Tonga - Neuseeland, in Rekordzeit
Nofo a
Tschüss Tonga, danke, es war phantastisch!!! Der Entscheid ist eben gefallen, es geht auf nach Neuseeland. Etwas mehr als 1000 Seemeilen in Richtung Süd-Südwest liegen vor uns. Die Prognose für das Wetter rufen gemischte Gefühle hervor. Die ersten zwei Tag versprechen wunderbare Segelbedingungen, danach soll es für etwa 36 Stunden sehr ungemütlich werden mit viel Wind und hohen Wellen, danach wieder ein angenehmer Teil von der Windstärke her aber noch mit hohen Wellen und zum Schluss sind 2 Tage Flaute angesagt. Also alles andere als unser Wunsch-Wetterfenster, aber wir müssen irgendwann hier aus dem Zyklon-Gebiet heraus. Und ob die Prognosen wirklich zutreffen ist ja noch ein anderes Thema...
Meerla und ihre Crew sind bereit für den Start und so verlassen wir Tongatapu. In letzter Sekunde erreicht uns noch die traurige Nachricht vom Tod eines Bekannten, der wesentlich daran beteiligt war, dass wir heute auf den Meeren unterwegs sind.
Wir fahren durch das Riff hinaus, setzen die Segel und es geht geräuschlos und gemütlich los, denn noch sind wir im Wellenschatten der Insel. Das Wetter passt durchaus zu meinen Gedanken, denn es regnet und ich hänge noch den Gedanken an Felix nach.
Der feine Regen zieht sich über Stunden hin und wir fahren mit einem Reff im Grosssegel in die erste Nacht hinein. Schnell kommen wir wieder in den Überfahrtsmodus und wir kommen zügig voran.
Der Kurs ist ziemlich am Wind, was das Ganze unangenehmer macht und wir noch nicht so viel tun, ausser rumhängen und jede Viertelstunde eine Kontrolle mit Rundumblick und Prüfen der Instrumentenanzeigen, ob alles gut ist.
Tag 2
Der zweite Tag bringt etwas weniger Wind, so dass wir tagsüber das volle Grosssegel setzen, um in unserem Zeitplan zu bleiben. Abends kommt kurzfristig etwas mehr Wind auf und ab den kommenden Morgen ist viel Wind vorhergesagt. Da also unsicher ist, wann genau dieser Wind eintrifft, segeln wir mit Reff 1 im Grosssegel und der Fock in die Nach hinein. Uns ist beiden nicht so wohl, besonders Allan kämpft mit Seekrankheitssymptomen. Es kommen die Faktoren vom zweiten Tag auf See, Dämmerung und die Unsicherheit, wieviel Wind denn wirklich auf uns zukommt, zusammen. So bleibt auch das Kochen des Abendessens auf der Strecke und es gibt nur Snacks. Allan schicke ich früh schlafen und nach einigen Stunden ist er wieder fit, um seine Wache zu übernehmen. So geht es rasant durch die Nacht, die uns immer wieder Regen und den dritten Tag auf See bringt.
Tag 3
Jetzt ist er da, der vorhergesagte Starkwind. Die Windanzeige geht hoch auf durchschnittlich 26-28 Knoten Wind, in den Böen bis 33 Knoten. Wir finden das nicht lustig. Das Grosssegel ist nun im zweiten Reff und die Fock ist auch gerefft. Die ersten beiden Tage haben wir extra einen südlicheren Kurs gewählt, so dass wir nun nicht mehr so hoch am Wind segeln müssen, doch es sind nur wenige Grad, die wir abfallen können und so ist es sehr unangenehm.
