den stattlichen Bäumen hängen? Die Mangos, die auf dem Boden liegen, sind Matsch oder voller Würmer oder Ameisen.
Wir spazieren immer weiter und stossen auf eine Gruppe einheimischer Kinder und junger Erwachsene. Diese versuchen Mangos zu «pflücken». Doch auch sie haben wohl dasselbe Problem wie wir. Wie sollen diese heruntergeholt werden? Ich frage sie, wie sie das machen. Sie werfen ein Holz in den Baum und hoffen, dass die reifen Früchte herunterfallen, ist die Antwort von einem Jungen. Ach so. Dann führ uns das doch bitte mal vor. Doch er bleibt leider erfolglos. Mit dem Sammeln von Kokosnüssen sind sie deutlich erfolgreicher, denn sie haben eine Schubkarre voll mit Kokosnüssen dabei.
Wir folgen dem Weg noch weiter, bis wir nach Otea kommen. Es ist ein kleiner Ort, den wir schnell gesehen haben.
Inzwischen wissen wir, dass wir auf der Hauptstrasse hierhergekommen sind und diese gehen wir wieder zurück. Ein Auto fährt langsam an uns vorbei, denn es ist keine Strasse, wie wir uns dies vorstellen.
Auf dem Rückweg sammeln wir einige Mangos. Ein paar wenige kann Allan mit der Einheimischen-Methode von einem Baum herunterholen.
Gleich hinter dem Strand finden wir einen Papaya Baum und der präsentiert uns eine fast reife Papaya, die Allan pflückt. Was für eine wundervolle kleine Wanderung und was für eine tolle Ausbeute.
Am nächsten Tag bereiten wir uns einen herrlichen, erfrischenden, leckeren Mango Salat zu. Mit den im Wald selber gesammelten Mangos schmeckt der gleich dreifach so gut!
Start der Zyklon-Saison
Es beginnt die offizielle Zyklon-Saison, was viele Segler schon vor einiger Zeit veranlasst hat, diese Breitengrade Richtung Neuseeland oder Australien zu verlassen. Es sind nur noch eine Handvoll Yachten hier und dazu gehört auch die Aquijo. Diese, zurzeit weltgrösste Ketsch (Zweimaster), liegt einige Tage hinter uns vor Anker und scheint sich auch auf die Überfahrt nach Neuseeland vorzubereiten. Es ist eine 86m lange Superyacht für äusserst vermögende Chartergäste.
Wir wollen nicht zu früh in Neuseeland sein und haben also noch etwas Zeit hier in Tonga. Natürlich immer mit einem Blick auf die Wettervorhersage, ob sich kein Zyklon bildet und aus welcher Richtung der Wind kommt, um geschützt liegen zu können. Es bleib weiterhin bei östlichen Winden, die tageweise sehr kräftig ausfallen und so freuen wir uns, dass wir diese gut geschützte Ankerbucht noch weitere Tage geniessen dürfen.
Allan traut sich mal wieder unsere magische Drohne zu fliegen, die letztes Jahr leider im Wasser lag. Wir wundern uns, dass sie immer noch fliegt und so dreht Allan drei Runden mit ihr über die Bucht und macht hoffentlich tolle Aufnahmen. Doch zurück auf der meerla sehen wir, dass die Videos nicht mehr wirklich zu gebrauchen sind. Offenbar hat sie durch das Salzwasserbad doch zu sehr gelitten...
Juhu, heute Morgen ist unsere Papaya reif! So zaubern wir ein leckeres Papaya-Müesli-Frühstück. Und das schmeckt mit der selbst geernteten Papaya gleich doppelt so lecker!
2000 Tage
Na, wer besucht uns denn da? Ein Gruppe von 7 Delfinen zieht um uns am Ankerplatz herum. Wir schauen ihnen lange zu, sie scheinen sich ganz entspannt in der Bucht auszuruhen und schwimmen anmutig umher.
2000 Tage! So lange sind wir schon mit meerla unterwegs und das feiern wir ganz nach unserem Style mit einem leckeren Schokoladenkuchen. Was uns in diesen fünfeinhalb Jahren alles bewegt hat, was wir alles erlebten, was Höhepunkte waren oder was uns weniger gefallen hat, könnt ihr in dem Logbucheintrag dazu nachlesen.
Ganze 11 Tage verbringen wir in Port Maurelle, bevor wir nach Neiafu zurückfahren. Denn so langsam schauen auch wir nach einem Wetterfenster, um nach Neuseeland zu kommen.
Süsse Früchte vom Markt
Wir sind also zum dritten Mal in Neiafu und gehen auf den Markt, um unseren Frischwarevorrat aufzufüllen. Da riecht es schon von Weitem nach Ananas. Überall sehen wir Ananas. Ist gerade eine Schiffsladung Ananas angekommen? Wir kaufen eine dieser unglaublich lecker duftenden Früchte.
Auf dem Rückweg erhalten wir wiedermal einen Eindruck, wie das Leben hier so läuft.
Die Bauarbeiter arbeiten viele Meter über Boden, auf einer Metallkonstruktion, um die es weder ein Gerüst noch ein Netz gibt und gesichert ist natürlich auch niemand. Wenn die Arbeiter oben Schrauben benötigen, um die Konstruktion zusammenzuschrauben, werden diese vom unteren Mann einfach nach oben geworfen. Einen Kran gibt es nicht, da ist Manpower gefragt...
Schulbusse gibt es hier auch nur selten und wenn, dann in den Hauptorten. Der weitverbreitete «Schulbus» ist der Pritschenwagen. Das Mitfahren hinten auf der Ladefläche ist hier völlig normal und wird auch von der Polizei persönlich praktiziert.
Uns hat jemand geflüstert, dass es eine leckere Bäckerei haben soll. Das muss uns ja niemand zweimal sagen und so spazieren wir dahin. Beim Potekis' Place angekommen finden wir einige leckere Dinge, wovon wir uns eine Kokos-Schnecke und ein Tiramisu gönnen. Beides ist lecker, wobei das Tiramisu eigentlich keines ist. Es wird eben mit den Möglichkeiten, die in Tonga zur Verfügung stehen, hergestellt, was aber doch zu einem unterschiedlichen Ergebnis führt. Denn es gibt keine Löffelbiskuits und keinen Mascarpone...
Die Regenzeit hat begonnen und das Wetter ist sehr durchwachsen. Wir hoffen nun auf ein baldiges Wetterfenster und so wird aufgeräumt. Auch mein verstaubter Rucksack braucht eine Reinigung. Putzen ist nicht unsere Lieblingsbeschäftigung und macht keinen Spass. Doch heute schon, denn ich finde ein vergessenes Schokoladen-Ei und ein leckeres Ragusa! Beides wohl noch von unserer Schweizreise...
Die Ananas, die wir gekauft haben, war so unglaublich lecker, dass wir nun immer mal wieder zum Markt schlendern um eine Ananas zu kaufen. Wie uns inzwischen eine Marktfrau erzählt hat, ist jetzt in Tonga Ananas Zeit und die werden reif auf dem Feld geerntet und kommen gleich zum Markt. Die schmecken so unglaublich gut und sind süss wie verrückt. Wir sind beinahe süchtig danach...
Wir fragen auf dem Markt nach Mangos, denn wir haben diese ja im Wald selber gesehen. Doch die Antwort der Markt-Lady ist: die werden alle nach Tonga exportiert. Man beachte – nach Tonga! Wo sind wir denn? Na in Tonga! Wir lernen also, wenn sie von Tonga sprechen, sprechen sie von der Hauptinsel Tongatapu. Da können die Mangos für den dreifachen Preis verkauft werden, klärt sie uns auf. Da wohl jeder zuhause einen eigenen Mangobaum hat, muss diese Frucht auch nicht auf den Markt.
So verrät uns die nette Dame auch, dass sie noch welche zu Hause unter dem Bett hätte und sie für uns am Montag einige mitbringt. Schön, da freuen wir uns aber.
Leider hat sie sie am Montag vergessen, aber weil ihr dies nicht recht ist, will sie uns unbedingt etwas schenken, die Tomaten oder die Peperoni (Paprika). Doch sie ist sicherlich nicht reich und ich bezahle ihr alles. Sie lässt aber nicht locker und schenkt dann Allan eine gekühlte Trinkkokosnuss, die er gerne kostet.
Vorbereitung
An einem sonnigen Tag machen wir uns auf, um Diesel zu tanken. Unseren Dieseltank möchten wir für die Überfahrt nach Neuseeland voll haben, damit wir für alle Fälle gerüstet sind. Da es am Wasser keine Tankstelle gibt, geht es mit den Kanistern und dem Trolley zu Fuss zur nächstgelegenen Tankstelle. Dabei treffen wir auf einen schönen Garten, wo jemand Papayas, Bananen, Taro und andere Pflanzen pflegt. Leider sieht man dies hier in Tonga viel zu selten, obwohl alles gut wachsen würde.
Nach zwei Besuchen bei der Tankstelle ist unser Tank voll und wir stehen der Abfahrt wieder etwas näher.
Das Beobachten der Wetterprognosen ist aktuell ein intensiver Bestandteil unserer Morgenbeschäftigung. Könnte es etwas werden? Kommt ein Hoch? Wo zieht es durch? Ist es zu weit südlich oder gibt es eine Verstärkung der Winde am Rande mit einem Tief? Dann besteht mal wieder Hoffnung, jetzt tut sich ein Wetterfenster auf, doch zwei Tage später ist es wieder zunichte.
So liegen wir ganze 12 Tage in Neiafu - viel zu lange für unseren Geschmack!