Die Wellen werden erstaunlich hoch, so dass meerla oft durch statt über die Wellen geht. So knallt meerla auch sehr viele Male mit dem flachen Bug aufs Wasser, was nicht nur sehr laut ist, sondern uns auch jedes Mal im Herzen weh tut. Es bleibt den ganzen Tag über so, dazu kommt der Regen und es ist ein unangenehmer Ritt über viel zu hohe Wellen. Wir sind dafür sehr schnell unterwegs und so geht es gefühlt fliegend in die nächste Nacht hinein. Und diese ist ziemlich schlaflos, bei so viel Schiffsbewegung ist keine Schlafposition zu finden, die einem länger als wenige Minuten schlafen lässt.
Tag 4
In den Morgenstunden schläft der Wind überraschend ein und es schüttet wie aus Kübeln. Da die hohen Wellen noch nicht weg sind, werden wir umhergeschleudert, weil mit den gerefften Segeln zu wenig Druck da ist, um genügend Fahrt zu halten. So wechseln wir von der Fock auf die Genua und es ist sogleich ein wenig angenehmer. Wir trauen dieser Windstille nicht, sagt die Prognose doch etwas ganz anderes. So wechseln wir bald auf die gereffte Fock zurück, denn der Wind kehrt mit seiner unangenehmen Stärke zurück.
Erst gegen Abend beginnt sich der Wind langsam abzuschwächen und die Wellen bekommen wieder eine akzeptablere Höhe. Wir sind weiterhin in rasendem Tempo unterwegs und einfach nur froh, haben wir diese unangenehme Starkwindzone hinter uns. Auch zeigt sich wieder die Sonne und wir haben die Aussicht, dass der Rest der Überfahrt ganz angenehm wird...
Vor lauter Freude, dass dieser Teil hinter uns liegt, haben wir wieder Energie und machen uns eine leckere Pizza, zur Feier des Tages. Denn heute Morgen haben wir erneut den 180° Breitengrad überquert und somit die offizielle Datumsgrenze. Zudem war am Nachmittag das Bergfest.
Jetzt geniessen wir mit einer warmen Mahlzeit im Bauch den ersten schönen Sonnenuntergang dieser Überfahrt.
Der Wind nimmt noch etwas ab, somit auch die Wellen und es wird deutlich angenehmer im Schiff. Um Mitternacht wechsele ich von der Fock auf die Genua, damit wir gut in Fahrt bleiben. Auf das Ausreffen vom Grosssegel mitten in der Nacht verzichte ich, da dies Allan an Deck erfordern würde und er selig schläft.
Tag 5
Nach dem Wachwechsel kann auch ich das erste Mal wirklich etwas Schlaf finden - wie erholsam.
Es ist nun wundervolles Wetter mit herrlichen Bedingungen, so macht Segeln Spass! Wir werden zügig aber sanft über die Wellen kutschiert. Kurz nach 2 Uhr nachmittags haben wir 22'222 Seemeilen auf unserem Log!
Jetzt können wir es richtig geniessen und ich gönne mir eine erfrischende Dusche im Cockpit.
Es ist um Neumond herum und so sind die Nächte sehr dunkel und bescheren uns bei wolkenlosem Himmel einen überwältigenden Sternenhimmel, dass uns dafür die Worte fehlen. Ich kann ihn nicht beschreiben, es ist ein leuchtender Teppich, der kaum eine Lücke aufweist und die Milchstrasse überstrahlt das Ganze noch mit ihrem hellen Band. Wir können uns kaum satt sehen an diesem atemberaubenden Himmelszelt, das voll ist mit den Leuchttürmen des Universums.
Da es sonst von dieser Nacht nichts zu berichten gibt, was in diesem Fall ein gutes Zeichen ist, schauen wir einfach nach oben und bewundern das Firmament.
Tag 6
Der Wind schwankt etwas, mal stärker, mal schwächer, doch sind wir froh, haben wir noch immer Wind, entgegen der Wetterprognose beim Start in Tonga, wo wir nun bereits in der Flaute wären. Der Wind reicht nun deutlich weiter in den Süden und sollte uns beinahe bis zum Schluss begleiten. Das begrüssen wir natürlich, passen unsere Segel immer mal wieder an und fahren weiterhin zügig auf Neuseeland zu. So freuen wir uns, dass die Ankunftszeit immer früher wird.
Bis heute haben wir kein anderes Schiff gesehen, unsere Begleiter sind das Meer, der Himmel mit den Wolken, die Sonne und die Sterne. So rauschen wir weiter in die nächste Nacht hinein.
Tag 7
Neuseeland ist schon zum Greifen nah und wir verbringen unseren letzten Tag auf See – und immer noch haben wir Wind!
Im Ankunftsland dürfen wir keinerlei Frischware einführen und so ist heue «Küchentag». Wir backen einen leckeren Apfelkuchen mit den letzten Äpfeln. Allan macht ein Tsatsiki, damit die Gurke und möglichst viel Knoblauch verarbeitet werden. Und jetzt sind da noch 12 Zwiebeln. Hm, was geschieht damit? Die werden kurzum halbiert und gebraten. Danach ab in den Kühlschrank und wir freuen uns schon auf die Älplermagronen nach der Ankunft. Jetzt ist nur noch ein Knoblauch übrig...
Nach dem Eindunkeln wird der Wind deutlich schwächer, hoffentlich hält er noch durch für die letzten 50sm. Noch sehen wir kein Land, aber der Lichtersmog von Neuseeland ist schon deutlich zu sehen und der Sternenhimmel verblasst...
Der Wind verlässt uns und so bleiben in der Nacht schlagende Segel zurück, was wir gar nicht mögen. Als wir es nicht mehr aushalten, streichen wir die Segel und starten den Flautenschieber. Schade. Den Wind mit über 30kn etwas besser auf die ganze Strecke verteilt ist halt einfach nur Wunschdenken.
Allan erfreut sich ab dem wunderschönen Sonnenaufgang mit der Aussicht bald in Opua anzukommen.
Wir fahren in die Bay of Islands und es fühlt sich ein wenig an wie nach Hause kommen. Kurz vor 9 Uhr, also exakt nach 7 Tagen, machen wir am Quarantänedock fest und sind einfach nur glücklich hier zu sein.
Jetzt warten wir auf den Zoll und die Biosecurity, um alle Einreiseformalitäten zu erledigen und lassen die rasante Überfahrt Revue passieren. Wir sind 1015sm gesegelt und 43sm mussten wir unter Motor zurücklegen. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 6.4kn, was für uns, über eine solche Distanz, absoluter Rekord ist. Auch der maximale Speed von 13.9kn!! ist unglaublich. Was für ein Wellensurf muss das gewesen sein...
Letztes Jahr haben wir für die gleiche Strecke 10 Tage benötigt, dieses Jahr in umgekehrter Richtung 9 Tage und jetzt 7! Was für eine Rekord-Überfahrt.
Und da kommen sie schon, zuerst der Zoll, da läuft alles wie gehabt zügig und ohne Probleme ab. Danach noch die Biosecurity, die dieses Jahr deutlich strenger ausfällt als letztes Jahr. Der nette Herr schaut genauer hin und möchte einiges wissen. Und er braucht Beweisbilder von unserem Unterwasser, dass es sauber ist. Wir wissen ja, dass es so sauber ist, wie noch selten, doch er eben nicht. Also heisst es für Allan jetzt ins kalte Wasser steigen und ein paar Fotos machen. Wie erwartet wird das nichts, da das Wasser hier in dieser Flussmündung viel zu trübe ist, da ist nichts zu erkennen.
Wir erklären das später dem guten Herrn der Kontrolle und nach kurzer Besprechung akzeptiert er, dass wir bestätigen, dass alles schön sauber ist.
Juhu, es ist geschafft, wir können die gelbe Flagge einholen, die neuseeländische Gastlandflagge hissen und uns bald entspannen. Doch zuerst müssen wir noch das Quarantänedock verlassen und in die Marina an unseren reservierten Platz fahren. Jetzt sind wir endgültig angekommen, können uns entspannen und uns und meerla eine wohlverdiente Süsswasserdusche gönnen.
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