Und jetzt ist sie da, eine langfristige Wetterprognose, die etwas werden könnte. Noch sehr vorausschauend, denn wir wollen nicht von hier aus starten, da uns hier das internationale Ausklarieren zu umständlich ist und wir auch schon den Weg nach Neuseeland verkürzen möchten.
Damit wir also bereit sind, wenn dieses Hoch bei Australien wirklich die richtige Zugbahn nimmt, machen wir uns bereit um Richtung Süden zu fahren.
Wir gehen ein letztes Mal auf den Markt und kaufen so ein, dass wir für mindestens zwei Wochen Frischware dabeihaben. Und wir klarieren national aus und fahren am Nachmittag zur Insel Avalau, wo wir eine Nacht am Anker verbringen. Von hier aus können wir die Strecke in die Ha'apai möglichst kurzhalten, so dass diese an einem Tag leicht zu schaffen ist. Wir geniessen den Abend bei dieser schönen Insel, bevor wir am nächsten morgen früh das Insel-Labyrinth von Vava'u verlassen und Richtung Süden segeln.
Wir erleben einen traumhaften Segeltag mit wundervollen Bedingungen und erreichen abends, nach 64sm, die nördlichen Ha'apai-Inseln.
Und wo geht es vor Anker? An unserem Lieblingsplatz der Ha'apai natürlich, bei Nukunamo. Wir konnten nicht widerstehen und mussten einfach nochmals hierherkommen. Wir geniessen die wenigen Stunden hier in vollen Zügen und können uns an den Blautönen nicht satt sehen. Wir saugen diesen phantastischen Ort nochmals in uns auf und lassen unsere wunderschöne Zeit hier Revue passieren.
Das Wetterfenster könnte immer noch gut werden und so segeln wir am nächsten Tag nach Pangai und gehen zum Custom damit wir ausklarieren können.
Beim Custom Gebäude treffen wir auf einen Vater mit zwei Kindern, der fragt was wir wollen. Da sich um diese Jahreszeit kaum noch eine Yacht in diese Region verirrt, ist die Frage vielleicht berechtigt. Wir erklären ihm unser Anliegen, er ruft jemandem an und meldet, dass wir warten sollen. Bald darauf kommt die Lady und wir können das internationale Ausklarieren erledigen. Sie fragt, wann wir denn los gehen. Es ist Freitag und wir sagen, morgen Samstag. Wir erwähnen, dass wir hoffen, dass das Wetterfenster gut werde. Sie weiss ja Bescheid, wie das die Segler so handhaben und meint, aber bis am Montag sollten wir gegangen sein... Wir nicken nur.
Wir ziehen noch ein letztes Mal in Pangai um die Häuser und kaufen ein paar Zwiebeln ein. Dabei stellen wir fest, ah, ja, es ist bald Weihnachtszeit. Sogar hier in der tiefsten Südsee werden eklige Plastik-Weihnachtsbäume verkauft.
Starten oder nicht?
Am Nächsten Tag segeln wir 42sm weiter Richtung Süden, bis nach Nomuka Iki. Hier haben wir auch schon auf dem Weg vom Süden in den Norden übernachtet.
Immer beobachten wir weiterhin die Entwicklung der Wetterprognosen, da wir jederzeit bereit sind um einfach weiterzufahren. Denn ausklariert sind wir ja. Doch für uns passt das Wetterfenster noch nicht und so segeln wir, nach einer schlafarmen Nacht infolge vieler Wellen, weiter in den Süden von Tonga. Nach weiteren 59sm kommen wir bei Tongatapu an und Ankern vor dem Pangaimotu.
Wir sind weiterhin unsicher, ob es für uns ein passendes Wetterfenster wird. Aber wenn nicht jetzt, wann soll es dann sein? Es ist schliesslich schon Ende November und das Risiko, dass ein Zyklon entsteht wird immer grösser. Zudem ist die Regenzeit hier auch nicht besonders toll.
Wir tendieren also zum Starten, lassen den finalen Entscheid aber noch offen und bereiten meerla abschliessend für die Überfahrt vor. Was so viel heisst wie Dinghi auf Deck, alles aufräumen, Schränke stopfen und natürlich den Überfahrtskuchen backen!
Zudem sind wir ja seit Samstag ausklariert und müssten dies wieder rückgängig machen, falls wir nicht lossegeln. Das Wetterfenster ist kein Wunsch-Wetterfenster, aber sicherlich gut machbar. Es wird zu Beginn viel Wind und zum Ende Flaute vorhergesagt. Aber das kann sich über die Tage alles noch in jede Richtung entwickeln. Wir sind auf jeden Fall bereit und der beste Starttag wäre morgen. Der finale Entscheid fällt also morgen um 8 Uhr, wenn die aktuellsten Wetterprognosen abrufbar sind. So geniessen wir unsere letzten Stunden in den Tropen, bevor Neuseeland auf uns wartet.
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